Arzneimittelinteraktionen können schwerwiegende Folgen haben – für die Therapie und die Patient:innen. Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin macht mit besonders kritischen Wechselwirkungen auf das Thema aufmerksam. Ein Beispiel ist die Kombi aus nicht-steroidalem Antirheumatikum (NSAR) und systemischen Glucocorticoiden, die nicht ohne einen Protonenpumpenhemmer (PPI) verabreicht werden sollte – zumindest bei älteren Patient:innen.
Glucocorticoide gibt es zur oralen, dermalen und inhalativen Therapie. Eine Behandlung kann unter anderem als Stoß- oder auch als Dauertherapie erfolgen. Die Wirkstoffe sind vom körpereigenen Cortisol, das in der Nebennierenrinde produziert wird, abgeleitet und wurden strukturell so verändert, dass ihre Wirkung optimiert ist. Glucocorticoide besitzen entzündungshemmende, immunsuppressive und antiallergische Eigenschaften und kommen unter anderem zur Behandlung von Allergien, rheumatischen Krankheiten sowie Autoimmunerkrankungen oder zur Substitutionstherapie zum Einsatz. Die orale Gabe erfolgt in der Regel am Morgen zwischen 6 und 8 Uhr.
Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) besitzen entzündungshemmende, fiebersenkende und schmerzlindernde Eigenschaften. Die Wirkung ist auf die Hemmung der Cyclooxygenasen 1 und 2 und somit auf die Unterbrechung der Prostaglandin-Synthese zurückzuführen. Zu den NSAR gehören unter anderem Acetylsalicylsäure, Ibuprofen, Naproxen und Diclofenac sowie Celecoxib und Etoricoxib. Letztere haben eine höhere Selektivität auf die Hemmung der COX-2.
NSAR und Glucocorticoid besser mit PPI als Schutz?
NSAR können die Magenschleimhaut reizen und schädigen sowie gastrointestinale Beschwerden wie Übelkeit, Sodbrennen, Erbrechen oder gar Magen- und Darmulzera verursachen. Die unerwünschte Wirkung kann auf die COX-1-Hemmung zurückgeführt werden. Daher sollten Risikopatient:innen für ein NSAR-Ulkus präventiv mit einem PPI behandelt werden.
Die gleichzeitige Gabe aus Glucocorticoid und NSAR kann mit einer starken Erhöhung des Risikos für gastrointestinale Komplikationen einhergehen. „Die Kombination aus NSAR und systemisch wirksamen Glucocorticoiden soll nicht ohne PPI-Schutz erfolgen“, informiert die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin. Und das, obwohl Glucocorticoide allein kein relevant erhöhtes Ulkusrisiko darstellen, sondern nur das NSAR.
Patient:innen, die gleichzeitig mit einem NSAR und einem oralen Glucocorticoid behandelt wurden, zeigten laut Deutscher Gesellschaft für Innere Medizin ein deutlich erhöhtes Risiko für ein peptisches Ulkus im Vergleich zu denen, die nur ein NSAR erhielten. Die Ergbenisse einer europäischen Studie mit 114.835 Patient:innen zeigen, dass das Blutungsrisiko unter der Komedikation relativ um das 13-fache erhöht ist. „Dies bestätigt frühere Studien, die ein 9-fach erhöhtes Risiko in kleineren Patientenkollektiven fanden, vor allem bei Patienten über 60 Jahren“, so die Expert:innen.
Das Fazit: „Daher ist bei einer Therapie mit einem NSAR plus einem systemisch wirksamen Glucocorticoid insbesondere im höheren Lebensalter eine PPI-Gabe in halber oder voller Standarddosis zur Prophylaxe von gastrointestinalen Blutungen regelhaft indiziert. Nur bei jüngeren Patienten kann aufgrund der insgesamt geringen Blutungsinzidenz auf eine PPI-Prophylaxe individuell verzichtet werden.“
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