Migräne: Atogepant zur Prophylaxe verfügbar
Seit rund eineinhalb Jahren hält Atogepant (Markenname Aquipta, Abbvie) die EU-Zulassung als Behandlungsoption zur Migräneprophylaxe. Seit 1. März steht das Arzneimittel nun auch hierzulande zur Verfügung und soll dazu beitragen, die Migränetage zu reduzieren.
Migräne gilt als Volkskrankheit, die hierzulande etwa jede/n Zehnte/n betrifft. Wie häufig die Attacken auftreten und wie die damit verbundenen Beschwerden ausfallen – beispielsweise ob mit oder ohne Aura –, kann sich je nach Patient:in unterscheiden. Weil die Lebensqualität von Betroffenen meist stark eingeschränkt ist, ist schnelle und effektive Hilfe gefragt, und zwar auch, um die Zahl der Anfälle möglichst zu verringern. Hier kommt seit März mit Aquipta eine neue Behandlungsoption ins Spiel, die mit dem Wirkstoff Atogepant zur Prophylaxe beitragen soll. Dieser gilt als bisher einziger verfügbarer oraler Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP)-Rezeptorantagonist.
CGRP ist ein Neuropeptid, das aus 37 Aminosäuren besteht, und wirkt gefäßerweiternd. Die Bildung erfolgt im peripheren und Zentralnervensystem, wo CGRP an seinen jeweiligen Rezeptor bindet und als Botenstoff fungiert. Das Peptid wirkt sich positiv auf die Kontraktionsfähigkeit sowie die Schlagkraft des Herzens aus, unterstützt die Regulation der Körpertemperatur im Nervensystem und ist an der Schmerzempfindung beteiligt. CGRP wirkt zudem diuretisch, weil es die glomeruläre Filtration an der Niere erhöht. Hinzukommt eine starke Vasodilatation der Blutgefäße.
Atogepant reduziert Migränetage
Atogepant bindet selektiv an den CGRP-Rezeptor und blockiert die Wirkung des Peptids, wodurch unter anderem die Schmerzweiterleitung gehemmt wird. Im Arzneimittel Aquipta steht der Wirkstoff seit Monatsbeginn hierzulande zur oralen Anwendung zur Verfügung, und zwar in Stärken zu 10 mg und 60 mg, wie der Zulassungsinhaber mitteilt. Eingesetzt wird Aquipta zur Prophylaxe von Migräne bei Erwachsenen mit mindestens vier Migränetagen pro Monat. Als empfohlene Dosis gelten einmal täglich 60 mg, wobei eine Dosisanpassung auf 10 mg/Tag notwendig ist, wenn beispielsweise gleichzeitig starke CYP3A4-Inhibitoren angewendet werden.
Wie sich in klinischen, placebokontrollierten Studien im Rahmen des Zulassungsverfahrens gezeigt hat, konnte durch die Einnahme die Anzahl der monatlichen Migräne- und Kopfschmerztage reduziert werden – in einem Drei-Monats-Zeitraum bei täglicher Einnahme um rund vier Tage, wenn Patient:innen unter episodischer Migräne litten. Bei chronischer Migräne sank die Zahl der Tage mit entsprechenden Attacken sogar um fast sieben. Auch die Lebensqualität von Betroffenen war unter der Behandlung weniger stark eingeschränkt, sodass auch der Bedarf nach einer Akutmedikation gesenkt wurde.
Welche Therapieoption bei einer akuten Attacke am besten geeignet ist, erfährst du hier.
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