In dieser Woche soll die Corona-Warn-App der Bundesregierung freigeschaltet werden. Ziel der App ist es, Infektionsketten schneller zu unterbrechen, denn das Tool soll dabei helfen, festzustellen, ob wir in Kontakt mit einer infizierten Person geraten sind. Ist dies der Fall, gibt sie Alarm und der Betroffene kann aktiv werden – sich testen lassen und gegebenenfalls isolieren. Wir sagen dir, wie die App funktioniert und ob du sie nutzen musst.
Die App ist vor allem dann hilfreich, wenn eine Ansteckungsgefahr nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist. Covid-19-Patienten sind bereits ein bis drei Tage vor dem Auftreten von Symptomen ansteckend – aber nicht jeder Betroffene zeigt auch Symptome. Es besteht also die Gefahr einer unbewussten Ansteckung, weil sich die Personen nicht in Quarantäne begeben.
Wer hat die Corona-Warn-App entwickelt?
Die App ist ein Projekt der Bundesregierung und wurde von SAP und der Telekom entwickelt. Die Fraunhofer-Gesellschaft und das Helmholtz-Zentrum für Informationssicherheit CISPA stehen bei der Entwicklung beratend zur Seite.
Es handelt sich um eine Tracing-App, die lediglich Begegnungen verfolgt. Dies ist ein wesentlicher Unterschied zu einer Tracking-App, die Standorte verfolgt. Google und Apple stellen Bluetooth-Schnittstellen, sogenannte APIs, zur Verfügung.
Tracing ist zwar auch im Ausland möglich, allerdings funktioniert die App nur national. Somit erfolgt bei Kontakten im Ausland keine Warnung.
Woher weiß die App, dass jemand infiziert ist?
Die Corona-Warn-App dokumentiert den „digitalen Handschlag“ zweier Smartphones. Mittels Bluetooth-Low-Energy-Technik kann der Abstand zwischen Personen gemessen werden. Die App ermittelt über einen Zeitraum von 15 Minuten oder länger, ob sich die Smartphonebesitzer und App-Nutzer näher als ungefähr zwei Meter gekommen sind. Dafür tauschen die Geräte untereinander temporäre verschlüsselte Identitäten aus und zwar stoßweise alle zweieinhalb bis fünf Minuten. Wird ein Nutzer positiv auf das Coronavirus getestet, können die Kontakte durch die App informiert werden. Dabei werden die verschlüsselten Identitäten des Infizierten allen Mobiltelefonen der App-Nutzer zur Verfügung gestellt. Die Geräte können dann überprüfen, ob sie mit dem Infizierten Kontakt hatten. Ist dies der Fall, erfolgt eine Warnung.
Alle Nutzer der App, die positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurden, können sich freiwillig entscheiden, ob sie diese Information in der App hinterlegen wollen. Das geschieht durch pseudonyme Daten, weder der Name noch die Identität des Infizierten werden an andere Personen weitergegeben. Die Entscheidung des Betroffenen ist Grundlage für die Warnung der Personen, die sich in den vergangenen Tagen in der Nähe des Betroffenen aufgehalten haben.
Achtung! Nutzer der App erhalten keine Echtzeitwarnung, wenn sie sich einer infizierten Person nähern.
„Die App ist dafür da, dass man gewarnt wird, wenn man im Nachhinein feststellt, dass man zu nah oder in der Nähe einer infizierten Person war und dass man damit einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt ist“, so Regierungssprecher Steffen Seibert.
Wann erfolgt eine Warnung?
Wann ist eine Begegnung eine Risiko-Begegnung? Hierbei spielen zwei Werte eine Rolle. Zum einen die Dauer der Begegnung und zum anderen die Distanz zwischen den Personen. In Abhängigkeit der beiden Kriterien wird das bestehende Risiko in drei Stufen angezeigt: niedriges Risiko, erhöhtes Risiko und unbekanntes Risiko. Letzteres wird angezeigt, wenn die Risikoermittlung durch die Nutzer nicht lange genug aktiviert war. Ein Beispiel: Wenn man im Supermarkt nur kurz aneinander vorbeiläuft, wird die App die Begegnung wohl nicht als Risikobegebung einstufen und einer Warnung auslösen.
Was ist zu tun, wenn die App eine Warnung gibt?
Wer von der Corona-Warn-App alarmiert wird, kann schnell Kontakt zum Arzt aufnehmen, sich auf das Virus testen lassen und sich gegebenenfalls in Isolation begeben. Die Nutzer tragen so aktiv zur Eindämmung der Corona-Pandemie bei und schützen sich und andere.
App ersetzt Hygienemaßnahmen nicht
Die allgemeinen Hygienemaßnahmen wie Händewaschen, Abstand halten und Alltagsmasken tragen, gelten weiter. Die App ist lediglich ein zusätzliches Instrument zur Eindämmung der Pandemie. Die App kontrolliert nicht, ob Hygienemaßnahmen und Quarantäne eingehalten werden.
Datenschutz und Freiwilligkeit
Der Schutz der Privatsphäre habe laut Seibert „höchste Priorität“. Die App entspreche den hohen deutschen Datenschutz-Anforderungen. Zudem wurde erstmals bei einem öffentlichen Projekt der gesamte Quellcode, auf dem die App basiert, öffentlich zugänglich gemacht. Es gebe keine zentrale Speicherung von Daten, es würden keine Bewegungsprofile wie bei einer Tracking-App erstellt und kein anderer App-Nutzer erfährt den Namen oder weitere persönliche Informationen.
Wer sich in der App anmeldet, muss keine persönlichen Daten wie Namen oder Adresse angeben. Die Daten werden dezentral und pseudonymisiert gespeichert. Daten, die einen Nutzer identifizierbar machen, werden nicht gespeichert. Alle Daten zu Begegnungen mit anderen App-Nutzern werden verschlüsselt und nur auf dem eigenen Smartphone hinterlegt. Dafür werden kurzlebige Kennzeichnungen sogenannte IDs verwendet, die maximal 14 Tage auf dem Smartphone gespeichert werden.
Eine Verpflichtung zur Installation und Nutzung der Corona-Warn-App gibt es nicht. Wer sich die App heruntergeladen hat, kann diese jederzeit wieder löschen.
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