HCT und Co.: Unter Diuretika an Magnesium denken
Diuretika gehören hierzulande zu den am häufigsten verordneten Präparaten und finden unter anderem bei Hypertonie Anwendung. Doch unter der Einnahme sollten Patient:innen einiges beachten. Allem voran sollte an eine ausreichende Versorgung mit Magnesium gedacht werden.
Diuretika besitzen harntreibende und blutdrucksenkende Eigenschaften. Zur Stoffgruppe, die sich unter anderem in Schleifen-, Thiazid-, Thiazid-ähnliche- und Kaliumsparende Diuretika teilt, gehören unter anderem Hydrochlorothiazid (HCT), Indapamid, Xipamid, Spironolacton sowie Furosemid. Die Wirkstoffe kommen zur Behandlung von Bluthochdruck, Ödemen oder Herzinsuffizienz zum Einsatz.
Die Wirkung beruht auf einem entwässernden beziehungsweise harntreibenden Effekt. Genau wirken Diuretika am Nephron der Niere an unterschiedlichen Stellen und regen diese zu einer verstärkten Ausscheidung von Wasser und Elektrolyten an. Doch genau das kann zum Problem werden: Denn durch die verstärkte Ausscheidung von Elektrolyten wie Magnesium kann es unter Diuretika zu einem Magnesiummangel kommen.
Achtung: Diuretika erhöhen zwar die Urinausscheidung, verbessern aber nicht die Nierenfunktion.
Mangel vermeiden: Unter Diuretika an Magnesium denken
Ein Magnesiummangel zeigt sich unter anderem in Krämpfen und einer Überreizung der Muskeln, Müdigkeit und sinkender Körpertemperatur. Außerdem nimmt bei einer Hypomagnesiämie die Durchlässigkeit der Zellmembranen für Natrium-, Kalium- und Calciumionen zu und es kommt zu einem Calciumanstieg in den Zellen. Die Folgen: Herzrhythmusstörungen, neuromuskulären Veränderungen und erhöhte Lipoproteinwerte.
In den Fachinformationen verschiedener Diuretika wird daher auf das Risiko von Störungen im Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt hingewiesen, das sich in Form von Hypokaliämie, Hyponatriämie, Hypomagnesiämie und Hypochlorämie sowie Hyperkalzämie bemerkbar macht. Daher sollten vor allem bei einer Langzeitbehandlung die Serumelektrolyte – insbesondere Kalium, Natrium, Calcium und Magnesium – regelmäßig kontrolliert werden. Und auch eine Supplementierung von Magnesium kann angezeigt sein.
Magnesium ist an verschiedenen Prozessen im Körper beteiligt und Bestandteil unterschiedlicher Enzymsysteme. So trägt der Mineralstoff zu einem gesunden Energiestoffwechsel bei, ist wichtig für eine normale Funktion des Nervensystems und am Aufbau von Zähnen und Knochen sowie am Elektrolytgleichgewicht beteiligt. Doch der Körper kann Magnesium nicht selbst bilden, daher muss dieses zugeführt werden. Möglich ist das durch den Verzehr von pflanzlichen Lebensmitteln wie Bohnen und Erbsen, Vollkornprodukten, Nüssen oder auch Mineralwässern. Alternativ kommen Nahrungsergänzungsmittel ins Spiel. Hier ist jedoch Vorsicht vor Überdosierungen geboten. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung gibt als Schätzwerte für eine angemessene Magnesiumzufuhr für Erwachsene ab 19 Jahren 350 mg Magnesium/Tag an – für Frauen sind es nur 300 mg. Dabei gilt laut Expert:innen: Organisches Magnesium, beispielsweise Magnesiumcitrat, besitzt eine schnellere Resorption als anorganische Verbindungen wie Magnesiumoxid und -sulfat), wird jedoch auch schnell wieder ausgeschieden.
Übrigens: Auch PPI können den Magnesiumhaushalt aus dem Gleichgewicht bringen und zu einem Mangel führen, und zwar bereits ab einer Einnahme von drei Monaten oder länger. In Kombination mit einer gleichzeitigen Diuretika-Behandlung wurde in einer Studie ein um 73 Prozent erhöhtes Risiko einer Hypomagnesiämie festgestellt, die sogar im Krankenhaus behandelt werden musste. Dabei wurden Veränderungen des gastrointestinalen Milieus sowie eine Hemmung des Magnesium-Transporters TRPM6 als mögliche Ursachen vermutet.
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