Vor rund einer Woche wurde in Dresden und Erfurt gegen die geplanten Vorhaben von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zur Apothekenreform protestiert. Dabei machte Anja Zierath, Vorsitzende des Bundesverbands PTA (BVpta) deutlich: Sollen PTA mehr Verantwortung übernehmen, braucht es dafür ein höheres Gehalt. Denn aktuell sei PTA hierzulande einer der am schlechtesten bezahlten Berufe.
Zu den Kernpunkten des Apothekenreformgesetzes (ApoRG) gehören auch die sogenannten „Light-Filialen“. Dabei ist unter anderem vorgesehen, dass „erfahrene PTA“ die Apotheke auch ohne Anwesenheit eines/einer Approbierten öffnen dürfen – sofern eine telepharmazeutische Anbindung an Apotheker:innen im Filialverbund sichergestellt ist und die Apothekenleitung mindestens acht Stunden pro Woche persönlich anwesend ist.
Bereits im Vorfeld hatte die BVpta-Vorsitzende klargemacht, was sie von dem Vorhaben hält: „Das machen wir so nicht mit! Stundenweise Vertretung ja, Leitung einer Apotheke nein!“ Das haben auch die Ergebnisse einer Umfrage unter den Kolleg:innen bestätigt. PTA seien grundsätzlich bereit, mehr Verantwortung zu übernehmen. Doch sie wollen die approbierten Kolleg:innen keinesfalls ersetzen. Dies sei angesichts der Einstufung von PTA als Engpassberuf auch gar nicht möglich.
Außerdem gebe es die Kompetenzerweiterung nicht zum Nulltarif. „Es kann nicht sein, dass der PTA-Beruf vergütungstechnisch zu den am schlecht bezahltesten Berufsgruppen in Deutschland gehört.“ Stattdessen müsse aus deutlich mehr Verantwortung auch ein deutlich höheres Gehalt resultieren. Und dafür brauche es eine Honoraranpassung für die Apotheken insgesamt, denn nur so sei eine Gehaltserhöhung für PTA möglich. Die vom Minister angedachten Einsparungen bei Lohnkosten und Co. seien somit hinfällig und PTA kein „billiger Ersatz“.
Einheitliche und anerkannte Weiterbildungsmaßnahmen für PTA gefordert
Doch damit nicht genug. Denn für die im ApoRG vorgesehene Tätigkeitserweiterung müssten auch die Voraussetzungen der Apothekenbetriebsordnung erfüllt sein und PTA beispielsweise über ein gültiges Fortbildungszertifikat verfügen. Doch dies sei nur bei wenigen Kolleg:innen der Fall. Die Gründe: „Es fehlt an Anreiz, erworbene Weiterqualifizierung in der Apotheke vor Ort auszuleben. Es fehlt an Aufstiegsmöglichkeiten, es fehlt an eigenen Kompetenzfeldern, es fehlt an der Anerkennung von Qualifizierungen“.
Hier sei die Politik gefragt. So brauche es beispielsweise die Entwicklung von anerkannten Weiterbildungsmaßnahmen, die bundesweit einheitlich gelten und entsprechend vergütet werden. „Die PTA wollen und können mehr Verantwortung übernehmen sie wollen sich aber auch weiterqualifizieren und vor allem weiterentwickeln dürfen!“
Kompetenzerweiterung für alle Berufsgruppen
Zierath machte sich dabei generell für eine Reform stark, doch nicht in der bisher angedachten Form. Denn diese gehe an den Hauptproblemen und somit an der Realität komplett vorbei. Stattdessen fordert sie eine Kompetenzerweiterung für alle Berufsgruppen. Das Bild der Apotheke vor Ort müsse zeitgemäßer und vor allem moderner, „cooler“ werden und Anreize liefern, um auch für junge Nachwuchskräfte wieder attraktiver zu werden. „Vor allem muss der Arbeitsplatz Apotheke so attraktiv, wertschätzend und lohnenswert wie möglich gestaltet werden, damit unser Nachwuchs auch in der Apotheke vor Ort bleibt und nicht in andere Branchen abwandert.“ Dabei gelte es, auch langjährige Mitarbeitende in der Apotheke zu halten. Hinzukommt, dass die Apotheke im KI-Zeitalter den Anschluss nicht verlieren dürfe.
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