Impfstoff-Update: Neue Corona-Mutationen, neue Vakzinen?
Grippeimpfstoffe unterscheiden sich von Saison zu Saison. Denn Influenzaviren verändern sich ständig, sodass die Zusammensetzung der Impfstoffe angepasst werden muss. Von SARS-CoV-2 kursieren inzwischen ebenfalls zahlreiche Mutationen. Ist also auch hier ein regelmäßiges Impfstoff-Update notwendig?
Als Ende des vergangenen Jahres der erste Impfstoff gegen das Coronavirus die Zulassung erhielt, waren das Aufatmen und die Hoffnung auf ein Ende der Pandemie groß. Inzwischen sind drei weitere Vakzinen zum Schutz vor SARS-CoV-2 zugelassen und die weltweite Impfquote steigt. Doch angesichts immer neuer Virus-Varianten wie Delta oder Lambda stellt sich die Frage, ob und wann ein Impfstoff-Update, ähnlich wie bei Grippeimpfstoffen nötig wird. Eine neue Studie der Berliner Charité liefert die Antwort.
Das Wichtigste vorab: Influenza- und andere Viren haben das Ziel, die menschliche Immunabwehr zu durchbrechen und sich im Körper einzunisten. Das Problem dabei: Haben sie uns einmal infiziert, bildet unser Immunsystem Antikörper, um ein erneutes Anstecken zu verhindern. Um die Antikörperabwehr trotzdem zu durchbrechen, verändern sich die Viren. Aus diesem Grund müssen beispielsweise Grippeimpfstoffe Saison für Saison an die neuen Varianten angepasst werden, um einen effektiven Schutz zu bieten. So weit, so bekannt. Aber wie verhält es sich nun mit dem Impfstoff-Update gegen Corona?
Um das zu klären, haben Forscher:innen der Charité untersucht, wie sich andere – im Vergleich zu SARS-CoV-2 harmlose – Coronaviren in den letzten 40 Jahren verändert haben. Daraus entwickelten sie einen Stammbaum und verglichen diesen mit der Entwicklung des Influenza-Stamms H3N2. Das Ergebnis: Bei beiden Virustypen wurde regelmäßig eine dominierende Variante durch eine neue, überlebensfähigere Version ersetzt. Zugegeben, das überrascht wenig. Das Entscheidende sei jedoch, wie schnell dies geschieht, heißt es von den Studienautor:innen. Demnach verändern sich die harmlosen Coronaviren viermal langsamer als Influenzaviren. Während letztere innerhalb eines Jahres etwa 25 Mutationen pro 10.000 Erbgut-Bausteinen bilden, sind es bei ersteren nur rund sechs.
Die schlechte Nachricht: Bei SARS-CoV-2 liegt der Wert aktuell bei zehn. Das Virus entwickelt sich somit vergleichsweise schnell weiter und macht damit ein regelmäßiges Impfstoff-Update nötig. Schuld daran ist laut den Wissenschaftler:innen das hohe Infektionsgeschehen. Und nun die Entwarnung: Sobald ein Großteil der Bevölkerung einen Immunschutz aufgebaut hat und die Infektionszahlen sinken, dürfte sich auch die Entwicklung von Mutationen verlangsamen. „Wo es viele Infektionen gibt, kann sich ein Virus auch schneller weiterentwickeln. […] Deshalb nehmen wir an, dass die COVID-19-Impfungen während der Pandemie regelmäßig überprüft und wenn nötig angepasst werden müssen. Sobald sich die Situation stabilisiert hat, werden die Impfungen aber voraussichtlich länger nutzbar sein“, schlussfolgern die Forscher:innen.
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