Veränderte Blutzellen: Ursache für Long-Covid entschlüsselt?
Viele Corona-Patient:innen kämpfen auch Wochen oder sogar Monate nach der Infektion mit den Folgen. Denn sie leiden unter Long-Covid. Wie es dazu kommt, haben nun Forscher:innen aus Deutschland herausgefunden.
Kurzatmigkeit, Erschöpfung, Müdigkeit – auch wenn sie die akute Infektion mit SARS-CoV-2 offiziell überstanden haben, sind viele Genesene von Long-Covid betroffen. Das bedeutet, dass sich die Folgen der Erkrankung auch Monate später noch bemerkbar machen und den Alltag teilweise massiv beeinflussen. Bisher waren die Hintergründe dieser Langzeitfolgen weitgehend unerforscht. Nun haben Wissenschaftler:innen des Max-Planck-Zentrums Erlangen jedoch neue Erkenntnisse gewonnen. Eine entscheidende Rolle spielen offenbar die menschlichen Blutkörperchen.
In ihrer Untersuchung zu den Hintergründen von Long-Covid haben die Forscher:innen die Blutkörperchen von Gesunden, Genesenen und akut Erkrankten in einem eigens entwickelten Verfahren miteinander verglichen. Ihre Ergebnisse wurden im Fachmagazin Biophysical Journal veröffentlicht. „Dabei haben wir deutliche und langanhaltende Veränderungen der Zellen messen können – sowohl während einer akuten Infektion und auch noch danach“, erklärt Jochen Guck, Geschäftsführer des Max-Planck-Zentrums. Dies könne ihm zufolge einen entscheidenden Einfluss auf die künftige Diagnose und Behandlung einer Covid-19-Erkrankung haben.
Demnach zeigten Corona-Patient:innen im Vergleich zu Gesunden veränderte weiße und rote Blutkörperchen. Dies betrifft sowohl die Größe als auch die Steifigkeit, also die mögliche Verformbarkeit, der Zellen. Bei den roten Blutkörperchen schwankten beide Faktoren bei Erkrankten stärker als bei Gesunden. Hinzu komme, dass die Sauerstoffversorgung beeinträchtigt war. „Das deutet auf eine Schädigung dieser Zellen hin und könnte das erhöhte Risiko von Gefäßverschlüssen und Embolien der Lunge erklären“, heißt es von den Forscher:innen. Bei den weißen Blutkörperchen wurden ebenfalls Unterschiede deutlich, wodurch die Immunantwort beeinflusst wurde. „Wir vermuten, dass sich das Zellskelett der Immunzellen, welches maßgeblich für die Zellfunktion verantwortlich ist, verändert hat“, so die Studienautor:innen.
In ihren Augen könne das genutzte Verfahren nicht nur für Long-Covid, sondern auch für weitere Untersuchungen Anwendung finden – sowohl zur Diagnose bestehender Corona-Erkrankungen als auch für eine Art Frühwarn-System vor künftigen Pandemien durch neuartige Viren.
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