Diclofenac und Paracetamol: Eisenmangel durch Schmerzmittel?
Arzneimittel mit Wirkstoffen wie Diclofenac oder Paracetamol gehören zu den Schnelldrehern in der Apotheke und kommen vor allem im Rahmen der Selbstmedikation zur Behandlung von leichten Schmerzen und Fieber zum Einsatz. Doch bei einigen Personen können die Schmerzmittel zu Eisenmangel und Blutarmut führen. Vorsicht gilt beispielsweise bei Krebspatient:innen.
Etwa jede/r Zweite nutzt hierzulande regelmäßig – mindestens einmal im Monat – Schmerzmittel. Kein Wunder, dass jährlich rund 200 Millionen Packungen davon verkauft werden. Doch die Präparate können auch mit gravierenden Nebenwirkungen verbunden sein. In Kombination mit anderen Arzneimitteln drohen zudem Wechselwirkungen.
Doch damit nicht genug. Denn bei einigen Menschen können Schmerzmittel auch zu einem Eisenmangel und Blutarmut führen. Betroffen sind meist Krebspatient:innen. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung des Deutschen Krebsforschungszentrums und der Universität Freiburg.
Schmerzmittel mit Diclofenac und PCM fördern Eisenmangel
Wie die Forschenden in Zusammenarbeit mit der Universität Heidelberg, dem Universitätsklinikum Heidelberg und dem Universitätsklinikum Leipzig herausgefunden haben, können bestimmte Schmerzmittel den Eisenstoffwechsel von Leberkrebszellen beeinflussen und damit zu Eisenmangel und Anämien – Blutarmut – beitragen. Untersucht wurde demnach der Einfluss der Wirkstoffe Diclofenac und Paracetamol.
Wirkstoffcheck
Paracetamol wird in der Leber metabolisiert und besitzt analgetische und antipyretische Eigenschaften. Letztere werden auf einen Einfluss auf das Temperaturregulationszentrum im Hypothalamus zurückgeführt. Außerdem bewirkt Paracetamol eine Hemmung der cerebralen Prostaglandinsynthese und hemmt die periphere Prostaglandinsynthese nur schwach. Der genaue Wirkmechanismus des Acetamids ist jedoch weiterhin nicht abschließend geklärt.
Diclofenac zählt zu den nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) und besitzt schmerzlindernde und entzündungshemmende Eigenschaften. Die Wirkung ist auf die Hemmung der Cyclooxygenase und der verminderten Prostaglandinbildung zurückzuführen. Der Wirkstoff ist zur äußerlichen Anwendung seit 1999 rezeptfrei.
Dabei zeigte sich: Präparate mit beiden Wirkstoffen sorgten dafür, dass die Entzündungsreaktion abgeschwächt wurde. Das Problem: Zugleich wurde die Produktion des Eisen-regulierenden Hormons Hepcidin in den Leberkrebszellen deutlich erhöht. Dieses hemmt die Eisenaufnahme aus dem Darm und die Freisetzung von Eisen aus Speichern wie der Leber. Folglich kann ein erhöhter Hepcidin-Spiegel dazu führen, dass weniger Eisen aufgenommen und das vorhandene Eisen in den Speichern zurückgehalten wird. Die Folge: eine Blutarmut.
Den Grund dafür konnten die Forschenden auf Veränderungen in der Aktivität bestimmter Signalwege im Zellinneren zurückführen, die die Hepcidin-Produktion steuern.
„Unsere Ergebnisse an menschlichen Zelllinien deuten darauf hin, dass die Einnahme gängiger Schmerzmittel bei Krebspatientinnen und -patienten unbeabsichtigte Nebenwirkungen auf den Eisenhaushalt haben könnte“, so die Forschenden. Vor allem bei Leberkrebszellen war dies verstärkt zu beobachten, bei gesunden Leberzellen dagegen nicht. Das Risiko von Eisenmangel und/oder Anämie durch Schmerzmittel sollte daher im Rahmen der Behandlung von Krebspatient:innen entsprechend berücksichtigt werden.
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