„Das Geld können Sie sich sparen“, schreibt Öko-Test. Alle 17 A-Z-Präparate im Test sind durchgefallen. Eine ausgewogene Ernährung sei für die Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen ausreichend.
Laut Öko-Test greift jeder dritte Deutsche zu Nahrungsergänzungsmitteln – mit dem Ziel sich etwas Gutes zu tun. In den letzten Jahren ist der Markt rasant gewachsen. Beliebt sind vor allem Nahrungsergänzungsmittel mit Vitaminen und Mineralstoffen. Sie machen etwa zwei Drittel aus. Zu den Topsellern gehören Vitamin C und Multivitaminpräparate.
„Verbraucher tun damit ihrer Gesundheit keinen Gefallen.“
Öko-Test
Aus gegebenem Anlass hat Öko-Test 17 Multivitaminpräparate von A-Z aus Apotheke, Drogerie und Lebensmitteleinzelhandel untersucht. Bewertet wurde auf Basis der Höchstmengenempfehlung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). In das Testergebnis flossen auch Warnhinweise, Einhaltung der Health-Claim-Verordnung sowie eventuell enthaltene umweltschädliche chlorierte Verbindungen in der Verpackung mit ein.
Zweimal „mangelhaft“, 15 Mal „ungenügend“
Das Testergebnis ist verheerend. „Verbraucher tun damit ihrer Gesundheit keinen Gefallen.“ Die Produkte seien kein Ersatz für eine ausgewogene Ernährung und es bestehe die Gefahr einer Überdosierung. Die Tester vergeben 15 Mal das Gesamturteil „ungenügend“, nur zweimal wird die Note „mangelhaft“ (Aldi Süd, Netto) vergeben. Dennoch sprechen die Experten den beiden Testsiegern einen Nutzen für den Verbraucher ab. Zu den 15 mit „ungenügend“ bewerteten Produkten gehören auch die Apothekenmarken Centrum (Pfizer), Eunova (Stada) und Ratiopharm. Doppelherz aktiv (Queisser) ist ebenso durchgefallen wie die Eigenmarken von DocMorris, Edeka, Penny, Norma, dm und Müller.
Was aber sind die Gründe für die schlechte Bewertung? Für beinahe alle Produkte im Test wird ein Depoteffekt oder eine Langzeitwirkung beworben. Aus Sicht der Tester eine fragwürdige Auslobung. „Der Nutzen einer solchen Wirkung ist aus unserer Sicht nicht belegt“, schreibt Öko-Test. Zum anderen sind die enthaltenen Vitamine und Mineralstoffe oft überdosiert. Ein Zuviel kann schädlich sein. So könne Vitamin E das Prostatakrebsrisiko erhöhen, Vitamin D zu Nierensteinen führen und sich die fettlöslichen Vitamine A, D, E und K im Körper anreichern.
Warum? Darum.
In 15 der 17 Produkte ist laut Öko-Test Vitamin A überdosiert. Die Folgen können Kopfschmerzen oder Juckreiz sein. Schlimmer sei jedoch, dass einer Überdosierung das Kind im Mutterleib schädigen kann. Ein Warnhinweis sei somit unerlässlich. Leider tragen jedoch nicht alle betroffenen Präparate einen Hinweis, dass diese nicht für Schwangere geeignet sind oder nur nach Rücksprache mit dem Arzt eingenommen werden sollen. Gleiches gilt für Niacin. Aber auch Mineralstoffe seien überdosiert. Dazu zählen beispielsweise Kochsalz, Eisen oder Jod.
Problemfall Phosphor
Phosphor = Abwertung. 15 der 17 Testpräparate enthalten Phosphor. Für den Inhaltsstoff gibt es Punktabzug. Öko-Test verweist auf die Bewertung des BfR: „Es sind keine Gründe erkennbar, die für eine Verwendung […] in Nahrungsergänzungsmitteln zu ernährungsphysiologischen Zwecken sprechen.“ Eine kurzfristige Überdosierung kann Magen-Darm-Beschwerden verursachen. Langfristig sind Verkalkung der Gelenke und Schleimbeutel möglich.
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