Antigen-Schnelltests sind aus dem Alltag kaum noch wegzudenken. Zwar gelten PCR-Tests noch immer als Goldstandard, doch haben Antigentests einen großen Stellenwert, um Infektionsketten zu unterbrechen und das öffentliche Leben möglich zu machen. Doch eine Studie zeigt, dass Antigen-Schnelltests im Vergleich zu PCR-Tests bei Virusvarianten und mittlerer bis niedriger Viruslast eine signifikante Ungenauigkeit zeigen.
Die AHA+L-Regeln wurden um die 3G-Regel (geimpft, genesen, getestet) ergänzt. In der nationalen Teststrategie spielen Antigentests eine wichtige Rolle. Denn sie kommen im Rahmen der kostenlosen Bürgertestungen zum Einsatz. Wie die COVAG-Studie von SYNLAB, den Universitäten Heidelberg und Graz, sowie dem Testzentrum Cannstatter Wasen in Stuttgart zeigt, ist der Einsatz von Antigen-Schnelltests als Kontrollinstrument für das Pandemiegeschehen nur bedingt effektiv. Warum? Weil die Studie Antigen-Schnelltests eine deutlich niedrigere Genauigkeit im Vergleich zu PCR-Tests bescheinigt – die reale Sensitivität von Antigen-Schnelltests wird auf nur rund 60 Prozent bemessen.
Die COVAG-Studie untersuchte die reale Sensitivität und Spezifität von zwei Antigen-Schnelltests. Die Ergebnisse zeigen, dass die Sensitivitäten bei 60,4 Prozent beziehungsweise 56,8 Prozent im Vergleich zum PCR-Test liegen. Außerdem wurde erstmals eine Variantenabhängigkeit von Antigen-Schnelltests identifiziert: „Die Sensitivität der Tests ist signifikant geringer bei der Erkennung der Alpha-Variante im Vergleich zum Wildtyp des SARS-CoV-2 Virus“, schreibt SYNLAB in einer Pressemitteilung.
Zur Studie: Die COVAG-Studie wurde vom 1. Februar bis 31. März am Testzentrum Cannstatter Wasen in Stuttgart durchgeführt. Von den insgesamt 2.215 Studienteilnehmer:innen wurden 338 Personen durch PCR-Tests positiv auf SARS-CoV-2 getestet. Von diesen 338 Teilnehmer:innen wurden lediglich 204 Teilnehmer:innen beziehungsweise 192 Teilnehmer:innen durch die zwei Antigen-Schnelltests als Virusträger:innen identifiziert, heißt es. Das bedeutet, „dass von zehn mit PCR-Tests positiv getesteten Personen rund vier Personen nicht mit Antigen-Schnelltests erkannt wurden.“
Die Viruslast dient als wichtigster Indikator für die Erkennung von Virusträger:innen. „Nur Personen mit einer sehr hohen Viruslast (CT-Wert ≤ 20) wurden zuverlässig von Antigen-Schnelltests als Virusträger erkannt. Allerdings kommt es auch bei einer mittleren oder niedrigen Viruslast zu Ansteckungen.“
Die COVAG-Studie untersuchte auch eine Variantenabhängigkeit von Antigen-Schnelltests bei Proben mit mittlerer bis hoher Viruslast (CT-Wert ≤ 30). Während die beiden Antigen-Schnelltests beim Wildtyp eine Sensitivität von 87,7 Prozent beziehungsweise 84,0 Prozent zeigten, betrug die Sensitivität bei der Alpha-Variante lediglich 77,1 Prozent beziehungsweise 72,3 Prozent.
„Im Vergleich zu anderen zirkulierenden Varianten weist die Alpha-Variante allerdings die geringste strukturelle Abweichung vom Wildtyp auf. Dementsprechend ist davon auszugehen, dass die Sensitivität von Antigen-Schnelltests auch bei anderen Virusvarianten deutlich geringer ist als beim ursprünglichen Wildtyp, welcher mittlerweile durch die Verbreitung neuer Varianten praktisch vollständig verdrängt wurde“, schreibt SYNLAB.
„Besonders mit Blick auf die möglicherweise sinkende Sensitivität von Antigen-Schnelltests bei Virusvarianten muss genau abgewogen werden, in welchen Fällen die Geschwindigkeit von Antigen-Schnelltests der deutlich höheren Genauigkeit von PCR-Tests vorzuziehen bleibt. Wir müssen das Risiko einer falschen Sicherheit durch falsche Testergebnisse so klein wie möglich halten“, sagt Professor Dr. Winfried März, Mitautor der COVAG-Studie und Projektverantwortlicher bei SYNLAB.
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