Kontaktsperren, Quarantäne, Kurzarbeit, Zukunftsängste, Ungewissheit und die Angst vor einer Infektion können auf das Gemüt schlagen, sodass depressive Verstimmungen die Folge der Corona-Pandemie sein können. Zum Glück streichelt die Sonne inzwischen unsere Seele und schiebt die trüben Gedanken fort. Doch erste Studien zeigen einen Anstieg bei Depressionen. Wer im Rahmen der Selbstmedikation zu Johanniskraut greift, sollte auf Wechselwirkungen achten, beispielsweise mit Triptanen.
Beinahe jeder Fünfte ist laut der Techniker Krankenkasse einmal im Leben depressiv. Frauen sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer. Ursachen können psychische Belastungen, chronischer Stress oder auch die familiäre Vorbelastung sein. Zudem besteht eine Komorbidität zwischen einer Depression und der häufigsten neurologischen Erkrankung – der Migräne. Studien zeigen, dass Migränepatienten ein erhöhtes Risiko für psychische Erkrankungen haben.
Sowohl einer Depression als auch einer Migräne liegt ein gestörter Serotoninhaushalt zugrunde. Denn das Glückshormon ist auch Neurotransmitter und spielt bei der Schmerzverarbeitung eine Rolle.
Johanniskraut und Triptan – Das Problem
Johanniskraut kann im Rahmen der Selbstmedikation zur Behandlung leichter depressiver Störungen eingesetzt werden. Bei mittelschwerer Depression, Angst oder psychovegetativen Störungen kann Johanniskraut auch ärztlich verordnet werden. Der Pflanze werden antidepressive, angstlösende und stimmungsaufhellende Eigenschaften zugesprochen, die auf das enthaltene Hyperforin zurückgeführt werden können. Hyperforin soll die Wiederaufnahme von Serotonin und Noradrenalin in die präsynaptische Nervenzelle hemmen und deren Abbau verhindern – die Konzentration an Neurotransmittern im synaptischen Spalt erhöht sich.
Betroffene sollen einmal täglich die empfohlene Dosis von 900 mg Johanniskraut einnehmen. Am Anfang der Behandlung ist Geduld gefragt, denn die Wirkung baut sich auf und erreicht nach etwa 14 Tagen ihr Optimum.
Triptane sind ebenfalls im Rahmen der Selbstmedikation erhältlich und werden zur Behandlung von Migräne eingesetzt. Die Stoffgruppe ist strukturell mit dem Botenstoff Serotonin eng verwandt. Die Arzneistoffe wirken gefäßverengend und hemmen die Freisetzung von Schmerz- und Entzündungsmediatoren. Die selektiven Agonisten am 5-Hydroxytryptamin-Rezeptor verursachen eine vaskuläre Kontraktion, denn Triptane vermindern die Ausschüttung von schmerzauslösenden und gefäßdilatierenden Mediatoren, zu denen auch das Serotonin gehört.
Triptane können, wenn auch selten, in Kombination mit Johanniskraut zu einem Serotonin-Syndrom führen, denn beide Substanzen erhöhen die Serotonin-Konzentration im Nervensystem.
Symptome wie Krämpfe und Muskelzuckungen, Schwitzen, Ruhelosigkeit, Schüttelfrost oder Tremor, beschleunigter Herzschlag, Übelkeit und Halluzinationen können die Folgen sein. Außerdem kann Serotonin die Blutgerinnung beeinflussen und die Entstehung von Blutgerinnseln fördern oder auch das Gegenteil auslösen und zu einem Mangel an Gerinnungsfaktoren führen, was Blutungen zur Folge haben kann.
Die Lösung
Im Rahmen der Selbstmedikation kann auf ein anderes Schmerzmittel ausgewichen werden. Zudem sollte abgeklärt werden, ob es sich tatsächlich um eine Migräne handelt. Hierfür empfiehlt sich ein Kopfschmerztagebuch. Wer unter Kopfschmerzen leidet, sollte auf eine ausreichende Trinkmenge achten, empfohlen sind 1,5 Liter pro Tag. Linderung können Minzöl, auf die Schläfen aufgetragen, oder klassische Schmerzmittel wie Acetylsalicylsäure, Ibuprofen, Paracetamol, Phenazon oder Kombinationen mit Coffein oder Vitamin C verschaffen. Welches Schmerzmittel zum Einsatz kommt, sollte in Abhängigkeit der Begleitmedikation und der Art des Kopfschmerzes ausgewählt werden.
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