Der Wirbel um die kostenlosen Corona-Schnelltests hält an. Nach möglichen Betrugsfällen werden Forderungen nach strengeren Kontrollen laut. Das reicht einigen jedoch noch nicht. Geht es nach dem Bundesverband der Laborärzte, müssten private Testzentren geschlossen werden. Auch Schnelltests in Apotheken sollten vor dem Aus stehen – trotz Lob vom Bundesgesundheitsminister.
In mehreren Bundesländern stehen Testzentren unter Verdacht, mehr Tests abgerechnet als durchgeführt zu haben. Als Reaktion wurden bereits strafrechtliche Ermittlungen aufgenommen. Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern haben sich außerdem darauf verständigt, die Kontrollen der Teststellen zu verschärfen und auch die Finanzämter dabei einzubeziehen.
Darüber hinaus bestätigte Gesundheitsminister Jens Spahn auf der gestrigen Bundespressekonferenz sein Vorhaben, das Honorar für die Tests absenken zu wollen. Die Vergütung für die Durchführung soll künftig bei unter zehn Euro liegen, für die Materialkosten sollen maximal zwischen drei und vier Euro abgerechnet werden können. Dies sei zwar keine direkte Reaktion auf die aktuellen Vorfälle, sondern langfristig geplant gewesen. Dennoch stößt der Plan unter anderem beim Bundesverband der Laborärzte (BDL) auf Kritik. „Niedrigere Preise führen nicht zu besseren Tests, im Gegenteil. Vergewerblichung, Preisdumping und lasche Kontrollen bewirken noch schlechtere Testbedingungen. Der Arbeitsschutz wird reduziert, die Arbeitsbelastung verdichtet, Mindestlöhne zementiert. Das sind die Stellschrauben, an denen gewerbliche Schnelltester drehen, um ihre Geschäfte am Laufen zu halten“, heißt es in einer Pressemitteilung.
Gegen „Kommerzialisierung des Infektionsschutzes“: Aus für Schnelltests in Apotheken?
Nach Meinung des BDL würden billige Schnelltests, aber auch „improvisierte Testumgebungen und unqualifizierte Tester“ die Qualität der Ergebnisse beeinflussen. Um Letztere zu gewährleisten und Betrugsfällen besser vorzubeugen, fordert der BDL die Schließung aller nichtärztlich geführten Testzentren und damit auch das Aus für Schnelltests in Apotheken. Letztere hatte der Gesundheitsminister neben Feuerwehren, Ärzt:innen und Co. noch für ihren gewissenhaften Einsatz gelobt. Für den BDL sollten jedoch künftig nur noch Ärzt:innen oder ärztlich geführte Körperschaften Testzentren betreiben. „Die Kommerzialisierung des Infektionsschutzes in der COVID-19-Pandemie war ein schwerer Fehler, der sofort korrigiert werden muss“, betont der Vorsitzende Dr. Andreas Bobrowski. Die Durchführung der Tests sollte außerdem ausschließlich medizinischem Fachpersonal obliegen.
Neben dem Sicherstellen von Qualitätsnormen würde damit auch „das Vertrauen in die Testbescheinigungen gestärkt, wenn diese wieder ausschließlich durch Ärztinnen und Ärzte ausgestellt würden“, so der BDL – selbst wenn dadurch auch Schnelltests in Apotheken vor dem Aus stehen. Denn auch dort sei es teilweise schwierig, Kundenströme zu trennen. Eine Ausnahme vom Grundsatz „Infektionsdiagnostik ist eine ärztliche Aufgabe“ für Apotheken sei außerdem nicht denkbar, berichtet APOTHEKE ADHOC unter Berufung auf den BDL.
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