Paracetamol-Update: Neues zum Wirkmechanismus
Paracetamol gehört zu den Mitteln der Wahl bei der Behandlung leichter bis mäßig starker Schmerzen und Fieber. Doch der Wirkmechanismus von Paracetamol ist bisher nicht eindeutig geklärt. Nun liefern Forschende ein Update, denn sie haben einen Teil des Wirkprinzips entschlüsselt.
Paracetamol wird in der Leber metabolisiert und besitzt analgetische und antipyretische Eigenschaften. Letztere werden auf einen Einfluss auf das Temperaturregulationszentrum im Hypothalamus zurückgeführt. Außerdem bewirkt Paracetamol eine Hemmung der cerebralen Prostaglandinsynthese und hemmt die periphere Prostaglandinsynthese nur schwach.
Der genaue Wirkmechanismus des Acetamids ist jedoch weiterhin nicht abschließend geklärt. Forschende aus Israel wollen nun einen weiteren Teil davon entschlüsselt haben und zeigen: Paracetamol wirkt vergleichbar zu einem Lokalanästhetikum.
Paracetamol-Metabolit mit lokalanästhetischem Effekt
Ein Team der Hebrew University of Jerusalem (Israel) hat den Wirkmechanismus von Paracetamol im Körper genauer untersucht und sich dabei vor allem auf den bei der Umwandlung des Wirkstoffs entstehenden Metaboliten AM404 konzentriert. Dieser bildet sich sowohl im Gehirn als auch in peripheren Nervenzellen, beispielsweise im Rückenmark. Ähnlich wie ein Lokalanästhetikum entfaltet AM404 am Entstehungsort eine betäubende Wirkung. Genau wirkt er auf spannungsabhängige Natriumkanäle in den Schmerzleitungsbahnen und blockiert diese. Dadurch wird die Weiterleitung von Schmerzreizen abgeschwächt, sodass weniger Schmerzempfinden entsteht. Dafür genügten bereits kleine Mengen des Metaboliten.
Anhand von Tierversuchen konnte nachgewiesen werden, dass Paracetamol als Injektion verabreicht die Empfindlichkeit gegenüber Hitze und Druck an der jeweiligen Stelle der Injektion deutlich senken konnte, und zwar bereits innerhalb von 30 Minuten. Eine Ausbreitung des Effektes erfolgte dabei nicht.
Paracetamol: Wirkmechanismus zum Teil entschlüsselt
Wie die Forschenden deutlich machen, gilt der nachgewiesene Effekt und Wirkmechanismus ausschließlich für den Metaboliten AM404, nicht jedoch für Paracetamol selbst, den toxischen Metaboliten N-Acetyl-p-benzochinonimin (NAPQI) oder 4-Aminophenol.
Somit könnte AM404 womöglich künftig zur gezielten Schmerzbehandlung eingesetzt werden. „Diese Erkenntnisse liefern Einblicke in die peripheren Wirkmechanismen von Paracetamol und unterstreichen das Potenzial von AM404 als schmerzselektives Lokalanästhetikum mit weitreichenden Auswirkungen auf Schmerzmanagementstrategien“, so das Fazit.
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