Hämorrhoiden – wir alle haben sie, auch wenn sie gerne verschwiegen werden. Zugegeben, es gibt Angenehmeres, als über die Blutgefäße und die Beschwerden in Folge einer Vergrößerung zu reden. Wir brechen das Tabuthema mit unserem Indikationscheck.
„Ich hab` Hämorrhoiden.“
„Ich auch.“
Wir alle haben sie, und zwar im Übergang von Mastdarm zum Analkanal. Hämorrhoiden sind gut durchblutet, ringförmig angeordnet und haben eine wichtige Aufgabe: Sie dienen in Kombination mit dem inneren und äußeren Schließmuskel des Afters zur Abdichtung des Darms nach außen. Die Blutgefäße verhindern also durch Anschwellen, dass der Stuhl den Darm unkontrolliert verlassen kann. Wer sich entleeren muss, sendet ein Signal – das Blut fließt ab und die Hämorrhoide schwillt ab, der Stuhl kann den After passieren.
Juckreiz, Brennen, Fremdkörpergefühl. Hämorrhoiden – beziehungsweise Hämorrhoidalleiden – und Fissuren waren schon Thema in unserem Podcast, denn peinlich, gibt`s nicht. Dr. Dietmar Jacob, Facharzt für Chirurgie, Viszeralchirurgie, spezielle Viszeralchirurgie und Proktologe ist unser Gesprächspartner. Sein Motto: „Keine Diagnose durch die Hose.“
Fun fact: Als Schutzheiliger der Hämorrhoiden-Patient:innen und der Proktolog:innen gilt der heilige St. Fiacrius – ein im 7. Jahrhundert in Irland geborener Einsiedler.
Bereiten die Hämorrhoiden Probleme und bilden sich „Klumpen“ (es können sich Blutgerinnsel bilden), gefährdet falsche Scham die Therapie, denn Hämorrhoidalleiden sind noch immer ein Tabuthema. Dabei leiden etwa zwei Drittel der über 30-Jährigen mindestens einmal im Laufe des Lebens an Juckreiz, Brennen und Schmerzen, die durch erweiterte Hämorrhoiden verursacht werden. Weitere Symptome sind: Blut auf dem Stuhl und Nässen. Blutet die Hämorrhoide, sollte der/die Patient:in eine/n Ärzt:in aufsuchen.
Unterschieden wird in innere und äußere Hämorrhoiden. Die inneren Hämorrhoiden befinden sich oberhalb der Verbindung zwischen After und Mastdarm, die äußeren unterhalb.
- Hämorrhoiden 1. Grades: Symptome sind Juckreiz und Schmerz, die Hämorrhoiden sich äußerlich nicht sichtbar.
- Hämorrhoiden 2. Grades: Symptome sind starker Juckreiz, Brennen und Schleimabsonderungen sowie mitunter hellrotes Blut auf dem Stuhl. Die Hämorrhoiden werden beim Toilettengang herausgepresst und ziehen sich selbst wieder zurück.
- Hämorrhoiden 3. und 4. Grades: Symptome sind starke Schmerzen und Entzündung. Die Hämorrhoiden ziehen sich nicht mehr selbst zurück.
Hoher Druck, beispielsweise durch Kraftsport, kann Hämorrhoidalleiden verstärken. Weitere Ursachen sind Bewegungsmangel infolge sitzender Tätigkeiten, geringe Flüssigkeitszufuhr, Verstopfung und Pressen beim Stuhlgang sowie Übergewicht und ein schwaches Bindegewebe.
Hämorrhoiden: Was geht in der Selbstmedikation?
Bei akuten Beschwerden können Salben und Zäpfchen mit Lidocain Linderung verschaffen. Das Lokalanästhetikum hemmt vorübergehend die Bildung und Weiterleitung von Nervenimpulsen zum zentralen Nervensystem – Juckreiz, Brennen und Schmerzen werden gemindert.
Wer auf pflanzliche Inhaltsstoffe setzt, kann auf Präparate mit Hamamelis zurückgreifen. Aufgrund der enthaltenen Gerbstoffe werden der Zaubernuss blutstillende, entzündungshemmende und adstringierende Effekte zugesprochen. Außerdem kommen Analtamponaden sowie Präparate mit basischem Bismutgallat, Rosskastanie oder Eichenrinde zum Einsatz.
Der Behandlungserfolg von Salben und Zäpfchen kann in Kombination mit adstringierenden Sitzbädern verstärkt werden. Begleitend werden stuhlaufweichende Präparate wie Macrogol oder auch Flohsamenschalen eingesetzt. So gehört die Gabe von Ballaststoffen laut Leitlinie zur Basistherapie. Betroffene sollten außerdem auf eine gute Analhygiene achten.
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