Phenprocoumon und grünes Gemüse: No-Go oder kein Problem?
Richtig oder falsch? Wer mit Phenprocoumon behandelt wird, sollte grünes Gemüse und verschiedene Kohlsorten aufgrund des enthaltenen Vitamin K vom Speiseplan streichen.
Phenprocoumon ist ein Vitamin K-Antagonist und gehört zu den 4-Hydroxycumarinen. Der Arzneistoff vermindert die Vitamin-K-vermittelte Aktivierung der Gerinnungsfaktoren. Die Wirkung setzt nicht sofort ein, sondern erst, wenn alle noch im Körper vorhandenen Gerinnungsfaktoren verbraucht sind. Indiziert ist der Wirkstoff zur Behandlung und Prophylaxe von Thrombose und Embolie und kommt außerdem zur Langzeitbehandlung eines Herzinfarktes zum Einsatz, wenn ein erhöhtes Risiko für thromboembolische Komplikationen besteht.
Funfact: Die Cumarin-Wirkung wurde an Kühen entdeckt, allerdings auf dramatische Weise. Die Tiere verstarben an Blutungen, nachdem sie große Mengen an Steinklee gefressen hatten.
Dosiert wird individuell und die Patient:innen werden durch die Bestimmung der Thromboplastin-Zeit eingestellt. Hierzu kann die Messung des International Normalized Ratio (INR) herangezogen werden. Die Blutgerinnung muss während der Therapie fortlaufend kontrolliert werden.
Phenprocoumon und grünes Gemüse: Ja, nein, vielleicht?
Jetzt aber zum grünen Gemüse. 100 g Grünkohl enthalten 817 μg Vitamin K, in 100 g Spinat stecken 305 μg Vitamin K und 100 g gekochter Broccoli kommen auf 270 μg Vitamin K – um nur einige Beispiele zu nennen. Müssen Phenprocoumon-Patient:innen auf diese Lebensmittel verzichten?
Die Antwort liefert die Deutsche Herzstiftung. Klar ist, dass eine vermehrte Vitamin-K-Aufnahme die Wirkung von Gerinnungshemmern wie Phenprocoumon abschwächen kann, „Allerdings ist das kein Grund auf Vitamin-K-reiche Lebensmittel wie z.B. Spinat, Brokkoli oder verschiedene Kohlsorten zu verzichten“, stellen die Expert:innen klar. Denn: „Diese Nahrungsmittel gehören zu einer gesundheitsfördernden Ernährung und bereichern den Genuss des Essens.“
Außerdem weist die Deutsche Herzstiftung darauf hin, dass bei einer Ernährungsweise, die eine erhöhte Vitamin-K-Aufnahme beinhaltet, eine leichte Erhöhung der Arzneimittel-Dosierung möglich ist – ein häufigeres Bestimmen des INR vorausgesetzt.
Das Fazit der Expert:innen: „Statt auf Vitamin-K-reiche Lebensmittel zu verzichten, sollte man vielmehr darauf achten, im Laufe der Tage möglichst ähnliche Mengen an Vitamin K aufzunehmen und dadurch größere Schwankungen der Blutgerinnung zu vermeiden.“
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