Das Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz (ALBVVG) ist seit rund einem Jahr in Kraft. Doch noch immer sind hunderte Präparate auf der Liste der beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) gemeldeten Lieferengpässe zu finden. Der Hessische Apothekerverband (HAV) fordert in einem Brief an Gesundheitsminister Lauterbach drei Maßnahmen gegen Lieferengpässe.
„Die öffentlichen Apotheken können wegen massiver Lieferengpässe und unzureichender politischer Maßnahmen nicht mehr in vollem Umfang ihrem hoheitlichen Auftrag nachkommen, die Menschen in Deutschland mit Arzneimitteln zu versorgen“, erklärte der HAV-Vorsitzen Holger Seyfarth gestern auf der Jahreshauptversammlung des Verbandes. Weil das ALBVVG daran bisher kaum etwas geändert hat, hat sich der HAV Luft gemacht und Gesundheitsminister Lauterbach in einem Brief aufgefordert, sofort wirksame Maßnahmen gegen die Lieferengpässe zu ergreifen, „um die flächendeckende und kontinuierliche Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen“.
Denn dass die Menschen hierzulande nicht mit den notwendigen Medikamenten versorgt werden können, sei völlig inakzeptabel. Die Verantwortung, dies zu ändern, liege dabei klar bei der Politik. Doch diese habe bisher nur mit Lippenbekenntnissen reagiert, so Seyfarth. Deshalb macht der HAV drei konkrete Vorschläge für Maßnahmen gegen die Lieferengpässe, darunter ein Ende des Preisdiktats bei Rabattverträgen, Verbesserungen bei der Früherkennung von Liefergenpässen sowie Unterstützung bei der Bevorratung mit bestimmten Arzneimitteln.
HAV fordert drei Maßnahmen gegen Lieferengpässe
Konkret heißt es in dem Brief:
„1. Die Krankenkassen müssen verpflichtet werden, ihre Rabattverträge so zu gestalten, dass Versorgungssicherheit an oberster Stelle steht.“ Demnach dürfe nicht länger ausschließlich der günstigste Preis entscheidend sein, sondern auch die Verfügbarkeit der Medikamente. Stattdessen sollten in den Rabattverträgen auch eine Mindestbevorratung und eine Diversifizierung der Lieferanten Berücksichtigung finden.
„2. Die Transparenz der Lieferketten muss erhöht werden.“ Der HAV fordert die Einführung eines staatlich überwachten Systems, um aktuelle Lagerbestände wichtiger Arzneimittel für die relevanten Akteure jederzeit im Blick behalten und folglich bei drohenden Engpässen sofort reagieren.
„3. Apotheken müssen in die Lage versetzt werden, strategische Vorräte anzulegen, insbesondere bei kritischen, verschreibungspflichtigen Arzneimitteln.“ Wie der HAV deutlich macht, sei es Aufgabe des Staates, Apotheken hierbei finanziell zu unterstützen und entsprechend geeignete gesetzliche Regelungen zu schaffen, damit Apotheken ihrer Verantwortung nachkommen können.
„Wir werden nicht tatenlos zusehen, wie die Gesundheitsversorgung durch politisches Versagen weiter ausgehöhlt wird. Handeln Sie jetzt, bevor es zu spät ist!“, so der abschließende Appell.
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