Heute ist der Tag der Ausbildung. Hand aufs Herz: Die Schulzeit und somit auch die Zeit an der PTA-Schule gehören zu den schönsten Abschnitten im Leben, oder? Grund genug, Jugendliche zu motivieren, PTA zu werden. Doch der PTA-Nachwuchs fehlt. Und die PTA-Schulen haben Probleme, die Klassen voll zubekommen. Wir haben Burkhard Pölzing, Schulleiter der Völker-Schule Osnabrück, gefragt, warum sich Schüler:innen für eine PTA-Ausbildung entscheiden sollten, wie die Ausbildung attraktiver werden kann und welche Hürden die PTA-Schulen überwinden müssen.
PTA sind die Besten, das ist längst klar. Immerhin leistest du als Organisationstalent, Multitasking-Profi, Seelentröster:in und Fels in der Brandung Tag für Tag Unglaubliches. Der Beruf ist abwechslungsreich und nicht nur in der Apotheke warten verschiedene Herausforderungen. Kein Wunder, dass die große Mehrheit der PTA mit ihrer Berufswahl generell zufrieden ist (89 Prozent). Knapp sechs von zehn PTA können sich keinen schöneren Beruf vorstellen (58 Prozent), wie der große PTA-Gehaltsreport zeigt. Geht es jedoch um die Frage, ob PTA ihrem jüngeren Ich auch (wieder) dazu raten würden, gibt jede/r Zweite an, den Job rückblickend nicht zu empfehlen. Die Gründe sind verschieden. Kritik gibt es schon in puncto Ausbildung. Es fehlt eine Vergütung und dann ist da noch das Schulgeld, das an einigen Schulen fällig wird.
Hätte Burkhard Pölzing drei Wünsche für den PTA-Beruf/Ausbildung frei, würden diese Kritikpunkte der Vergangenheit angehören. Pölzing wünscht sich:
- bundesweit eine auskömmliche Schulfinanzierung und Umsetzung der Schulgeldfreiheit,
- Ausbildungsvergütung während der schulischen Ausbildungszeit und im Apothekenpraktikum sowie
- eine bundesweit geregelte Aufstiegsqualifizierung für PTA.
Aber zurück zur Ausbildung. Warum sollten sich Schüler:innen für eine PTA-Ausbildung entscheiden? „Der Beruf ist krisensicher, das ist in der heutigen Zeit nicht zu unterschätzen“, so Pölzing. „Die Tätigkeit als PTA kann gut mit der familiären Situation abgestimmt werden und es gibt überall Arbeitsplätze.“ Mehr noch: „Wer gerne mit Menschen arbeitet und etwas Gutes tun will, hat hier insbesondere in der Offizin die Gelegenheit dazu. Und wer nicht in der öffentlichen Apotheke arbeiten möchte, der findet seine Zukunft in der Krankenhausapotheke, Industrie oder in anderen attraktiven Tätigkeitsfeldern. PTA werden händeringend gesucht.“
Eines steht fest: Die Ausbildung muss attraktiver werden. Aber wie? Was müsste sich ändern, um den PTA-Beruf zum einen attraktiver zu machen und zum anderen die angehenden PTA besser auf die Arbeit in der Apotheke vorzubereiten?
Pölzing hat die Antwort. „Der scheinbare Attraktivitätsverlust der PTA-Ausbildung ist dem demographischen Wandel und den geburtenschwachen Jahrgängen geschuldet, die jetzt ihren Weg in die Ausbildung und den Arbeitsmarkt finden. Das Problem fehlender Auszubildender ist allgegenwärtig, auch im Einzelhandel und im Handwerk. Erschwerend kommt ein steigender Versorgungsbedarf in der Pflege sowie in anderen Gesundheitsberufen hinzu. Da macht der PTA-Beruf keine Ausnahme. Die Attraktivität des PTA-Berufes muss also im Vergleich zu den konkurrierenden Berufsbildern diskutiert werden. Hier ist die PTA-Ausbildung deutlich zurückgefallen. Teilweise hohe Ausbildungskosten und eine fehlende Ausbildungsvergütung sind nicht mehr zeitgemäß.
Die Finanzierung der Ausbildung durch einen Ausbildungsfonds wäre ein wesentlicher Baustein zur Steigerung der Attraktivität. Eine bundesweite gültige Vorschrift gibt dabei den rechtlichen Rahmen für die Umsetzung in den Bundesländern vor. Das Schulgeld entfällt bundesweit und wenn es gut läuft, ergibt sich daraus eine Ausbildungsvergütung für die PTA-Schüler:innen während der Schulzeit. Somit wäre man in der Attraktivität mit anderen Ausbildungsberufen auf Augenhöhe.“
PTA brauchen Perspektiven und Karrierechancen, aber gefühlt ist das Ende der Karriereleiter schnell erreicht – und dann? Dann macht sich Unmut breit. Die meisten PTA (92 Prozent) wünschen sich eine Erweiterung ihrer Kompetenzen in der Apotheke. Außerdem fehlt es den Kolleg:innen an Wertschätzung und Anerkennung (91 Prozent Zustimmung). „Der PTA-Beruf wird aussterben, wenn die Attraktivität des Berufs nicht gesteigert wird.“ Hier liegt die Zustimmung unter den PTA bei 88 Prozent.
„Einmal PTA, immer PTA ist zu wenig.“
„Wichtig ist die Schaffung einer beruflichen Perspektive für PTA in der öffentlichen Apotheke durch eine echte Aufstiegsqualifizierung. ‚Einmal PTA, immer PTA‘ ist zu wenig“, so der Schulleiter. „Die Vertretungsbefugnis scheint dabei eine rote Linie zu sein. Doch sollten sich Apotheker und PTA nicht in Grabenkämpfen verlieren. Gewinnen kann die Apotheke nur, wenn die Berufsgruppen gemeinsam agieren und konstruktiv zusammen gestalten. Hier könnten die Apothekerkammern mit einer bundesweit geregelten Weiterbildung zur Fach-PTA in Analogie zum Fachapotheker einen Beitrag leisten.
Interessante Arbeitsplätze für PTA gibt es außerhalb der Offizin reichlich. Bessere Bezahlung und bessere Arbeitszeiten locken und werden den Apotheken dringend benötigtes Personal entziehen. Hier muss sich die öffentliche Apotheke etwas einfallen lassen und handeln.“
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