Migräne hat viele Gesichter und betrifft hierzulande knapp jede/n Zehnten. Zu den Behandlungsoptionen gehören neben Triptanen und nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) auch neuere Arzneimittel, beispielsweise mit dem Wirkstoff Lasmiditan. Welche Migränemittel am effektivsten für Linderung sorgen können, zeigt eine neue Metaanalyse.
Um herauszufinden, welche Migränemittel bei Betroffenen am wirksamsten sind, hat ein internationales Forscherteam die Daten von insgesamt 137 randomisierten, doppelblinden Studien unter die Lupe genommen. In allen Untersuchungen wurden erwachsene Patient:innen, die unter Migräne litten, mit bestimmten Arzneimitteln oder einem Placebo behandelt. Berücksichtigt wurden Studien zu insgesamt 17 verschiedenen Wirkstoffen aus den folgenden Gruppen:
- Triptane
- Ditane
- NSAR
- Gepante
- Antipyretika
Dabei wurde verglichen, welche Migränemittel die beste Wirksamkeit und Verträglichkeit zeigten. Genau haben die Forschenden überprüft, welche Wirkstoffe bei den Teilnehmenden zwei Stunden nach der Einnahme zu Schmerzfreiheit führten und bei welchen diese auch in einem Zeitraum von bis zu 24 Stunden nach der Anwendung noch anhielt, ohne weitere Arzneimittel einzunehmen.
Das Ergebnis: Triptane sind wirksamste Migränemittel
Triptane als vielfach bewährte Therapieoption bei Migränepatient:innen haben auch in den Studien die Nase vorn und sind zudem neueren Arzneimitteln, beispielsweise mit Wirkstoffen aus der Gruppe der Ditane, überlegen. Letztere zeigten laut den Autor:innen eine ähnliche Wirksamkeit wie NSAR oder das Antipyretikum Paracetamol.
Für eine schnelle Schmerzlinderung erwiesen sich dabei neben Eletriptan, das die Chance auf Schmerzfreiheit innerhalb von zwei Stunden nach der Einnahme im Vergleich zu Placebo um das Fünffache erhöhte, Rizatriptan, Sumatriptan und Zolmitriptan als am effektivsten. Demgegenüber erzielten sowohl Eletriptan als auch Ibuprofen bei der langfristigen Schmerzlinderung die größte Wirksamkeit.
Triptane stimulieren Serotonin (5-Hydroxytryptamin)-Rezeptoren und besitzen gefäßverengende, entzündungshemmende und schmerzlindernde Eigenschaften. Bei einigen Patient:innen, beispielsweise bei vorliegenden Herz- oder Gefäßerkrankungen, sind die Wirkstoffe jedoch kontraindiziert. Dennoch sollten Wirkstoffe aus der Gruppe der Triptane den Autor:innen zufolge als bevorzugte Akutbehandlung der Migräne empfohlen und zudem in die WHO-Liste der unentbehrlichen Arzneimittel aufgenommen werden, um die weltweite Zugänglichkeit und einheitliche Versorgungsstandards zu fördern. „Unsere Ergebnisse zeigten, dass einige Triptane – nämlich Eletriptan, Rizatriptan, Sumatriptan und Zolmitriptan – die günstigsten Gesamtprofile in Bezug auf Wirksamkeit und Verträglichkeit aufwiesen“, heißt es von den Forschenden weiter.
NSAR und Antipyretika bei Migräne?
Bei den NSAR zeigten sich in der Migränebehandlung Unterschiede in Wirksamkeit und Verträglichkeit. So waren diese unter Diclofenac ähnlich wie unter Sumatriptan. Acetylsalicylsäure und Naproxen waren ebenfalls genauso gut verträglich wie Sumatriptan, zeigten aber nur eine mäßige Wirksamkeit in puncto Schmerzlinderung, sodass die Forschenden insgesamt zu dem Schluss kamen, dass NSAR bei Migräne weniger geeignet sind als Triptane.
Das Antipyretikum Paracetamol eigne sich demgegenüber vor allem für die langfristige Schmerzbehandlung, da der Wirkstoff in der kurzfristigen Therapie nur gering wirksam war. Aufgrund seiner guten Verträglichkeit könne der Wirkstoff dennoch als praktikable Option für Migränepatient:innen dienen, die eine Schmerzlinderung mit geringem Risiko für unerwünschte Ereignisse suchen.
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