Die Allergiesaison hat begonnen. Im März sorgen unter anderem Birke, Erle, Hasel, Weide, Pappel und Eiche für laufende Nasen und juckende Augen. Hilfe kommt aus der Apotheke – doch wie unterscheiden sich orale Heuschnupfenmittel und wo liegen die Gemeinsamkeiten?
Etwa 15 Prozent der Menschen leiden im Laufe ihres Lebens unter Heuschnupfen, denn es kann jede/n in jedem Alter treffen. Zu den oralen Heuschnupfenmitteln gehören H1-Antihistaminika wie Loratadin und Desloratadin sowie Cetirizin und Levocetirizin, die im Rahmen der Selbstmedikation zur Verfügung stehen und zur symptomatischen Therapie der allergischen Rhinitis und der Urtikaria eingesetzt werden können.
Merke: Loratadin ist das orale Heuschnupfenmittel der Wahl in Schwangerschaft und Stillzeit.
Orale Heuschnupfenmittel: Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Cetirizin vs. Loratadin
Cetirizin und Loratadin sind Antihistaminika der zweiten Generation und kommen zur Behandlung von allergischem Schnupfen und bei Nesselsucht zum Einsatz. Der Nachteil: Beide Arzneistoffe können müde machen – wobei Loratadin bei vielen Betroffenen weniger schläfrig macht, allerdings ist dies individuell verschieden. Laut Gebrauchsinformation beträgt die Häufigkeit der Schläfrigkeit unter Cetitizin knapp 10 Prozent und unter Loratadin etwa 1 Prozent.
Zum Vergleich: Dimetinden, das zu den Antihistaminika der ersten Generation gehört, besitzt einen stärker sedierenden Effekt.
Cetirizin entfaltet bereits nach 30 bis 90 Minuten seine Wirkung. Die maximale Plasmakonzentration wird innerhalb von ± einer halben Stunde erreicht. Die terminale Halbwertszeit liegt bei etwa zehn Stunden. Loratadin ist ein Prodrug und muss erst in der Leber zur eigentlichen Wirkform – Desloratadin – umgewandelt werden. Somit setzt die Wirkung im Vergleich zu Cetirizin später – nach etwa 60 bis 90 Minuten ein.
Cetirizin ist auch zur Linderung von „okularen Symptomen bei saisonaler und perennialer allergischer Rhinitis“ zugelassen. Loratadin nicht.
Die Wirkung der H1-Antihistaminika ist auf die Blockade der H1-Rezeptoren zurückzuführen. In der Folge kann Histamin nicht mehr andocken. Die allergischen Symptome lassen nach beziehungsweise bleiben aus.
Levocetirizin und Desloratadin vs. Cetirizin und Loratadin
Levocetirizin und Desloratadin sind Antihistaminika der dritten Generation. Die Weiterentwicklungen haben einen wesentlichen Vorteil: weniger Wirkstoff bei gleichem Effekt.
Desloratadin wirkt schneller als Loratadin, weil es sich bereits um die aktive Form handelt. Desloratadin besitzt zudem eine 2,5- bis 4-fach höhere Wirksamkeit und eine 150-fach höhere Affinität zum H1-Rezeptor als Loratadin.
Dimetinden und Bilastin
Dimetinden ist zur symptomatischen Linderung von histaminbedingtem Juckreiz, Nesselsucht, Insektenstichen und allergischem Schnupfen bei Patient:innen älter als sechs Jahre zugelassen. Bei Kindern im Alter von einem Jahr bis elf Jahren wird entsprechend dem Körpergewicht dosiert. Ab zwölf Jahren beträgt die empfohlene Tagesdosis 3 bis 6 mg Dimetindenmaleat verteilt auf drei Einzeldosen.
Das H1-Antihistaminikum besitzt antihistamine, antiallergische, juckreizlindernde, dämpfende und lokalanästhetische Eigenschaften.
Bilastin gehört zu den nicht-sedierenden, langwirksamen Antihistaminika. Der Wirkstoff besitzt eine selektive antagonistische Affinität für den peripheren H1-Rezeptor, aber keine Affinität zu Muskarinrezeptoren. Laut Fachinfo hemmt Bilastin nach einmaliger Gabe eine histamininduzierte Quaddelbildung und Hautrötung für 24 Stunden.
Der Wirkstoff hat ein breites Anwendungsgebiet und wird zur symptomatischen Behandlung der allergischen Rhinokonjunktivitis (saisonal und perennial) und Urtikaria bei Erwachsenen und Jugendlichen ab zwölf Jahren eingesetzt.
Was es sonst noch gibt
Außerdem steht die Wirkstoffkombi aus Triprolidin und Pseudoephedrin bei allergischer Rhinitis mit verstopfter Nase zur Verfügung und ist für die zweimal tägliche Einnahme geeignet. Achtung: Die Wirkstoffkombi sollte nur im Alter von zwölf bis 60 Jahren angewendet werden.
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