Wut als Schmerzverstärker
Dass Wut auf Dauer ungesund ist, und zwar nicht nur für die Psyche, sondern auch für den Körper, ist bekannt. So können schon wenige Minuten Wut dazu führen, dass das Herzinfarktrisiko steigt. Doch damit nicht genug. Denn auch ein Einfluss auf das Schmerzempfinden wurde kürzlich nachgewiesen. Genau kann Wut zum Schmerzverstärker werden.
Das Gefühl von Wut zeichnet sich vor allem durch einen Kontrollverlust aus. Denn im Gegensatz zu Ärger fällt Wut deutlich heftiger aus und verglichen mit bloßem Zorn ist sie nur schwer zu kontrollieren. Kein Wunder, dass die lateinische Bezeichnung furor für Raserei, Wahnsinn und Leidenschaft steht. Doch Wut kann auch Folgen für die Gesundheit haben, wie Forschende am Beispiel Schmerzen nun einmal mehr belegen.
Genau wurde Wut bei Patient:innen mit chronischen Schmerzen zu einer Art Schmerzverstärker und ging demnach mit stärkeren und länger anhaltenden Schmerzen einher.
Schon gewusst: Wut entsteht im limbischen System im Gehirn. Die dort befindlichen Nervenzellkörpern – Amygdala – sind verantwortlich für eine Vielzahl von Emotionen. Bei der Verarbeitung von Reizinformationen von Augen und Ohren setzt die Amygdala die hemmende Großhirnrinde außer Kraft und sendet über den Hypothalamus Warnsignale an den gesamten Körper. Die Folge: Es entsteht ein Gefühl unkontrollierter Wut.
Schmerzverstärker: Wut verlängert und verstärkt Schmerzempfinden
In einer Studie haben Forschende der Hebräischen Universität Jerusalem (Israel) bei mehreren hundert teilnehmenden Patient:innen, die alle an chronischen Schmerzen litten, den Einfluss von Wut auf die Schmerzwahrnehmung untersucht. Dafür wurden die Teilnehmenden mittels spezieller Fragebögen zur Wahrnehmung von Ärger, Wut und Ungerechtigkeit im Zusammenhang mit ihrer Erkrankung befragt. Dabei konnten unterschiedliche Wutprofile festgestellt werden, die mit aktuellen und langfristigen Folgen verbunden sind, die über Angstzustände und Depressionen hinausgehen. Außerdem wurden die Patient:innen um eine Einschätzung ihrer Schmerzwahrnehmung – Intensität, Verteilung, Dauer – gebeten.
Entstand die Wut aus einem Gefühl von Ungerechtigkeit heraus, fiel die Rolle als Schmerzverstärker am deutlichsten aus. Mehr noch: Nicht nur das akute, aktuelle Schmerzempfinden wurde beeinflusst, sondern auch das zukünftige. Der Grund: das Entstehen eines Teufelskreises: „Vermischt sich Wut mit einem Gefühl der Ungerechtigkeit, das selbst wieder ein Auslöser für Wut ist, kann dies Menschen in einen Kreislauf aus emotionalem und körperlichem Leid treiben, der chronische Schmerzen verstärkt und aufrechterhält“, heißt es in der Studie.
Daher ist es laut den Forschenden besonders wichtig, einen geeigneten Umgang mit Wut zu entwickeln, sodass diese schneller verfliegt und keinen Einfluss auf das körperliche Befinden oder sogar die Genesung nehmen kann.
„Wut ist nicht per se schädlich – wenn sie zweckdienlich eingesetzt wird, kann sie ein starker Motivator sein und Menschen helfen, Grenzen zu setzen und Herausforderungen zu meistern.“ Doch dabei sollte versucht werden, ihre schädliche Wirkung so weit wie möglich abzumildern, so das Fazit.
Übrigens: Auf der anderen Seite kann Wut unter bestimmten Bedingungen auch produktiver machen.
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