Gehalt: Knapp jeder Dritte lügt
Das Gehalt gehört hierzulande bei vielen Angestellten zu den am besten gehüteten Geheimnissen. Denn kaum ein anderes Thema ist den meisten Menschen derart unangenehm wie das eigene Einkommen. Kein Wunder, dass ein Teil der Angestellten bei der Frage nach dem Gehalt oft lügt – sowohl gegenüber Kolleg:innen, Freund:innen als auch Partner:innen.
Zwar geben Tarifverträge Auskunft darüber, wie hoch das Einkommen ausfällt – meist abhängig von Berufsjahren/Betriebszugehörigkeit –, dennoch ist das individuelle Gehalt in der Regel Verhandlungssache. Stichworte Boni, Zuschüsse und Co. Wie viel Arbeitnehmende im Monat also tatsächlich verdienen, ist meist Geheimsache.
Mehr als vier von zehn Angestellten betrachten das Gehalt als Tabuthema, wie eine Umfrage vom Meinungsforschungsinstitut Censuswide im Auftrag des Jobportals Indeed ergibt. Dafür wurden hierzulande mehr als 1.000 Arbeitnehmende zwischen 18 und 65 Jahren befragt. Wird dennoch über das Gehalt gesprochen, lügt ein Teil der Angestellten oftmals – vor allem Männer.
Gehalt: Knapp jeder Dritte lügt bei Freund:innen/Familie
Demnach lügt ein Teil der Angestellten sogar in der Partnerschaft beim Gehalt. Zwar sollte das Thema laut knapp der Hälfte der Umfrageteilnehmer:innen nach einigen Monaten Beziehung offen besprochen werden. Doch mehr als jeder zweite Mann möchte das Einkommen lieber nicht preisgeben, während sechs von zehn Frauen darin kein Problem sehen. Nicht umsonst hat jeder vierte männliche Arbeitnehmer den/die Partner:in diesbezüglich schon einmal angelogen, bei den Arbeitnehmerinnen ist es nur etwa jede siebte.
Zum Vergleich: Gegenüber Freund:innen und Familie wird noch häufiger gelogen, und zwar bei rund drei von zehn Männern und jeder sechsten Frau. Korrigiert wird dabei meist nach oben, beispielsweise um Eindruck zu schinden, „Verurteilungen“ zu vermeiden oder die eigene Privatsphäre zu schützen.
Andere selbst nach dem Gehalt zu fragen, fällt dagegen leichter. Jede zweite Frau würde dies demnach offen ansprechen, bei den Männern sind es immerhin knapp vier von zehn.
Lieber Passwörter als Gehalt preisgeben?
Am größten ist die Verschlossenheit jedoch im beruflichen Kontext. Nur jede/r Siebte kann sich vorstellen, mit Kolleg:innen über das Gehalt zu sprechen. Rund die Hälfte der Befragten würde sogar lieber die Passwörter zu den eigenen Social Media-Accounts offenlegen als das Einkommen. Wer das Gehalt im Team doch thematisiert, lügt oftmals. Anders als im Privatleben wird die Höhe dabei jedoch teilweise nach unten korrigiert – vor allem von Frauen.
Übrigens: Auch im Apothekenteam wird meist nicht offen über die Gehälter gesprochen, wie eine aposcope-Befragung gezeigt hat.
Gehalt: Transparenz statt Verschwiegenheit
Eine gesetzliche Regelung, dass Gespräche über das Gehalt mit Kolleg:innen tabu sind, gibt es nicht. Und auch von einigen Chef:innen geforderte Verschwiegenheitsklauseln im Arbeitsvertrag sind in der Regel unzulässig. „Nur dann, wenn das Gehaltsgefüge ein Betriebsgeheimnis darstellt, ist eine Geheimhaltungsklausel gerechtfertigt und kann vertraglich wirksam vereinbart werden“, heißt es vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). Dies ist beispielsweise dann der Fall, wenn eine Geheimhaltung vorteilhaft für den wirtschaftlichen Erfolg ist. Stichwort Wettbewerbsfähigkeit gegenüber der Konkurrenz.
Stattdessen müssen Chef:innen künftig sogar von sich aus über das Gehalt informieren, und zwar bereits in Stellenausschreibungen. Zudem soll bei Anfragen von Angestellten eine Auskunftspflicht gelten. Grundlage ist eine EU-Regelung, die bis Sommer 2026 umgesetzt werden muss.
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