Knapp drei Milliarden Euro Umsatz: NEM weiter Dauerbrenner in der Apotheke
Der Boom bei Nahrungsergänzungsmitteln (NEM) ist ungebrochen. Auch in den Apotheken sind Präparate mit Vitaminen und Co. gefragt wie selten. Und das zeigt sich auch beim Umsatz. Demnach haben NEM den Apotheken zuletzt knapp drei Milliarden Euro Umsatz im Jahr beschert.
NEM gehören in der Apotheke zu den Dauerbrennern, und zwar nicht erst seit der Corona-Pandemie. Welchen Stellenwert das Segment für die Apotheken hat, zeigen neue Zahlen von IQVIA. Demnach hat der VMHS-Markt – Vitamine, Mineralstoffe, Herbals (Phytopharmaka) und andere Supplemente (NEM) – im letzten Jahr für einen Umsatz von fast drei Milliarden Euro gesorgt. Knapp die Hälfte des erzielten Umsatzes entfiel allein auf Präparate mit Mineralstoffen und Vitaminen.
Besonders gefragt und damit umsatzstark waren Vitamin C-Kombipräparate, die im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 16 Prozent aufwiesen, gefolgt von Multivitaminen und Mineralstoffen für Kinder (+ 14 Prozent) sowie reinen Vitamin C-Produkten (+ 12 Prozent). Auch Omega 3- und Vitamin B-Präparate erfreuen sich wachsender Beliebtheit.
Zu den Top-Marken im VMHS-Bereich gehören Bayer, Orthomol und Procter & Gamble, die mit ihren Produkten in Summe rund 15 Prozent des Umsatzes erzielt haben. Dabei gehört Orthomol laut einer aposcope-Befragung auch bei den Apothekenteams zu den Empfehlungs-Favoriten. Geht es nach dem Apothekenpersonal, sollten sich die Hersteller jedoch entscheiden: Apotheke oder Mass Market. Mehr noch. Die Kolleg:innen wollen bei NEM Apothekenexklusivität. Denn in puncto Einnahme besteht Beratungsbedarf, um Fehler wie Überdosierungen, aber auch Wechselwirkungen zu vermeiden. Nicht umsonst fordern die Teams ebenso wie Verbraucherschützer:innen verbindliche Höchstmengen für NEM.
NEM und Arzneimittel: Das ist der Unterschied
Während Arzneimittel eine pharmakologische Wirkung besitzen und zielgerichtet beziehungsweise krankheitsbezogen bei entsprechenden Patient:innen angewendet werden, zählen NEM als Lebensmittel. Sie kommen gesundheitsbezogen zum Einsatz, besitzen keine pharmakologische Wirkung, sind für Verbraucher:innen bestimmt und dienen dazu, die Ernährung durch die enthaltenen Nährstoffe wie Vitamine und Mineralstoffe zu ergänzen. Demgegenüber sollen die in Arzneimitteln enthaltenen Wirkstoffe zur Heilung, Linderung oder zur Verhütung von Krankheiten oder krankhaften Beschwerden beitragen.
Hinzukommt, dass NEM keine Zulassung besitzen, sondern lediglich beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) registriert sind. Arzneimittel müssen jedoch durch die zuständige Bundesoberbehörde (Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Paul-Ehrlich-Institut) oder die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) zugelassen werden. Demnach sind Wirkung und Sicherheit von Arzneimitteln wissenschaftlich belegt – für Nahrungsergänzungsmittel nicht.
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