Rheumatoide Arthritis: Parodontose als Risikofaktor?
Hierzulande leidet im Schnitt 1 Prozent der erwachsenen Bevölkerung an rheumatoider Arthritis, wie Zahlen der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie zeigen. Die Ursachen der Erkrankung sind bisher nicht geklärt. Nun haben Forschende einen Zusammenhang mit Entzündungen des Zahnhalteapparates entdeckt. Kann Parodontose die Ursache für rheumatoide Arthritis sein?
Rheumatoide Arthritis ist eine Autoimmunkrankheit, bei der das Immunsystem körpereigenes Gewebe angreift. Genauer richten sich Antikörper gegen die Gelenkknorpel. Es handelt sich um eine chronisch-entzündliche Erkrankung der Innenhaut der Gelenke, die einen progredienten, schubweisen Verlauf zeigt. Unbehandelt kommt es zu einer Zerstörung der Gelenke. Als Behandlungsoptionen kommen unter anderem Glukokortikoide, Januskinase (JAK)-Hemmer wie Jyseleca und Upadacitinib, Methotrexat und nicht-steroidale Antirheumatika wie Ibuprofen zur Schmerzlinderung in Betracht. Betroffen sind meist ältere Personen ab dem 50. Lebensjahr, Frauen häufiger als Männer.
Parodontose oder auch Parodontitis ist ebenfalls eine chronisch-entzündliche Erkrankung, an der hierzulande schätzungsweise zehn Millionen Menschen leiden. Die Entzündung wird durch Bakterien im Zahnbelag (Plaque/Biofilm) ausgelöst, die sich bei unzureichender Mundhygiene vermehren. Betroffen ist zunächst das Zahnfleisch, die Erkrankung kann sich jedoch auf den gesamten Zahnhalteapparat ausbreiten, den Kieferknochen und die Haltefasern der Zähne zerstören und so zu Zahnverlust führen.
Schon länger wird darüber diskutiert, inwiefern sich Parodontitis auch außerhalb des Mundraums auswirkt. Genauer geht es um den Zusammenhang mit anderen Erkrankungen wie Diabetes mellitus. Nun haben Forschende der Stanford University in den USA in einer Studie untersucht, wie Parodontose mit rheumatoider Arthritis zusammenwirkt.
Rheumatoide Arthritis: Parodontose kann Schübe verstärken
Die Vermutung: Durch eine dauerhafte Entzündung im Mundraum könnten Bakterien von dort in den Blutkreislauf gelangen und so die Gefahr für weitere Entzündungserkrankungen steigern. Demnach würden viele Arthritis-Patient:innen an Entzündungen des Zahnhalteapparates leiden, wodurch sich die rheumatischen Beschwerden noch verstärken würden. Die Ursache wird in speziellen Antikörpern – sogenannten ACPAs (Anti-Citrullinated Protein Antibodies) – gesehen.
Anhand von Blutuntersuchungen in einem Zeitraum von einem bis vier Jahren bei Patient:innen mit rheumatoider Arthritis ließ sich die Hypothese der Wissenschaftler:innen bestätigen. Demnach gelangten meist Streptokokken aus der Mundhöhle in den Blutkreislauf und aktivierten verschiedene Immunzellen. Daraus entwickelten sich wiederum Antikörper, die mit von der Aminosäure Arginin in Citrullin umgewandelten Proteinen im menschlichen Gewebe reagierten und so für entzündliche Gelenkerkrankungen sorgten. Das Risiko von zusätzlichen Schüben von rheumatoider Arthritis könnte somit durch Parodontose steigen, auch wenn noch weitere Faktoren eine Rolle spielen, da letztere deutlich häufiger auftritt als erstere.
„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass weitere Studien erforderlich sind, um festzustellen, ob eine verbesserte Mundpflege einen therapeutischen Nutzen bei der Behandlung von rheumatoider Arthritis bringen kann“, fassen die Autor:innen zusammen.
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