Automatische Substitution von Biosimilars: Unnötig und gefährlich
Ab dem 16. August 2022 sollen biotechnologisch hergestellte Arzneimittel in Apotheken automatisch gegeneinander ausgetauscht werden. Welches Biosimilar Patient:innen erhalten, bestimmt dann der Rabattvertrag. Doch die automatische Substitution von Biosimilars ist nicht nur unnötig, sondern auch gefährlich, warnt die AG Pro Biosmilars. Mehr noch: Sie gefährdet die Versorgung und führt zu Exklusivverträgen.
Wie Generika sind auch Biolimilars preisgünstiger als das Original beziehungswiese Referenzarzneimittel, wie das Biologikum bezeichnet wird. Allerdings ist der Wirkstoff eines biologischen Arzneimittels biologischen Ursprungs. Die Wirkstoffe entstehen in lebenden Zellen oder gentechnisch veränderten Organismen. Somit sind Biosimilars herstellungsbedingt beispielsweise wegen unterschiedlicher Wirtsorganismen keine absolut identische Kopie des Biologikums. Mit dem Gesetz für mehr Sicherheit in der Arzneimittelversorgung (GSAV) wurde der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) 2019 beauftragt, in seinen Richtlinien Hinweise zur Austauschbarkeit von Biologika zu geben. Im ersten Schritt hat der G-BA in der Arzneimittel-Richtlinie Hinweise für eine wirtschaftliche Verordnungsweise von biologischen Arzneimitteln festgelegt – die Vorgaben richten sich an die Ärzt:innen. In einem zweiten Schritt – im August 2022 – steht ein Beschluss zum Austausch von verordneten Biologika in Apotheken an. Und der hat mitunter gravierende Folgen.
Dabei belegen aktuelle Marktdaten: Die automatische Substitution von Biosimilars ist unnötig, informiert die AG Pro Biosmilars. Die neuesten Zahlen des Biosimilar-Marktes zeigen: „Es braucht die automatische Substitution nicht mehr.“ Die AG Pro Biosimilars liefert die Gründe:
- Biosimilars gelangen von ganz allein in die Versorgung. Für Wirkstoffe, für die es ein Biosimilar gibt, liegt deren Versorgungsanteil bei durchschnittlich zwei Dritteln.
- Biosimilars sorgen bereits für massive Einsparungen – und zwar jedes Jahr mehr. Insgesamt wurden schon mehr als vier Milliarden Euro eingespart.
- Rabattverträge drücken die Kosten zusätzlich. Rund 90 Prozent der abgegebenen Biosimilar-Packungen stehen unter Rabattvertrag – und das ganz ohne automatische Substitution.
„Die Akteure der Biosimilar–Versorgung haben die Dreijahresfrist genutzt und alle gesundheitspolitischen Ziele erreicht. Biosimilars kommen schnell in die Versorgung, sorgen für massive Einsparungen und stehen trotzdem für maximale Versorgungssicherheit. Die Politik sollte jetzt innehalten und sich bewusst machen: Noch mehr Einsparungen sind nur auf Kosten der Versorgungssicherheit zu haben. Wohin das führt, haben wir bei den Generika gesehen“, sagt Dr. Christopher Kirsch, stellvertretender Vorsitzender der AG Pro Biosmilars.
Das Fazit: „Wenig Nutzen, hohe Risiken: Mehr Einsparungen sind bei Biosimilars nur auf Kosten der Versorgungssicherheit zu haben.“ Und: „Die automatische Substitution macht exklusive Rabattverträge möglich.“
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