Gefälschte Rezepte sind in den Apotheken immer wieder Thema. Es heißt also wachsam sein. In Neubrandenburg in Mecklenburg-Vorpommern sind aktuell gleich mehrere Rezeptfälschungen in verschiedenen Apotheken aufgeflogen. Dabei ging es um Verordnungen über Ozempic (Semaglutid, Novo Nordisk) und Pregabalin, wie die Polizei mitteilt.
Bei bestimmten Verordnungen, die in der Apotheke vorgelegt werden, sollten PTA und andere Mitarbeitende besonders aufmerksam sein. Stichwort Fälschung. Denn wird diese nicht entdeckt und das Arzneimittel abgegeben, bleibt die Apotheke auf den Kosten sitzen. Vorsicht ist beispielsweise bei Arzneimitteln mit Sucht- und Missbrauchspotenzial geboten, die für einen gewissen „Kick“ sorgen sollen. Dazu gehört unter anderem Pregabalin. Die Zahl der Missbrauchsfälle ist unter dem Wirkstoff zuletzt stark gestiegen, sodass Expert:innen bereits eine BtM-Pflicht ins Spiel gebracht haben.
In einer Apotheke in Neubrandenburg ist in der letzten Woche eine Rezeptfälschung über Pregabalin aufgeflogen. Vorgelegt wurde eine Verordnung über Pregabalin beta 300 mg (100 Stück), so das Polizeipräsidium Neubrandenburg auf Nachfrage. Doch die Apothekenmitarbeiterin empfand das Rezept als „seltsam“. So ließen sich darauf verschiedene Schriftgrößen und Zeilenabstände erkennen. Stutzig machten die Angestellte auch Arztstempel und -unterschrift, die aus einer Berliner Facharztpraxis stammten. Auf Nachfrage bestritt die Praxis die Ausstellung des Rezeptes und dass der genannte Patient bei ihr in Behandlung sei. Die Folge: Die Abgabe wurde verweigert und stattdessen die Polizei verständigt. Diese hat die Ermittlungen aufgenommen und dafür bereits entsprechendes Videomaterial gesichert.
Pregabalin ist ein Strukturanalogon der Gamma-Aminobuttersäure (GABA) und gehört zu den Antikonvulsiva. Der Wirkstoff kommt zur Zusatztherapie bei Epilepsie, bei neuropathischen Schmerzen, Phobien und Angststörungen zum Einsatz. Die Wirkung geht auf eine Bindung an spannungsabhängige Calciumkanäle im Zentralnervensystem zurück. Dadurch findet eine Verringerung des Calcium-Einstroms statt, was wiederum zu einer Reduzierung der Ausschüttung von Neurotransmittern führt und die neuronale Erregbarkeit senkt. Pregabalin besitzt aufgrund seiner euphorisierenden Wirkung ein Abhängigkeitsrisiko.
Rezeptfälschung auch über Ozempic
Dass auch Ozempic immer wieder von Fälschungen betroffen ist, ist bekannt. So wurde sowohl gefälschte Ware in Umlauf gebracht als auch versucht, mit gefälschten Rezepten an Originalware aus der Apotheke zu kommen. Nur einen Tag nach dem gescheiterten Versuch der Pregabalin-Beschaffung wurde in einer weiteren Apotheke in Neubrandenburg eine Rezeptfälschung über Ozempic enttarnt. Auch dort wurde die Abgabe verweigert.
Die Ermittlungen dauern nach Angaben der Polizei noch an und die Suche nach dem/den Täter(n) läuft. Ob es sich in den beiden Fällen um dieselbe Person handelt, sei noch nicht klar, da nur im Pregabalin-Fall eine Videoaufzeichnung zur Verfügung stehe. Es wurde jedoch bereits Anzeige wegen Urkundenfälschung und Verstößen gegen das Arzneimittelgesetz eingereicht.
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