Gekürztes Testhonorar: Gefahr für Apotheken?
Die Vergütung für kostenlose Bürgertests soll sinken. Sowohl für die Durchführung als auch für die Materialkosten können Apotheken und andere Teststellen wohl schon bald weniger abrechnen. Durch ein gekürztes Testhonorar sind jedoch zahlreiche Teststellen in Gefahr – auch in Apotheken, erklärt der Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL).
Obwohl die Kürzung des Testhonorars auf unter zehn Euro für die Durchführung und drei bis vier Euro für die Sachkosten laut Gesundheitsminister Jens Spahn langfristig geplant war, sieht der AVWL-Vorstandsvorsitzende Dr. Klaus Michels darin eher eine Bestrafung für die jüngst bekannt gewordenen Betrugsfälle bei der Abrechnung von Schnelltests. Zwar müssten entsprechende Fälle geahndet werden, jedoch sieht Michels ein gekürztes Testhonorar nicht als richtige Lösung. Im Gegenteil: „Hier werden die redlichen Teststellenbetreiber für Vergehen einzelner schwarzer Schafe bestraft, die nur durch die Versäumnisse von Politik und Verwaltung bei den Kontrollen möglich geworden sind.“
Setzt das Bundesgesundheitsministerium sein Vorhaben um und verringert die Vergütung für die kostenlosen Bürgertests, bringe dies das flächendeckende Teststellennetz in Westfalen-Lippe in Gefahr. Auch viele Apotheken dürften sich laut Michels dann überlegen, ob sie den Service noch weiter anbieten. Denn „wenn die Vergütung gekürzt werde, stehe diese in keinem Verhältnis zu Aufwand und hohem Stresslevel in den Teststellen.“ Dies wäre jedoch das falsche Signal, denn vor allem Apotheken im ländlichen Raum seien „ein wesentlicher Pfeiler der Teststrategie“, der dadurch in Gefahr gerate, so der AVWL-Vorstandsvorsitzende.
Der Bundesverband der Laborärzte (BDL) ist da anderer Meinung. Zwar spricht sich der BDL ebenfalls klar gegen ein gekürztes Testhonorar aus und betont dazu: „Niedrigere Preise führen nicht zu besseren Tests, im Gegenteil. Vergewerblichung, Preisdumping und lasche Kontrollen bewirken noch schlechtere Testbedingungen. Der Arbeitsschutz wird reduziert, die Arbeitsbelastung verdichtet, Mindestlöhne zementiert. Das sind die Stellschrauben, an denen gewerbliche Schnelltester drehen, um ihre Geschäfte am Laufen zu halten.“ Allerdings fordert der BDL im Gegenzug die Schließung aller nichtärztlich geführten Testzentren und damit auch das Aus für Schnelltests in Apotheken. „Die Kommerzialisierung des Infektionsschutzes in der COVID-19-Pandemie war ein schwerer Fehler, der sofort korrigiert werden muss“, betont der Vorsitzende Dr. Andreas Bobrowski.
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