Dosis egal? ASS zur Präeklampsie-Prophylaxe
Wird bei werdenden Müttern ein erhöhtes Risiko für Präeklampsie festgestellt, kommt zur Prophylaxe Acetylsalicylsäure (ASS) ins Spiel. Dabei ist die Höhe der Dosis offenbar nicht entscheidend, zeigt eine Studie.
Von einer Präeklampsie ist die Rede, wenn es bei Frauen ab der 20. Schwangerschaftswoche zum Auftreten beziehungsweise einer Verschlimmerung von Bluthochdruck in Kombination mit einer vermehrten Eiweißausscheidung im Urin (Proteinurie) kommt. Unbehandelt kann dies zu Krampfanfällen sowie Organschäden führen. Entwickelt sich eine Präeklampsie, steigt außerdem das Risiko für eine Plazentaablösung und/oder Frühgeburt.
Zu den Risikofaktoren gehören neben Vorerkrankungen wie Diabetes mellitus und Adipositas unter anderem auch eine späte – über 35 Jahre – Schwangerschaft sowie Erst- und Mehrlingsschwangerschaften. Um dem Auftreten einer Präeklampsie vorzubeugen, wird eine Behandlung mit ASS empfohlen. Ob und wenn ja welche Rolle die Dosis dabei spielt, hat ein internationales Forscherteam untersucht.
ASS gehört zu den nicht-steroidalen Antirheumatika und besitzt analgetische, antiphlogistische und antipyretische Eigenschaften. Die Wirkung geht auf eine irreversible Hemmung der Cyclooxygenasen COX-1 und COX-2 zurück, was wiederum zu einer Hemmung der Prostaglandinproduktion sowie der Thrombozytenaggregation führt.
ASS zur Präeklampsie-Prophylaxe: Höhere Dosis = höheres Risiko?
Genau ging es um die Frage, ob eine höhere Dosis ASS zur Präeklampsie-Prophylaxe auch einen erhöhten Schutz bedeutet oder eher das Gegenteil – sprich das Risiko sogar steigert. Dafür wurde die Gabe von 150 bis 160 mg täglich mit der von 75 mg täglich verglichen, und zwar bei mehr als 13.800 Schwangeren, die zwischen Januar 2017 und Dezember 2020 in der 22. Schwangerschaftswoche oder später entbunden hatten und während der Schwangerschaft niedrig dosiertes ASS (75 bis 160 mg) einnahmen.
4.687 Frauen wurden 150 bis 160 mg Acetylsalicylsäure/Tag verschrieben, die anderen 9.141 erhielten 75 mg täglich. Dabei zeigte sich: Es konnte kein signifikanter Unterschied zwischen der höheren und niedrigeren Dosierung festgestellt werden. Demnach war das Risiko, eine Präeklampsie zu entwickeln, bei allen Schwangeren in der Studie, die mit dem Wirkstoff behandelt wurden, ähnlich hoch – 9,5 Prozent unter der höheren Dosis vs. 8,9 Prozent unter der niedrigeren. Und auch die Gefahr für das Auftreten von Blutungen nach der Geburt war ähnlich ausgeprägt – 6,9 Prozent vs. 6,4 Prozent.
„Diese Ergebnisse legen nahe, dass beide Dosierungen eine sinnvolle Wahl bei der Anwendung von ASS zur Präeklampsie-Prophylaxe sein können“, lautet daher das Fazit der Forschenden. Sie fordern jedoch weitere klinische Studien, um die Ergebnisse zu bestätigen.
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