Urtikaria gehört zu den häufigsten Hauterkrankungen und betrifft Millionen von Menschen. Ihre Bezeichnung leitet sich vom lateinischen Wort Urtica = Brennsessel ab. Nicht umsonst wird die Erkrankung auch Nesselsucht genannt. Kommen Patient:innen mit entsprechenden Symptomen in die Apotheke, ist deine Beratung gefragt. Wir frischen dein Wissen auf.
Bei der Urtikaria handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, die sich meist auf der Haut zeigt. Konkret kommt es zu einer Überempfindlichkeitsreaktion der Haut. Unterschieden wird zwischen akuter spontaner und chronisch spontaner Urtikaria. Während erstere bis zu jeden fünften Menschen mindestens einmal im Leben betrifft und weniger als sechs Wochen andauert, tritt letztere deutlich seltener auf, hält dafür aber länger an. Wie es von der European Centre for Allergy Research Foundation (Stiftung ECARF) heißt, leidet schätzungsweise 1 Prozent der Bevölkerung unter chronisch spontaner Urtikaria. Diese kann über Jahrzehnte fortbestehen und sich immer wieder in Form von Urtikaria-Schüben äußern.
Urtikaria: Symptome und Auslöser
Bei einem Urtikaria-Schub schütten körpereigene Abwehrzellen – auch Mastzellen – verstärkt Histamin aus. Die Blutgefäße werden weiter und es sammelt sich Flüssigkeit in verschiedenen Hautschichten. Die Folge sind Schwellungen, aber auch Rötung und Juckreiz treten auf, weil parallel zahlreiche sensorische Nervenzellen aktiviert werden.
Auslöser können innere Reize wie anhaltende Infektionen, beispielsweise mit Streptokokken oder Helicobacter pylori, Schilddrüsenerkrankungen, Unverträglichkeitsreaktionen oder auch physikalische Reize wie Kälte, Hitze und Sonne sein. Auch bestimmte Arzneimittel wie ACE-Hemmer und ASS können eine Urtikaria-Reaktion hervorrufen.
Die Symptome treten in der Regel plötzlich auf. Dazu gehören wandernde, klar begrenzte, erythematöse, juckende Quaddeln, die zwischen wenigen Millimetern bis Handteller-groß sind und etwa einen Tag lang anhalten und optisch der Hautreaktion nach einem Kontakt mit Brennnesseln ähneln, und/oder intensive, breitflächige Hautschwellungen (Angioödeme), die mehrere Tage bleiben und meist an Augenlidern, Lippen und Zunge auftreten.
So wird behandelt
Die Behandlung der Urtikaria richtet sich in der Regel nach dem Auslöser. Mittel der Wahl sind oftmals Antihistaminika, die zu einer H1-Rezeptorblockade führen, die allergische Reaktion unterbinden und regelmäßig eingenommen werden sollen. Zum Einsatz kommen dabei bevorzugt neuere orale Antihistaminika wie Cetirizin, Fexofenadin, Desloratadin und Levocetirizin, da sie keinen sedierenden Effekt haben.
Zeigt sich nach wenigen Wochen keine Besserung und bleibt auch eine Dosiserhöhung wirkungslos, kann zusätzlich der monoklonale Antikörper Omalizumab verabreicht werden. Auch die Gabe oraler Glucocorticoide ist zur Notfallbehandlung möglich.
Um die Zeit bis zum Arzttermin zu überbrücken, können Kältepackungen und Lotionen mit schmerzlindernden sowie juckreizstillenden Wirkstoffen infrage kommen. Expert:innen raten außerdem zu einem Urtikaria-Tagebuch, in dem der entsprechende Tagesablauf notiert wird, wenn es zu einem Schub kommt. Anschließend sollte das Tagebuch mit dem/der Ärzt:in besprochen werden, um die genauen Ursachen zu finden und diese in Zukunft vermeiden zu können. Werden beispielsweise Medikamente als Ursache vermutet, ist ein Absetzen angezeigt, allerdings nicht ohne Arztrücksprache zu halten.
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