Verschiedene Antibiotika für Kinder sind derzeit von Lieferausfällen betroffen. Darunter Penicillin V, Amoxicillin sowie die Kombi Amoxicillin/Clavulansäure. Als Grund nennt das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) vornehmlich deutlich gestiegene Bedarfe, die nicht kompensiert werden können, weil die Produktionskapazitäten zum jetzigen Zeitpunkt nicht ausreichen. Was aber sind die Alternativen zu den Kinderantibiotika?
Während Klinikapotheken laut BfArM mit Bezug auf die Fachgesellschaften zum jetzigen Zeitpunkt nicht von einer Unterversorgung mit Penicillin V, Amoxicillin und Amoxicillin/Clavulansäure betroffen sind, gefährden Lieferengpässe die ambulante Versorgung. Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin hat eine Tabelle zu den alternativen Antibiotika bei indikationsbezogenen Therapien erarbeitet.
Lieferengpässe Kinderantibiotika: Das sind die Alternativen
Indikation | Streptokokken A Tonsilitis/ Odontogene Infektionen | Mittelohr-entzündung Sinusitis | Ambulant erworbene Pneumonie | Haut-, Weichteil- infektionen | Gelenk-, Knochen- infektionen | Zystitis | Pyelonephritis (Infektion des Nierenbeckens) |
Standardtherapie | Penicillin V | Amoxicillin | Amoxicillin | Amoxicillin-Clavulan- säure / Ampicillin- Sulbactam | Amoxicillin-Clavulan- säure / Ampicillin- Sulbactam | Trimethoprim | Cefixim |
Alternative 1 | Amoxicillin | Amoxicillin-Clavulan- säure / Ampicillin- Sulbactam | Amoxicillin-Clavulan- säure / Ampicillin- Sulbactam | Cefadroxil oder Cefalexin | Clindamycin (ab 5 Jahren) | Nitrofurantoin | Cefpodoxim |
Alternative 2 | Clindamycin | Cefadroxil oder Cefaclor | Cefadroxil oder Cefaclor | Clindamycin | Cefadroxil oder Cefaclor | Fosfomycin- Trometamol (ab 12 Jahren) | Cefuroximaxetil |
Alternative 3 | Cefadroxil oder Cefaclor | Cefuroximaxetil | Cefuroximaxetil | Cotrimoxazol | Cefuroximaxetil | Cefaclor | Amoxicillin- Clavulansäure / Ampicillin- Sulbactam |
Alternative 4 | Erythromycinestolat oder Clarithromycin | Erythromycinestolat oder Clarithromycin | Erythromycinestolat oder Clarithromycin | Cefuroximaxetil | Cotrimoxazol | Cefuroximaxetil | Cotrimoxazol |
Alternative 5 | Doxycyclin (ab 8 Jahren) | Cotrimoxazol | Cotrimoxazol | Erythromycinestolat oder Clarithromycin | Amoxicillin- Clavulansäure / Ampicillin- Sulbactam | Ciprofloxacin | |
Alternative 6 | Doxycyclin (ab 8 Jahren) | Doxycyclin (ab 8 Jahren) | Doxycyclin (ab 8 Jahren) | Ciprofloxacin |
Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin weist jedoch auch darauf hin, dass bei den angegebenen Indikationen keine Antibiotikagabe erforderlich ist und eine symptomatische Therapie möglich ist.
Wird auf ein anderes Antibiotikum ausgetauscht, sind die Angaben zu Alter, Dosierung sowie Vor- und Nachteilen zu beachten. Auch die Darreichungsform spielt eine Rolle. Sind beispielsweise Suspensionen oder Granulate nicht lieferbar, könne auf teilbare Tabletten ausgewichen werden oder daraus in der Apotheke eine Suspension hergestellt werden.
Wirkstoffcheck
Cefadroxil oder Cefaclor gehören zu den Oralcephalosporinen, Gruppe 1. Die Wirkstoffe kommen unter anderem zur Behandlung von Tonsillopharyngitis, Haut- und Weichteilinfektionen, akuter Mittelohrentzündung und Sinusitis sowie ambulant erworbener Pneumonie zum Einsatz. Cefadroxil und Cefaclor sind gut wirksam gegen Staphylokokken, Streptokokken und Pneumokokken. Es gibt jedoch verschiedene Nachteile: Die Wirkstoffe sind nur mäßig gut oral bioverfügbar (50 Prozent), haben nur ein schmales Wirkspektrum im gram-negativen Bereich und gleichzeitig ein größeres Resistenzpotenzial.
Standarddosierung: 50 mg/kg/d in 2 ED p.o. (max. 4 g/d)
Darreichungsformen:
- Trockensaft: 25 oder 50 mg/ml (Cefaclor; ab 1. Lebenstag), 100 mg/ml (Cefadroxil; ab 28 Lebenstagen)
- Tabletten: 500 mg (Cefaclor; ab 6 Jahren), 1 g (Cefadroxil; ab 6 Jahren)
Cefuroximaxetil aus der Gruppe 2 der Oralcephalosporine kommt bei Blasen- oder Nierenbeckenentzündungen sowie bei akuter Mittelohrentzündung und Sinusitis sowie bei ambulant erworbener Pneumonie zum Einsatz. Der Wirkstoff ist oral jedoch nur schlecht bioverfügbar (40 Prozent) und zeigt gegenüber gram-negativen Bakterien ein größeres Resistenzpotenzial.
Standarddosierung: 30 mg/kg/d in 2 ED p.o. (max. 4,5 g/d)
Darreichungsformen:
- Trockensaft: 25 mg/ml (ab 28 Lebenstagen; mit Mahlzeiten einnehmen)
- Filmtabletten: 125, 250 oder 500 mg (ab 6 Lebensjahren)
Clarithromycin aus der Gruppe der Makrolide wird zur Behandlung verschiedener bakterieller Infektionen wie beispielsweise der Atemwege, des Hals-Nasen-Ohren-Bereichs oder der Haut eingesetzt. Der Wirkstoff ist ein säurestabiles Methylderivat von Erythromycin mit bakteriostatischen und bakteriziden Eigenschaften – sowohl gegen grampositive als auch gramnegative Keime. Clarithromycin hemmt die Proteinbiosynthese durch Bindung an eine Untereinheit des bakteriellen Ribosoms. Der Nachteil: Clarithromycin ist nur mäßig wirksam gegen Staphylokokken und es gibt eine Kreuzresistenz mit Clindamycin sowie verschiedene Medikamenteninteraktionen.
Standarddosierung: 15 mg/kg/d in 2 ED p.o. (max. 1 g/d)
Darreichungsformen:
- Granulat: 25 oder 50 mg/ml (ab 2 Lebensmonaten)
- Filmtabletten: 250 oder 500 mg (ab 12 Lebensjahren)
Clindamycin besitzt bakteriostatische Eigenschaften gegen grampositive Aerobier sowie anaerobe Bakterien. Das Lincosamid-Antibiotikum bindet an die 23S-Untereinheit des bakteriellen Ribosoms und hemmt so die Proteinsynthese. Es besteht jedoch eine Kreuzresistenz zu Makroliden.
Standarddosierung: 20 mg/kg/d in 3 ED p.o. (max. 1,8 g/d)
Darreichungsformen:
- Granulat: 15 mg/ml (ab 28 Lebenstagen)
- Hartkapseln oder Filmtabletten: 150 oder 300 mg (ab 28 Lebenstagen bzw. 14 Lebensjahren)
Cotrimoxazol ist die Fixkombi im Mengenverhältnis 1:5 aus den beiden Antibiotika Trimethoprim und Sulfamethoxazol. Dem Duo werden bakterizide Eigenschaften zugesprochen, wobei die Wirkstoffe einzeln bakteriostatisch wirken. Cotrimoxazol-haltige Arzneimittel sind in verschiedenen Indikationen zugelassen. Darunter Infektionen der oberen und unteren Atemwege, Infektionen des Hals-Nasen-Ohren-Bereiches – mit Ausnahme einer durch Streptokokken ausgelösten Mandelentzündung – sowie Infektionen der Nieren und der ableitenden Harnwege. Außerdem ist die Fixkombi auf der Liste der unentbehrlichen Arzneimittel der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu finden. Cotrimoxazol ist gut wirksam gegen Staphylokokken und Streptokokken, aber nur mäßig wirksam gegen Pneumokokken.
Standarddosierung: 5 mg/kg/d (TMP-Anteil) in 2 ED bzw. 30 mg/kg/d (SMX-TMP) in 2 ED p.o. max. 320 mg (TMP) bzw. 1.920 mg (SMX-TMP) pro Tag p.o.
Darreichungsformen:
- Suspension: 48 oder 96 mg/ml (ab 6 Lebenswochen)
- Tabletten: 480 oder 960 mg (ab 6 Lebensjahren)
Doxycyclin gehört zu den Tetrazyklinen und wird beispielsweise zur Behandlung von Haut- und Weichteilinfektionen, Abszessen, akuter Otitis media / Sinusitis und ambulant erworbener Pneumonie eingesetzt. Die Wirkung ist auf die Hemmung der bakteriellen Proteinsynthese durch Bindung an die 30S-Untereinheit der Ribosomen in den Bakterien zurückzuführen. Der Wirkstoff besitzt bakteriostatische Eigenschaften gegen grampositive und gramnegative Erreger. Bei Kindern unter acht Jahren sind unter Doxycyclin Zahnverfärbungen möglich. Außerdem besitzt Doxycyclin eine Phototoxizität.
Standarddosierung: ab 8 Jahren – Abstand zu Milch- und Milchprodukten beachten: Tag 1: 2 mg/kg/d, ab Tag 2: 1 mg/kg/d in 1 ED p.o. (max. 200 mg/d)
Darreichungsformen:
- Tabletten: 200 mg (ab 8 Jahren)
Erythromycinestolat ist ein Makrolidantibiotikum. Der Substanz werden antientzündliche Eigenschaften zugesprochen, außerdem wird die bakterielle Proteinbiosynthese gehemmt. Erythromycinestolat kommt unter anderem zur Behandlung von Haut- und Weichteilinfektionen, Abszessen, akuter Otitis media/Sinusitis und ambulant erworbener Pneumonie zum Einsatz. Die Nachteile: eine mäßige Wirksamkeit gegen Staphylokokken, eine Kreuzresistenz mit Clindamycin sowie verschiedene Medikamenteninteraktionen.
Standarddosierung; 30 mg/kg/d in 3-4 ED p.o. (max. 4 g/d)
Darreichungsformen:
- Pulver für Suspension: 40, 80 oder 120 mg/ml (ab 6 Lebenswochen)
- Filmtabletten: 500 mg (ab 12 Lebensjahren)
Penicillin V (Phenoxymethylpenicillin) ist ein Oralpenicillin, das bei Tonsillopharyngitis durch Gruppe A-Streptokokken, Erysipel und odontogenen Infektionen eingesetzt wird. Der Wirkstoff ist Mittel der Wahl bei Mittel der Wahl bei Infektionen mit A-Streptokokken, aber besitzt nur eine mäßige orale Bioverfügbarkeit und sollte nicht zu den Mahlzeiten eingenommen werden.
Standarddosierung: 50.000-100.000 IE/kg/d in 2-3 ED p.o. (max. 6 Mio. E/d)
Darreichungsformen:
- Suspension: 50.000, 60.000, 80.000, 100.000 oder 150.000 IE/ml
- Filmtabletten: 1 Mio., 1,2 Mio. oder 1,5 Mio. IE
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