Eine gute Woche schon besteht die Pflicht der Arztpraxen zur Ausstellung eines E-Rezepts für verschreibungspflichtige Arzneimittel. Mit dem flächendeckenden Start der elektronischen Verordnungen treten nun allerdings auch die Tücken des E-Rezepts zutage, mit denen sich die Apothekenmitarbeiter:innen nun konfrontiert sehen. Wir haben uns in den Apotheken umgehört und erste Eindrücke gesammelt.
Optimismus ist bei den meisten Gesprächen herauszuhören, wenn die Mitarbeiter:innen der Apotheken über das E-Rezept sprechen. Im Großen und Ganzen werden die Bemühungen zur Digitalisierung bei allen Beteiligten positiv gesehen und gerade die Apotheken bringen sich, wie so oft in der Vergangenheit, engagiert ein. Den kompletten Umstieg auf das elektronische Rezept haben allerdings noch nicht alle Arztpraxen vollzogen. So kommen doch mehr Papierrezepte in den Apotheken an, als dies vorher gedacht war. Schlimm finden die Apothekenmitarbeiter:innen dies allerdings nicht, da die Furcht vor der Überlastung der Telematikinfrastruktur (TI) immer gegenwärtig ist.
Bisher aufgetretene Tücken beim E-Rezept
Eine Apothekerin berichtet von Problemen bei der gleichzeitigen Bearbeitung mehrerer E-Rezepte an verschiedenen Kassenplätzen. Bei Einlesen des Rezepts über die App der gematik tauchen an allen Bedienplätzen, die gerade E-Rezepte bearbeiten auch die Rezepte zur Auswahl auf, die an anderen Arbeitsplätzen über die App eingelesen wurden. Dies verlangsamt die Arbeitsabläufe, da zuerst das korrekte Rezept herausgesucht werden muss. Zudem können, bei Bearbeitung des falschen Rezepts Verwechslungen auftreten, die zwingend vermieden werden müssen.
Als ebenfalls problematisch beschreibt eine andere Apothekerin den Umgang mit Lieferengpässen und der Herausgabe von Alternativen. Wenn beispielsweise zwei Packungen Metoprolol 95 mg mit je 100 Stück verordnet wurden, können über das elektronische Rezept nur zwei Packungen des gleichen Herstellers abgegeben werden. Wenn nun aber zwei Packungen unterschiedlicher Firmen abgegeben werden sollen, weil ein Lieferengpass besteht, ist dies schlichtweg nicht möglich. Ebenso verhält es sich mit der Abgabe von mehreren kleinen Packungsgrößen, um die Menge der nicht lieferbaren großen Packung zu erreichen (Beispiel: die Abgabe von zwei Packungen Metoprolol 95 mg, 50 Stück, statt einer Packung mit 100 Stück). Auch hier streikt das System und macht eine Abgabe unmöglich.
Die vorherrschenden Probleme bei der Überlieferung der Charge oder der zu lange dauernden Übermittlung des Rezepts auf die eGK sind weiterhin täglich anzutreffen. Ein zuweilen ebenfalls auftretendes Problem ist die Unsicherheit der Patient:innen, die nun nicht mehr selbst sehen können, was von der Arztpraxis auf dem Rezept verordnet wurde. Gerade älteren Patient:innen fehlt das Papierrezept als eine Art Rückversicherung, dass ihnen auch das richtige Arzneimittel ausgehändigt wurde.
Angst vor Totalausfall der Technik und vergessene elektronische Gesundheitskarten
Bei vielen Apothekenmitarbeiter:innen schwingt immer die Angst mit, dass die Technik ausfallen könnte und somit die Versorgung der Patient:innen gänzlich zum Erliegen kommt. Eine Apothekerin bezeichnet das E-Rezept als „instabiles und störungsanfälliges System“. Ihr stellt sich zudem die Frage, wie sie im Notdienst agieren soll, wenn die Server, die die Daten des E-Rezepts beherbergen, über Nacht gewartet werden. Sie spricht sich deutlich für die Digitalisierung aus, hätte sich allerdings mit einem System, welches offline funktioniert sicherer gefühlt.
Ein Ablauf, der sich sowohl bei Apothekenmitarbeiter:innen als auch bei den Patient:innen erst noch etablieren muss, ist der Umgang mit der eGK. Häufig werden diese in den Kartenterminals vergessen und müssen nachträglich von den Patient:innen in der Apotheke wieder abgeholt werden. Das bedeutet natürlich auch einen höheren Zeitaufwand für das Kontaktieren der betroffenen Personen. Allerdings wird sich dies mit der Zeit sicher einspielen.
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