Die Liste an Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Arzneimitteln sowie zwischen Lebensmitteln und Medikamenten ist lang. Dazu gehört auch die Kombination aus Rifampicin und DOAK – direkten oralen Antikoagulantien. Denn es droht ein Wirkverlust.
ASS und MTX, NAC und Penicillin, Zink und Ciprofloxacin: Bei der Kombination verschiedener Arzneimittel ist oftmals Vorsicht geboten, denn es drohen Wechselwirkungen. Auch die Kombi aus Rifampicin und DOAK gehört zu den No-Gos, informiert die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) im Rahmen ihrer Initiative „Klug entscheiden“.
Wirkstoffcheck
Rifampicin gehört zu den Antibiotika mit breitem Wirkspektrum. Der Wirkstoff kommt unter anderem zur Behandlung von Tuberkulose, als Kombinationstherapie bei Infektionen durch nichttuberkulöse Mykobakterien, bei Staphylokokken-Erkrankungen – genauer MRSA-Infektionen – sowie zur Prophylaxe der Meningokokken-Meningitis zum Einsatz. Die bakterizide Wirkung beruht auf einer Hemmung der bakteriellen RNA-Polymerase. Denn Rifampicin dringt in die lipidreiche Zellwand von Mykobakterien ein, bindet an die β-Untereinheit des Enzyms und blockiert die Kettenverlängerung der RNA. Somit hemmt Rifampicin die Proteinbiosynthese in der Wachstumsphase der Bakterien. Zudem steigert Rifampicin die Aktivität von Cytochrom-P450-Enzymen in Leber und Darm, vor allem von CYP3A4, sowie des Effluxtransporters P-Glykoprotein.
DOAK oder auch NOAK (= neue orale Antikoagulantien) sind gerinnungshemmende und antithrombotische Wirkstoffe. Alternativ zu Heparinen und Vitamin-K-Antagonisten kommen DOAK sowohl zur Prophylaxe als auch zur Behandlung von thromboembolischen Erkrankungen wie Schlaganfällen und Embolien zum Einsatz. Sie sorgen für eine Hemmung von Blutgerinnungsfaktoren. Faktor-Xa-Inhibitoren unterbinden die Umwandlung von Prothrombin zu Thrombin, sodass die weiteren Schritte der Gerinnungskaskade nicht mehr ablaufen können, Thrombin-Inhibitoren hemmen Thrombin, wodurch die Thrombusentstehung unterbunden wird.
Rifampicin und DOAK nicht kombinieren
Eine Kombination von Rifampicin und DOAK ist tabu. Der Grund: DOAK sind Substrate von P-Glykoprotein und werden hauptsächlich durch CYP3A4 metabolisiert. Die verstärkte Aktivierung von CYP3A4 durch Rifampicin führt zu niedrigeren Plasmaspiegeln und somit zu einer Wirkabschwächung von DOAK, weil diese dadurch schneller metabolisiert und ausgeschieden werden. Somit wird der gerinnungshemmende Effekt eingeschränkt und das Thromboserisiko steigt.
Neben DOAK sollten unter Rifampicin auch Immunsuppressiva, Psychopharmaka, hormonelle Kontrazeptiva, Proteaseinhibitoren und antiretrovirale Medikamente vermieden werden. So hemmen beispielsweise letztere CYP3A4, sodass die Wirkung von Rifampicin aufgehoben wird. „In seltenen Fällen kann die Wirkung durch vermehrte Bildung aktiver Metaboliten verstärkt werden, etwa bei Clopidogrel“, heißt es von der DGIM. Von einer gleichzeitigen Einnahme mit Paracetamol unter Rifampicin sollte ebenfalls abgesehen werden, da Leberschädigungen auftreten können.
Die Lösung: Vor der Verschreibung von Rifampicin sollte eine Prüfung auf Interaktionen erfolgen, um unerwünschte Wechselwirkungen zu vermeiden, rät die DGIM. Zudem sollten Patient:innen bei der Abgabe darauf hingewiesen werden. Sollen DOAK verabreicht werden, sollte Rifampicin zuvor abgesetzt werden.
Achtung: Die Wirkung von Rifampicin kann bis zu zwei Wochen nach Absetzen anhalten.
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