Pille als Risiko: Hirnveränderungen durch hormonelle Kontrazeptiva?
Nachdem die Pille lange Zeit vielfach als Verhütungsmittel Nummer eins galt, fällt das Vertrauen in orale und andere hormonelle Kontrazeptiva inzwischen geringer aus. Denn beispielsweise die Pille kann nicht nur zu Veränderungen im Hormonhaushalt führen, sondern auch zu Hirnveränderungen, so Forschende.
Über das Für und Wider der Pille wird immer wieder diskutiert. Denn während die Verhütung mit hormonellen oralen Kontrazeptiva insgesamt zwar als zuverlässig gilt, stehen diese oftmals mit gesundheitlichen Risiken in Verbindung – beispielsweise der Gefahr für Thrombosen und Co. Mehr noch: Die Pille kann offenbar zu Hirnveränderungen führen, genau das Gehirn schrumpfen lassen.
Zur Erinnerung: Orale Kontrazeptiva verfolgen in Abhängigkeit von Art und Dosierung ein dreifaches Wirkprinzip. Der Eisprung wird verhindert, der Zervixschleim so zäh, dass keine Spermien in die Gebärmutter gelangen können und die Einnistung einer befruchteten Eizelle ist nicht möglich. Enthalten sind synthetische Östrogene und/oder Gestagene, wohingegen sogenannte Minipillen nur Gestagene beinhalten.
Volumen schrumpft: Hirnveränderung durch Pille
Das belegen verschiedene Studien. So konnte unter anderem in zwei Untersuchungen aus den USA nachgewiesen werden, dass einige Gehirnregionen bei Frauen unter der Einnahme deutlich dünner und kleiner ausfielen als bei Frauen, die nicht hormonell verhüteten. Betroffen war laut den Autor:innen vor allem der Orbitofrontalkortex, der für die Emotions- und Impulskontrolle verantwortlich ist, sowie der Hypothalamus, über den das vegetative Nervensystem gesteuert wird.
„Wir haben einen dramatischen Unterschied in der Größe der Gehirnstrukturen zwischen Frauen festgestellt, die orale Kontrazeptiva einnahmen, und solchen, die dies nicht taten“, so das Fazit. Verbunden damit ließ sich auch ein Zusammenhang zu Stimmungsschwankungen sowie depressiven Symptomen feststellen.
Die genauen Auswirkungen sind jedoch bisher noch nicht weiter erforscht, sodass unklar ist, inwiefern die kognitiven Fähigkeiten von Anwenderinnen durch die mit der Pille einhergehenden Hirnveränderungen beeinträchtigt sein können. Daher wird von der Anwendung nicht generell abgeraten.
Nach Absetzen Rückkehr zum „Normalzustand“
Auch in einem Selbstversuch einer deutschen Forscherin konnten die beobachteten Hirnveränderungen durch die Pille bestätigt werden. Die Wissenschaftlerin ließ ihr Gehirn insgesamt 75-mal scannen – jeweils in verschiedenen Phasen des Menstruationszyklus‘ sowie vor, während und nach dreimonatiger Einnahme eines hormonellen Kontrazeptivums. Dabei wurde überprüft, ob und inwiefern sich ihr Gehirn veränderte. Auch der jeweilige Hormonspiegel wurde gemessen.
Das Ergebnis: Das Volumen bestimmter Hirnareale verringerte sich unter Einnahme der Pille geringfügig. Dies interpretierte die Forscherin als Reaktion auf den veränderten Hormonspiegel. Auch die Verbindung zwischen verschiedenen Gehirnregionen nahm leicht ab. Nach Absetzen der Pille normalisierte sich beides wieder. Ob sich die Schrumpfung auch auf die Gehirnfunktion auswirkt – negativ oder positiv –, lasse sich anhand der Ergebnisse jedoch nicht schlussfolgern, sodass weitere Untersuchungen notwendig sind.
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