Fenofibrat und Bempedoinsäure: Achtung, HDL-Abfall droht
Unter der Kombination aus Fenofibrat und Bempedoinsäure kann ein starker Abfall des High-Density-Lipoprotein (HDL)-Spiegels als seltene, aber schwerwiegende Wechselwirkung auftreten, informiert die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) aktuell.
Der AkdÄ wurde demnach ein Fallbericht gemeldet, bei dem die Kombination zu einem drastischen Absinken des „guten“ Cholesterinwertes führte. Der 55-jährige Patient litt unter familiärer Hypercholesterinämie und wurde seit mehreren Jahren unter anderem mit Fenofibrat (145 mg/Tag) behandelt. Hinzukamen Ezetimib (10 mg/Tag) und Evolocumab (420 mg/alle vier Wochen), um seinen Low Density Lipoprotein (LDL)-Cholesterinwert zu senken. Dieser lag während der Therapie stets zwischen 70 und 100 mg/dl, der HDL-C-Wert zwischen 40 und 50 mg/dl.
Nachdem die Behandlung jedoch um die tägliche Einnahme von 180 mg Bempedoinsäure erweitert wurde, kam es zu einem starken HDL-Abfall. Genau sank der Wert in den ersten sechs Monaten zunächst um 50 Prozent und im folgenden halben Jahr auf einen Tiefstwert von 5 mg/dl (0,13 mmol/l). Zum Vergleich: Wie die AkdÄ informiert, gelten Konzentrationen von < 20 mg/dl (0,52 mmol/l) als sehr niedrig.
Zur Erinnerung: Cholesterin ist nicht gleich Cholesterin. Ein hoher LDL-Cholesterinwert bedeutet, dass der Transport des Cholesterins von der Leber in den Körper gestört ist und das Risiko für Fettablagerungen in den Gefäßen steigt. Demgegenüber sorgt HDL für den Rücktransport des Cholesterins zur Leber, wo es abgebaut wird. Während ein hoher LDL-Wert somit mit einem erhöhtem Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen verbunden ist, wirkt sich ein hoher HDL-Wert eher günstig aus.
Fenofibrat und Bempedoinsäure: Kombi kann HDL-Wert senken
Als Ursache für die unerwünschte Wirkung wurde die Kombination aus Fenofibrat und Bempedoinsäure angenommen. Diese hat zudem zu veränderten roten Blutkörperchen geführt. Nach Absetzen von Fenofibrat normalisierte sich beides wieder. Eine ähnliche Entwicklung konnten die Autor:innen im Nachgang bei drei weiteren Patient:innen feststellen.
Die genaue Ursache für die Wechselwirkung zwischen Fenofibrat und Bempedoinsäure ist laut der AkdÄ noch nicht geklärt. Bisher seien in der europäischen Datenbank gemeldeter Verdachtsfälle von Arzneimittelnebenwirkungen zwar jeweils mehrere Fälle von erniedrigten HDL-C-Spiegeln unter den einzelnen Wirkstoffen gelistet. Unter der Kombination sei jedoch nur ein weiterer Fall gemeldet.
Fenofibrat gehört zu den Fibraten. Der Lipidsenker findet unter anderem bei Patient:innen mit Fettstoffwechselstörungen Anwendung. Außerdem kommt Fenofibrat zur unterstützenden Behandlung bei Hypertriglyceridämie und Hypercholesterinämie zum Einsatz. Der Wirkmechanismus beruht auf der Aktivierung am Peroxisom-Proliferator-aktivierten Rezeptor alpha (PPAR-alpha), wodurch es zur Regulierung der am Lipidstoffwechsel beteiligten Gene kommt. Genau werden Triglyceriden reduziert und der High-Density-Lipoprotein (HDL)-Spiegel erhöht.
Bempedoinsäure gehört ebenfalls zu den Lipidsenkern und stellt genauso wie Fenofibrat eine alternative Behandlungsoption bei Statinunverträglichkeit dar. Der Wirkstoff hemmt die Adenosintriphosphat-Citrat-Lyase (ACL) und führt dadurch zur Hemmung der hepatischen Cholesterinsynthese sowie zur Senkung des LDL-Spiegels. Das Prodrug muss im Körper erst in seine aktive Form umgewandelt werden.
Auch wenn das Auftreten der unerwünschten Wirkung sehr selten ist, sollte dies bei der Behandlung im Blick behalten werden. Denn eine starke Verringerung des HDL-C-Spiegels kann das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und einen dadurch bedingten Tod erhöhen.
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