Um Nahrungsergänzungsmittel mit Melatonin ist ein Hype entstanden. Spray, Tabletten, Gummidrops und Co. sind der letzte Schrei – kein Wunder, denn die Deutschen schlafen schlecht. Doch es ist Vorsicht geboten, denn es sind Wechselwirkungen mit Arzneimitteln möglich. Ein Beispiel sind hormonelle Kontrazeptiva. Darum sind die Pille und Melatonin keine gute Kombi.
Mehr als jede/r zweite Deutsche hat Probleme einzuschlafen und wacht morgens wie gerädert auf. Als PTA bist du wichtige/r Ansprechpartner:in – deine Expertise ist gefragt. Bei der Beratung musst du unter anderem auch Wechselwirkungen mit Arzneimitteln und Lebensmitteln im Blick haben.
Wirkstoffcheck
Melatonin wird auch als Schlafhormon bezeichnet und bei Dunkelheit von der Zirbeldrüse im Epithalamus ausgeschüttet. Das Hormon wird im Körper aus Serotonin produziert und steuert den Tag-Nacht-Rhythmus. Die Konzentration ist in der Mitte der Nacht am größten und nimmt bis in den Morgen und im Alter ab. Das Problem: Licht – vor allem Blue Light – kann die Melatoninfreisetzung verringern oder verzögern und somit den Tag-Nacht-Rhythmus durcheinanderbringen und Einschlafprobleme nach sich ziehen.
Melatonin als Nahrungsergänzungsmittel: Präparate mit einer Tagesdosis von 1 mg können als Nahrungsergänzungsmittel deklariert werden. Für die Produkte sind zwei Health-Claims möglich: „Melatonin trägt zur Linderung der subjektiven Jetlag-Empfindung bei“ und „Melatonin trägt dazu bei, die Einschlafzeit zu verkürzen“. Voraussetzung ist stets, dass der tägliche Grenzwert von 1 mg nicht überschritten und Verbraucher:innen darüber informiert werden, dass die Wirkung sich einstellt, wenn die zulässige Höchstmenge kurz vor dem Schlafengehen aufgenommen wird.
Pille ist nicht gleich Pille. Hormonelle Kontrazeptiva gibt es verschiedene. Dazu gehören Mikropillen mit einem geringen Estrogenanteil und Gestagenen wie Levonorgestrel, Norethisteron oder Norgestimat sowie Minipillen/Gestagenpillen mit Levonorgestrel.
Die kombinierten oralen Kontrazeptiva (KOK) enthalten synthetische Östrogene und Gestagene und verfolgen ein dreifaches Wirkprinzip: der Eisprung wird verhindert, der Zervixschleim so zäh, dass keine Spermien in die Gebärmutter gelangen können und die Einnistung einer befruchteten Eizelle ist nicht möglich.
Melatonin und die Pille: Besser nicht
Vorsicht ist bei der Kombination von KOK sowie Präparaten zur Hormonersatztherapie und Melatonin geboten – verantwortlich ist die Östrogen-Komponente. Der Grund: Östrogene können den Melatoninspiegel erhöhen. Die Ursache liegt in der Hemmung der Metabolisierung über CYP1A1 und CYP1A2 – denn Melatonin wird vorwiegend durch das Cytochrom-P450-Isoenzym CYP1A metabolisiert. So kann durch Inhibition durch Östrogene die Melatoninexposition um das Vier- bis Fünffache verstärkt werden und Schlaf- sowie Konzentrationsstörungen die Folge sein, wie die Uni Heidelberg informiert.
Außerdem sollten Raucher:innen darüber informiert werden, dass Rauchen die Melatoninspiegel aufgrund der Induktion von CYP1A2 senken kann. Außerdem kann Melatonin die sedierenden Eigenschaften von Benzodiazepinen und Z-Substanzen verstärken.
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