Paracetamol gehört zu den Mitteln der Wahl in der Schmerzbehandlung, konkret bei leichten bis mäßig starken Schmerzen sowie Fieber. Doch der Wirkstoff könnte auch als Organschutz dienen, wie Forschende herausgefunden haben.
Paracetamol besitzt analgetische und antipyretische Eigenschaften, wirkt jedoch im Gegensatz zu Ibuprofen kaum entzündungshemmend. Der genaue Wirkmechanismus von Paracetamol ist noch nicht eindeutig geklärt, allerdings wird der antipyretische Effekt auf einen Einfluss auf das Temperaturregulationszentrum im Hypothalamus zurückgeführt. Außerdem bewirkt Paracetamol eine Hemmung der cerebralen Prostaglandinsynthese und hemmt die periphere Prostaglandinsynthese nur schwach. In einer Studie wurde nun untersucht, ob Paracetamol nicht nur zur Schmerzlinderung und Fiebersenkung, sondern auch als Organschutz dienen – sprich hämoprotektiv wirken – kann.
Übrigens: Wird Paracetamol in der Schwangerschaft angewendet, besteht laut einer Studie kein erhöhtes Risiko für neurologische Entwicklungsstörungen wie ADHS oder Autismus beim Kind.
Organschutz: Paracetamol blockiert Schäden durch überschüssiges Hämoglobin
Konkret ging es um die Behandlung von Patient:innen, die unter einer Blutvergiftung (Sepsis) litten. Überprüft wurde, wie sich eine Therapie mit Paracetamol bei ihnen auswirkte. Dabei zeigte sich: Die Verabreichung verringerte das Risiko für Organschäden sowie ein akutes Atemnotsyndrom. Das ergab eine Untersuchung an mehreren hundert Patient:innen zwischen Oktober 2021 und April 2023, die vom US-National Heart, Lung, and Blood Institute durchgeführt wurde. Diese erhielten nach dem Zufallsprinzip fünf Tage lang alle sechs Stunden entweder intravenös 1 g Paracetamol oder ein Placebo. Anschließend wurde über einen Zeitraum von 28 Tagen beobachtet, wie sich die Symptome entwickelten.
In der Paracetamol-Gruppe traten dabei deutlich seltener Organschäden oder ein akutes Atemnotsyndrom auf als in der Placebo-Gruppe. In puncto Nebenwirkungen ließen sich keine Unterschiede zwischen den Teilnehmenden erkennen. Bei Personen mit besonders schweren Symptomen erwies sich die Behandlung mit Paracetamol am wirksamsten.
Den Grund dafür vermuten die Forschenden darin, dass der Wirkstoff für einen Abbau des durch die Sepsis freigesetzten überschüssigen Hämoglobins sorgt beziehungsweise dessen schädliche Effekte blockiert, wodurch weniger Organschäden entstehen. Somit kann Paracetamol als Form von Organschutz betrachtet werden. Der genaue Mechanismus müsse jedoch noch genauer untersucht werden.
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