Verdienstdiskriminierung: Frauen verdienen 45 Prozent weniger
Frauen verdienen weniger als Männer, und zwar pro Stunde durchschnittlich 18 Prozent, zumindest im vergangenen Jahr, wie das Statistische Bundesamt (DESTATIS) anlässlich des Equal Pay Days informierte. Doch die Differenz ist deutlich höher, denn Frauen leisten pro Tag im Durchschnitt 52,4 Prozent mehr Zeit für unbezahlte Care-Arbeit als Männer.
Gender-Pay-Gap ist die Differenz zwischen dem durchschnittlichen Bruttostundenverdienst von Frauen und Männern. Unterschieden wird zwischen der unbereinigten Gender-Pay-Gap, die allgemein den Durchschnittsverdienst aller Arbeitnehmer:innen vergleicht und der bereinigten Gender-Pay-Gap, die den Verdienstunterschied zwischen Männern und Frauen mit vergleichbaren Qualifikationen, Tätigkeiten und Erwerbsbiografien ins Verhältnis setzt.
Zu den Zahlen. Laut Statistischem Bundesamt verdienen Frauen im Durchschnitt pro Stunde 18 Prozent weniger als Männer. Frauen erhielten mit durchschnittlich 19,12 Euro 4,08 Euro weniger brutto die Stunde als Männer (23,20 Euro). Im Vorjahr betrug die Differenz 4,16 Euro. Was ist der Grund für den Unterschied? Zum einen könne der Verdienstabstand darauf zurückgeführt werden, dass Frauen häufiger in Berufen arbeiten, die schlechter bezahlt werden und Frauen seltener Führungspositionen besetzen. Zum anderen verdienten Arbeitnehmerinnen im Durchschnitt auch bei vergleichbarer Tätigkeit und Qualifikation weniger als Männer.
Es kommt aber noch ein weiterer Aspekt hinzu. Frauen leisten pro Tag im Durchschnitt 52,4 Prozent mehr Zeit für unbezahlte Care-Arbeit als Männer, wie das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) informiert. Zur Care-Arbeit gehören unter anderem Kindererziehung, die Pflege von Angehörigen, Hausarbeit und Ehrenamt. Dafür bringen Frauen täglich durchschnittlich vier Stunden und 13 Minuten auf – Männer im Schnitt nur zwei Stunden und 46 Minuten. Zeit, die nicht bezahlt wird.
Wird die Zeit im Gehalt berücksichtigt, ist die Gender-Pay-Gap noch größer – Ökonom Hans Rusinek geht von einem Verdienstunterschied von rund 45 Prozent aus.
Im Jahr 2013 wurden insgesamt 35 Prozent mehr Zeit für unbezahlte Arbeit aufgewendet als für bezahlte, wie das DESTATIS mitteilt. Daraus ergibt sich rechnerisch ein Wert von 826 Milliarden Euro. Der Betrag für Care-Arbeiten liegt höher als die Nettolöhne und -gehälter aller Arbeitnehmer:innen in Höhe von 780 Milliarden Euro.
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