Vitamin D: Hilft das Sonnenvitamin gegen COPD und Asthma?
Rund 3,4 Millionen Menschen leiden hierzulande an der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD). Damit gehört diese zu den häufigsten Atemwegserkrankungen. Je nach Schweregrad ist die Lebensqualität von Betroffenen stark eingeschränkt. Behandelt wird in der Regel mit Bronchodilatatoren wie Beta-2-Sympathomimetika oder Anticholinergika. Und auch Vitamin D soll bei COPD Linderung verschaffen – so zumindest die Annahme. Doch was ist dran?
Vitamin D gilt als unverzichtbar für den menschlichen Körper und wird im Fett- und Muskelgewebe gespeichert. Dem Sonnenvitamin werden zahlreiche positive Effekte zugesprochen. Essentiell sind die fettlöslichen Calciferole vor allem für starke, gesunde Knochen und verschiedene Stoffwechselvorgänge. Doch auch bei COPD soll Vitamin D angeblich eine entscheidende Rolle spielen. Der Grund: Bei COPD-Patient:innen ist der Vitamin D-Spiegel im Blut meist gering, was das Risiko für schwere Schübe erhöhen kann.
Folglich könnte eine Supplementierung des Sonnenvitamins dazu beitragen, akute Krankheitsschübe zu verhindern und Symptome wie Atemnot sowie chronischen Husten zu lindern, so die Annahme. Dies wurde von Forschenden des Wissenschaftsnetzwerks Cochrane überprüft. Das Ergebnis: Ein positiver Effekt von Vitamin D bei COPD konnte nicht belegt werden. Und auch für Asthma-Patient:innen fällt das Fazit ernüchternd aus.
Zur Erinnerung: Die optimale Versorgung mit Vitamin D liegt bei Serumkonzentrationen von 25-Hydroxy-Vitamin-D über 30 ng/ml, wobei bei mehr als 50 ng/ml bereits von einer Überversorgung die Rede ist. Fällt der Vitamin D-Spiegel leicht unter die 30 ng/ml-Marke, wird von einer nicht mehr optimalen Versorgung gesprochen. Als Vitamin D-Mangel werden dagegen Werte unter 20 ng/ml eingestuft.
COPD: Vitamin D3 kann Verschlechterung nicht verhindern
Der Reihe nach. Ausgewertet wurden die Daten von zehn Studien mit rund 1.400 Personen, die an COPD in leichter bis mittelschwerer Form erkrankt waren. Ein Vitamin D-Mangel wurde bei den Patient:innen nicht diagnostiziert. In den randomisiert-kontrollierten Studien wurden sie über Zeiträume zwischen sechs Wochen und 40 Monaten entweder mit Vitamin D – genau Vitamin D3 (Colecalciferol) – oder einem Placebo, jeweils in Tablettenform, behandelt und es wurde überprüft, welchen Einfluss dies auf das Krankheitsbild hatte.
Dabei zeigte sich entweder kein oder wenn überhaupt lediglich ein geringer Effekt auf das Risiko einer Verschlechterung der Erkrankung. Gleiches konnte in Bezug auf die Lungenfunktion sowie das Sterberisiko festgestellt werden, die sich kaum oder nicht verbesserten. Demgegenüber war jedoch auch keine unerwünschte Wirkung zu beobachten. „Bei COPD-Patient:innen führt die Supplementierung mit Vitamin D also in der Regel zu keiner Verbesserung des Krankheitsverlaufs“, so das Fazit.
Weitere Untersuchungen seien lediglich erforderlich, wenn Patient:innen einen extrem hohen oder niedrigen Vitamin D-Ausgangswert aufweisen, um den möglichen Nutzen oder Schaden einer Supplementierung zu analysieren.
Vitamin D: Auch kein positiver Effekt bei Asthma
Bereits im Jahr 2023 hat das Team in einer Review den Effekt von Vitamin D bei Asthma-Patient:innen und deren Symptome überprüft. „Im Gegensatz zu unserem früheren Cochrane Review zu diesem Thema kommt dieser aktualisierte Review nicht zu dem Ergebnis, dass Vitamin D vor schweren Asthmaanfällen schützt oder die Kontrolle der Symptome verbessert“, lautete das Ergebnis der Datenauswertung von mehr als 2.200 Personen aus 20 klinischen Studien.
Demgegenüber kann Vitamin D die Krebssterblichkeit um bis zu 12 Prozent senken, wie eine Untersuchung des Deutschen Krebsforschungsinstituts ergeben hat.
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