NEM: Apotheken fordern verbindliche Höchstmengen
Nahrungsergänzungsmittel sind ein wichtiges Segment in der Apotheke, sagen 84 Prozent der von aposcope befragten Apotheker:innen und PTA. An die Hersteller und die Politik haben die Kolleg:innen klare Forderungen. So sollen die Unternehmen sich für einen Markt entscheiden: Apotheke oder Mass Market (80 Prozent) und die Politik soll verbindliche Höchstmengen für NEM einführen (86 Prozent).
Nahrungsergänzungsmittel (NEM) sind laut Definition Lebensmittel. Krankheiten lindern, vorbeugen oder gar heilen können die Produkte also nicht. Wie ihr Name schon sagt, sollen die Produkte die Nahrung ergänzen, also den Körper mit den Vitaminen, Mineralstoffen und Co. versorgen, die über die Ernährung nicht aufgenommen werden. Somit können NEM nützlich und sinnvoll sein, vorausgesetzt das passende Produkt wird zur richtigen Zeit in der passenden Dosierung eingenommen. Und hier zeigt sich das erste Problem: Für Nahrungsergänzungsmittel gibt es in Deutschland keine verbindlichen Höchstmengen, sondern lediglich Empfehlungen.
Laut einer aktuellen aposcope-Umfrage fordern 86 Prozent der Kolleg:innen in den Apotheken rechtsverbindliche Höchstmengen für Vitamine und Mineralstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln. Etwa die gleiche Anzahl an Apotheker:innen und PTA (87 Prozent) ist der Meinung, dass Überdosierungen durch NEM möglich sind. Bei ihrer Entscheidung haben die Befragten die Qual der Wahl, denn es gibt zu viele verschiedene Empfehlungen/Werte für Höchstmengen von einzelnen Gesellschaften, sodass es schwer fällt, die „richtige“ Empfehlung auszumachen, sagen 84 Prozent. Mehr als die Hälfte der Kolleg:innen geht sogar noch weiter: 61 Prozent sind der Meinung, dass nicht nur rechtsverbindliche Höchstwerte für NEM eigenführt werden müssen, sondern auch für Lebensmittel, mit Blick auf Vitamin D-Pilze und andere mit Vitaminen und Mineralstoffen angereicherte Lebensmittel aus dem Supermarkt.
Große Hoffnung haben die befragten Apotheker:innen und PTA allerdings nicht. Sechs von zehn Kolleg:innen fürchten, dass es in der EU nie verbindliche Höchstmengen geben wird. Die Sorge scheint nicht ganz unberechtigt, denn es ist schon etwa 20 Jahre her, dass die EU den Verbraucher:innen gesetzliche Höchstmengen für Vitamine und Co. versprach. Immerhin gibt es inzwischen eine Arbeitsgruppe, die sich mit dem Thema beschäftigt. Somit gibt es auch hierzulande lediglich die empfohlenen Höchstmengen für NEM. Zuletzt hatte das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) im März seine Vorschläge aktualisiert.
Die fehlenden verbindlichen Höchstmengen für Nahrungsergänzungsmittel sind aber nicht das einzige Problem. Hinzu kommt die irreführende Werbung. 94 Prozent der von aposcope befragten Kolleg:innen sind der Meinung, dass irreführende Werbung auf NEM stärker kontrolliert und bestraft werden muss. Außerdem sagen 85 Prozent der Umfrageteilnehmer:innen, dass es eine staatliche Zulassungspflicht mit behördlicher Sicherheitsprüfung für Nahrungsergänzungsmittel geben sollte.
An der aposcope-Umfrage „Nahrungsergänzungsmittel in der Apotheke 2021 – Was ist gefragt, was wird empfohlen?“ nahmen vom 21. bis 29. April 500 Apotheker:innen und PTA teil. Alle Informationen dazu gibt es hier. Die gesamten Ergebnisse mit Antworten auf mehr als 50 Fragen können ab sofort über die aposcope-Website erworben werden.
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