Corona-Infektionen: 8 von 10 symptomlos, aber für jede zweite Ansteckung verantwortlich
Im Kampf gegen SARS-CoV-2 kommen Tag für Tag neue Informationen über das neuartige Virus ans Licht. Wie eine amerikanische Studie nun zeigt, verläuft offenbar ein Großteil der Corona-Infektionen symptomlos, verursacht aber trotzdem mehr als jede zweite Neuinfektion.
Infizieren sich Menschen mit SARS-CoV-2, kann dies schwerwiegende Folgen haben – sowohl kurz- als auch langfristig. Zu den häufigsten Beschwerden gehören unter anderem Husten, Fieber, Verlust des Geschmacks- und Geruchssinns. Doch viele Patient:innen wissen zum Teil gar nichts von ihrer Ansteckung, denn ihre Corona-Infektion verläuft symptomlos. Wie eine neue Studie der University of Chicago nun zeigt, trifft dies offenbar auf einen überwiegenden Teil der Betroffenen zu. Das Problem: Auch ohne Symptome können sie das Virus auf andere Menschen übertragen. Der Studie zufolge wird folglich mehr als die Hälfte der Neuinfektionen von Personen ohne offensichtliche Corona-Anzeichen verursacht.
Corona-Infektionen: Oft symptomlos, aber trotzdem ansteckend
Für ihre Studie haben Wissenschaftler:innen der University of Chicago eine Modellrechnung anhand von Patientendaten aus New York City während der ersten Pandemiewelle durchgeführt. In die Berechnung flossen neben den gemeldeten Fallzahlen zwischen März und Juni 2020 auch Ergebnisse von Antikörpertests zwischen März und April sowie Informationen über die jeweiligen Testkapazitäten ein. Die Ergebnisse wurden im Fachmagazin „Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America“ veröffentlicht. Sie zeigen: Laut den Forscher:innen verliefen rund 80 Prozent der Corona-Infektionen symptomlos. Nur bei 13 bis 18 Prozent der Fälle zeigten sich Symptome.
Doch damit nicht genug: Mit ihren Berechnungen wollten die Expert:innen auch Rückschlüsse liefern, wie hoch die Ansteckungsrate beziehungsweise die Reproduktionszahl bei einer symptomlosen Corona-Infektion ist. Letztere könnte ihnen zufolge deutlich höher sein als bisher angenommen, sodass ein/e asymptomatische/r Patient:in womöglich drei bis vier andere Menschen ansteckt. In einem weiteren von ihnen ermittelten Szenario würden asymptomatische und präsymptomatische Patient:innen mehr als die Hälfte aller Neuinfektionen verursachen.
„Mit Hilfe eines epidemiologischen Modells, das die Testkapazität miteinbezieht, zeigen wir, dass viele Infektionen asymptomatisch sind, aber insgesamt wesentlich zur Übertragung in der Gemeinschaft beitragen“, erklären die Studienautor:innen dazu. Daher fordern sie, dass dies beim Kampf gegen die Pandemie künftig stärker berücksichtigt wird. Außerdem sollten Gesundheitsbehörden neben den gemeldeten Fallzahlen auch ihre Testprotokolle und -zahlen öffentlich zugänglich machen, damit dies in weitere Berechnungsmodelle einbezogen werden könne.
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