Gefahr von Thrombosen und Thrombozytopenien: Der Corona-Impfstoff Vaxzevria (AstraZeneca) darf in Deutschland erst ab 60 Jahren verimpft werden. Inzwischen wird auch der Vektorimpfstoff von Janssen diesbezüglich von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) überprüft. Dabei ist bei einer SARS-CoV-2-Infektion das Risiko einer Thrombose deutlich höher als bei Geimpften. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie.
Das Auftreten von venösen Thrombosen und Thrombozytopenien in Verbindung mit dem AstraZeneca-Impfstoff hat in den letzten Wochen für viel Wirbel gesorgt. Obwohl laut EMA weiterhin der Nutzen gegenüber den Risiken überwiegt, hat die Ständige Impfkommission ihre Impfempfehlung angepasst, sodass die Vakzine hierzulande erst ab 60 Jahren verimpft werden soll. Doch wie groß ist die Gefahr im Vergleich zu anderen Impfstoffen und wie hoch ist das Risiko einer Thrombose bei einer SARS-CoV-2-Infektion ohne Impfung? Das wollten Forscher:innen der Universität Oxford herausfinden – und liefern eine klare Antwort. So viel vorweg: Unabhängig von Vektor- oder mRNA-Impfstoff ist das Risiko einer Thrombose durch eine SARS-CoV-2-Infektion deutlich höher als durch eine Impfung.
Thrombose-Risiko durch SARS-CoV-2 achtmal höher als durch Impfung
Für die Studie wurde anhand von rund 500.000 Patientendaten jeweils die Anzahl an Thrombose-Fällen analysiert, die zwei Wochen nach der Diagnose von Covid-19 oder zwei Wochen nach einer Impfung auftraten. Anschließend erfolgte eine Hochrechnung auf eine Million Fälle. Demnach liegt das Risiko einer Thrombose durch SARS-CoV-2 acht- bis zehnmal höher als nach einer Impfung. „Wir sind zu zwei wichtigen Schlussfolgerungen gekommen: Erstens erhöht Covid-19 das Risiko einer Sinusvenenthrombose deutlich und fügt sich damit in die Liste der Blutgerinnungsprobleme ein, die diese Infektion verursacht. Zweitens ist das Covid-19-Risiko höher als bei den aktuellen Impfstoffen, was bei der Abwägung von Risiken und Nutzen einer Impfung berücksichtigt werden sollte“, erklärt Paul Harrison, Professor für Psychiatrie und Leiter der Translational Neurobiology Group an der Universität Oxford.
Darüber hinaus haben die Wissenschaftler:innen das Auftreten von Thrombosen im Zusammenhang mit verschiedenen Impfstoffen miteinander verglichen: Zum einen die AstraZeneca-Vakzine, die von der Uni Oxford mitentwickelt wurde, zum anderen der Impfstoff von BioNTech. Die Berechnungen zeigen, dass bei mit Vaxzevria-Geimpften in fünf von einer Million Fällen eine Thrombose auftrat, während es bei Comirnaty-Geimpften vier von einer Million Fälle waren.
Die Forscher:innen selbst mahnen jedoch dazu, die Ergebnisse noch mit Vorsicht zu betrachten, da sie bisher nur vorläufig sind.
Und es gibt einen weiteren Haken: Die Studie berücksichtigt lediglich das Auftreten von Hirnvenenthrombosen. Fälle von Thrombozytopenie, dem Fehlen von Blutplättchen, bleiben außen vor. Dabei ist vor allem die Kombination aus venösen Thrombosen und gleichzeitiger Thrombozytopenie der entscheidende Faktor, wie Wissenschaftler:innen aus Greifswald herausfanden. Über das Risiko in Zusammenhang mit der AstraZeneca-Vakzine informiert auch ein aktueller Rote-Hand-Brief. Laut einem Sicherheitsbericht des Paul-Ehrlich-Institut wurden zwar auch nach einer Impfung mit Comirnaty sowohl einige Fälle von venösen und arteriellen Thrombosen als auch von Thrombozytopenien beobachtet. Jedoch konnte bei keinem der gemeldeten Thrombose-Fälle parallel eine Thrombozytopenie festgestellt werden, bei Vaxzevria dagegen schon.
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