Seit dem 1. Juli ist klar: Personen mit einer Vaxzevria-Erstimpfung sollen eine heterologe Impfserie erhalten. So sieht es die neue Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) vor. In den Praxen herrsche seitdem Chaos, heißt es von der Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH). Denn viele Zweitimpfungen müssen neu geplant werden. Fallen nun auch Erstimpfungen mit Vaxzevria aus?
„Telefone stehen nicht mehr still, Termine geraten durcheinander, Praxisbesucher fordern das schnelle Impfen mit einem Impfstoff, der in den Mengen nicht vorhanden ist und das Personal sieht sich mit langwierigen und schwierigen Diskussionen mit Praxisbesuchern konfrontiert“, beschreibt die KVSH die Folgen der neuen STIKO-Empfehlung. Demnach sollen ausnahmslos alle Impflinge, die als erste Dosis die AstraZeneca-Vakzine erhalten haben, eine heterologe Impfserie erhalten, sprich als zweite Dosis einen mRNA-Impfstoff. Grund dafür ist laut den Expert:innen der Schutz vor der gefährlichen Delta-Mutation. Dieser sei bei einer Kreuzimpfung höher als bei einer zweifachen Impfung mit Vaxzevria.
Während Gesundheitsminister Jens Spahn von einer raschen Umsetzung ausgeht, hat die KVSH nur wenig Verständnis. Im Gegenteil: Sie kritisiert das Vorgehen rund um die Empfehlung zur heterologen Impfserie als „Stolperpfad“ sowie „hakenschlagenden Kurs“. Denn bisher würden weitere wissenschaftliche Erkenntnisse fehlen. Die Leidtragenden seien dabei die Praxen sowie deren Mitarbeiter:innen. „Ein Hinweis auf mögliche Entwicklungen ist das eine, das spontane Hineingreifen in den Praxisalltag ohne Vorlauf und Kongruenz mit Vorgaben der EMA ist verantwortungsarm, um es diplomatisch auszudrücken“, so Dr. Ralph Ennenbach, stellvertretender Vorsitzender der KVSH.
Die Ärztevertretung fordert nun ein Eingreifen der Politik, insbesondere im Hinblick auf das Bereitstellen von mehr Impfstoffdosen der mRNA-Vakzinen. Klarheit wird außerdem in einem weiteren Punkt gefordert: „Mit Hochdruck muss – aufgrund der widersprüchlichen Haltungen von STIKO und EMA – in der Politik zudem an einer Klärung der grundsätzlich neu auftauchenden Haftungsfrage gearbeitet werden.“ Mehr noch: Die KVSH rät ihren Mitgliedern inzwischen davon ab, überhaupt noch Erstimpfungen mit Vaxzevria durchzuführen. „Wir werden dieses Hin und Her nicht mehr mitmachen. Die Nicht-Planbarkeit durch ständig wechselnde Vorgaben ist niemandem mehr zumutbar.“
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