In puncto Testen sind auch die Unternehmen in der Pflicht. Seit Anfang März sollen Arbeitgeber:innen ihren Angestellten in Präsenz mindestens einen kostenlosen Schnelltest anbieten. Soweit so gut, denn bei der Maßnahme gibt es noch viel Luft nach oben. Wie die Auswertung einer Umfrage von Lohnspiegel.de, das vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung betreut wird, zeigt, haben nur 23 Prozent der befragten Beschäftigen einen Zugang zu einem Schnelltest am Arbeitsplatz.
Die Infektionszahlen steigen und der Ruf nach einem harten Brückenlockdown wird lauter. Um das Infektionsgeschehen einzudämmen, spielen Testungen eine entscheidende Rolle – auch Schnelltests am Arbeitsplatz für Mitarbeiter:innen in Präsenz. „Corona-Schnelltests sind überall dort eine sinnvolle Ergänzung für den betrieblichen Gesundheitsschutz, wo Beschäftigte nicht von zu Hause arbeiten können“, sagt Dr. Elke Ahlers, WSI-Expertin für Arbeit und Gesundheit. Denn Testungen können dazu beitragen, Ausbrüche am Arbeitsplatz frühzeitig zu erkennen oder sogar ganz zu unterbinden.
Allerdings seien betriebliche Schnelltests für Präsenzbeschäftigte auch mit dem Bund-Länder-Beschluss vom 22. März noch nicht verbindlich eingeführt worden, so das WSI. Vielmehr werde auf Freiwilligkeit gesetzt – ebenso bei den Mitarbeiter:innen. Eine Ausnahme gibt es in Berlin: In der Hauptstadt besteht für Mitarbeiter:innen mit Kundenkontakt eine Pflicht, das Angebot des/der Arbeitgeber:in anzunehmen.
Schnelltests am Arbeitsplatz mit schleppendem Start
Insgesamt verläuft der Start der wöchentlichen Schnelltests am Arbeitsplatz allerdings nur schleppend. Nur 23 Prozent der Befragten berichten in der zweiten Märzhälfte, dass allen Präsenzbeschäftigten im Unternehmen mindestens einmal pro Woche ein Schnelltest angeboten wird – 6 Prozent werden zwar Schnelltests angeboten, allerdings nicht in vollem Umfang. Weitere 17 Prozent geben an, dass der/die Arbeitgeber:in die Einführung von Schnelltests angekündigt, aber noch nicht umgesetzt hat.
Laut der Datenauswertung von Lohnspiegel.de gibt die Mehrheit (54 Prozent) der Befragten an, dass Schnelltests für die Mitarbeiter:innen weder verfügbar noch angekündigt sind.
„Die enttäuschend geringe Umsetzungsquote zeigt, dass eine verbindliche Regulierung notwendig ist, die eine konsequente und rasche Einführung von betrieblichen Schnelltests garantiert“, so Ahlers. „Nur so können die Gesundheit der Beschäftigten und lückenlose betriebliche Abläufe sichergestellt werden.“ Sachsen und Berlin sind diesen Schritt schon gegangen und haben für Betriebe mit Präsenzbeschäftigten ein Testangebot zur Pflicht gemacht.
Hinweise zur Methodik: Für die Analyse wurden 2.832 Datensätze ausgewertet, die zwischen dem 15. März und dem 31. März 2021 im Rahmen einer kontinuierlichen Online-Erhebung vom WSI-Portal Lohnspiegel.de erhoben wurden.
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