Besser morgens oder abends: Zeitpunkt bei Blutdrucksenkern egal?
Ob nüchtern, zu oder vor/nach den Mahlzeiten: In puncto Arzneimitteleinnahme gibt es einiges zu beachten, denn der richtige Zeitpunkt kann ausschlaggebend für Wirksamkeit und Verträglichkeit und somit den Therapieerfolg sein. Auch die Tageszeit ist dabei mitunter ein entscheidender Faktor. Doch gilt das auch für Blutdrucksenker und sollten diese beispielsweise besser morgens oder abends eingenommen werden?
Darüber wird schon seit Längerem immer wieder diskutiert. Denn weil Betablocker, Diuretika und Calciumkanalblocker die Sympathikusaktivität hemmen, die am Tag gesteigert ist, während nachts ohnehin ein Blutdruckabfall stattfindet, sollten die Arzneistoffe am besten morgens eingenommen werden. Doch demgegenüber hatten Forschende vor rund 15 Jahren angebliche kardio-protektive Vorteile einer abendlichen Einnahme von Antihypertensiva nachgewiesen. Nun zeigen aktuelle Ergebnisse: Der Zeitpunkt der Einnahme scheint bei Blutdrucksenkern keine Rolle zu spielen, zumindest was das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse und Tod angeht.
Blutdrucksenker abends: Kein erhöhtes oder verringertes Risiko
Der Reihe nach. Ein Forscherteam der Universität von Alberta in Edmonton (Kanada) untersuchte mehr als 3.350 Patient:innen, die mit Antihypertensiva – Diuretika und andere Wirkstoffgruppen – behandelt wurden. Jeweils ein Teil von ihnen erhielt die entsprechenden Medikamente zur Blutdrucksenkung entweder vor dem Schlafengehen oder am Morgen. Anschließend wurden sie im Median über 4,6 Jahre nachbeobachtet. Dabei ging es um die Frage, ob die Einnahme am Abend im Vergleich zur herkömmlichen Einnahme am Morgen das Risko für schwere kardiovaskuläre Ereignisse (unter anderem Schlaganfall oder Herzversagen) mit einem notwendigen Krankenhausaufenthalt sowie das Sterberisiko verringern kann.
Dabei zeigte sich: Anstatt morgens können Blutdrucksenker auch abends eingenommen werden – ein erhöhtes Risiko ergab sich dadurch nicht, aber auch keine signifikanten Vorteile. So traten die definierten Endpunkte bei einer abendlichen Anwendung mit einer Rate von 2,3 pro 100 Personenjahre auf, während es bei morgendlicher Einnahme 2,4 pro 100 Personenjahre waren.
Therapietreue wichtiger als Einnahmezeitpunkt?
Die Ergebnisse konnten auch in einer weiteren Untersuchung mit Fokus auf ältere Patient:innen bestätigt werden, die über 415 Tage nachbeobachtet wurden. Auch bei ihnen ließen sich demnach kaum Unterschiede zwischen den beiden Einnahmezeitpunkten feststellen. Der Zeitpunkt der Verabreichung von Blutdrucksenkern bot weder Vor- noch Nachteile, lautet daher das Fazit.
Stattdessen sei es wichtiger, auf die generelle Therapietreue zu achten, wie auch die Deutsche Hochdruckliga bereits vor Längerem deutlich gemacht hat: Eine Antihypertensivagabe kann in gleicher Weise am Morgen oder am Abend erfolgen, heißt es demnach in einer Stellungnahme. „Entscheidend ist, wie sich die Antihypertensivaeinnahme am besten in den Tagesrhythmus des Patienten einfügt und welcher Einnahmezeitpunkt mit der höheren Adhärenz assoziiert ist (im Allgemeinen höher bei morgendlicher Einnahme).“ Ebenfalls sollten mögliche Nebenwirkungen beachtet werden. Denn: Wann der beste Einnahmezeitpunkt ist, kann auch vom jeweiligen Wirkstoff abhängen.
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