Die Einnahme macht die Wirkung: Der richtige Einnahmezeitpunkt kann bei Arzneimitteln ausschlaggebend für Wirksamkeit und Verträglichkeit und somit den Therapieerfolg sein. Wann der richtige Zeitpunkt ist und wie das Arzneimittel einzunehmen ist, verrät die Packungsbeilage. Bleibt nur noch zu klären was „vor dem Essen“ oder „unabhängig von einer Mahlzeit“ bedeutet und welche Lebensmittel gemieden werden sollten.
In der Regel sollten Arzneimittel in aufrechter Position eingenommen werden. Tabletten und Kapseln, die geschluckt werden müssen, sollten mit mindestens 125 ml Flüssigkeit hinunter befördert werden – aber zum richtigen Zeitpunkt.
Einnahmezeitpunkt unabhängig von den Mahlzeiten
Clopidogrel und Torasemid werden beispielsweise unabhängig von den Mahlzeiten geschluckt. Das bedeutet, dass die Präparate vor, zu oder nach dem Essen eingenommen werden können.
Nüchtern
Furosemid und Phenoxymethylpenicillin gehören zu den Wirkstoffen, die nüchtern eingenommen werden sollten. Mit nüchtern ist nicht nur der Alkoholspiegel gemeint, die Angabe bezieht sich auf den Mageninhalt. Von nüchtern ist die Rede, wenn das Arzneimittel mindestens 30 Minuten – besser 60 Minuten – vor dem Essen oder frühestens zwei Stunden und besser drei Stunden nach dem Essen eingenommen werden soll.
Vor einer Mahlzeit
Arzneimittel wie beispielsweise Glibenclamid, Atenolol und Sotalol sollten vor einer Mahlzeit eingenommen werden – also 30 Minuten bis 60 Minuten vor dem Essen. Teilweise enthalten die Packungsbeilagen eine explizite Zeitangabe wie beispielsweise Repaglinid, das 15 Minuten vor dem Essen verabreicht werden sollte.
Mit einer Mahlzeit
Cefpodoximproxetil und Haloperidol werden mit einer Mahlzeit, also während des Essens oder kurz danach eingenommen.
Einnahmezeitpunkt nach einer Mahlzeit
Selegilin und Moclobemid werden direkt nach dem Essen eingenommen. Nach einer Mahlzeit kann aber auch bedeuten, dass das Präparat mit einem größerem Zeitabstand von zwei Stunden verabreicht werden sollte. Eine präzise Angabe liefert der Beipackzettel.
Vorsicht bei bestimmten Lebensmitteln
Nicht nur Arzneimittel, sondern auch Nahrungsmittel können verantwortlich für Wechselwirkungen sein. Hier einige Beispiele:
Alkohol
Alkohol wird wie viele Arzneimittel über die Leber verstoffwechselt. Bestimmte Antibiotika wie Cephalosporine und Metronidazol sowie Antimykotika wie Ketoconazol und Griseofulvin sollten nicht in Kombination mit Alkohol eingenommen werden, da sich deren Wirkstoffkonzentration im Organismus erhöhen kann. Daraus resultieren vermehrte unerwünschte Arzneimittelwirkungen und eine stärkere oder längere Wirkung.
Die Kombi mit Schmerz-, Schlaf- und Beruhigungsmitteln oder Antidepressiva ist ebenfalls tabu, da die zentraldämpfende Wirkung und die Nebenwirkungen verstärkt werden können. Im Allgemeinen sollte ohnehin auf Alkohol verzichtet werden, wenn eine Arzneimitteltherapie angezeigt ist.
Kaffee und Tee: Achtung Gerbstoffe und Koffein
Das bekannteste Beispiel sind Eisenpräparate, diese sollten nicht gemeinsam mit Kaffee oder Tee eingenommen werden. Die Gerbsäure bindet im Magen an das Eisen und verhindert so die Aufnahme. Orangensaft hingegen kann die Resorption unterstützen.
Aber auch mit Clozapin ist eine Wechselwirkung möglich. Koffein und Clozapin werden über CYP1A2 metabolisiert. Koffein wirkt außerdem als schwacher CYP1A2-Inhibitor. Der Clozapin-Plasmaspiegel kann erhöht werden.
Grapefruitsaft
Grapefruits sind zwar lecker, enthalten aber Stoffe, die den Abbau vieler Arzneimittel in der Leber hemmen – die Wirkstoffkonzentration kann um das Dreifache gesteigert werden. Eine Überdosierung kann die Folge sein. Calciumantagonisten, Statine und Immunsuppressiva sollten nicht in Kombination mit Grapefruitsaft eingenommen werden.
Milch
Milch enthält Calcium, das die Arzneimittelwirkung beeinflussen kann, da sich schwerlösliche Verbindungen bilden können. Möglich ist dies beispielsweise bei Schilddrüsenpräparten und Bisphosphonaten.
Vitamin K-haltige Lebensmittel
Brokkoli, Salat, Kohl, Spargel, Spinat, Erbsen und Bohnen enthalten Vitamin K, das die Wirkung von blutverdünnenden Arzneimitteln wie beispielsweise Phenprocoumon beeinflussen kann. Das gilt nicht für Heparine.
Lakritze
Süßholz kann in Kombination mit harntreibenden Arzneimitteln den Kaliumverlust erhöhen und so die Nebenwirkungen verstärken. Muskelschwäche, Müdigkeit oder Herzrhythmusstörungen können die Folgen sein.
Salami, Käse, Sauerkraut und weiße Bohnen
Tyramin steckt in vielen Lebensmitteln und wird im Körper gewöhnlich durch das Enzym Monoaminooxidase abgebaut. Bestimmte Antidepressiva wie einige Monoaminooxidase-Hemmer inhibieren Cytochrom-P450 2A6. Es werden die Enzyme blockiert, die für den Abbau der Neurotransmitter in den Nervenzellen zuständig sind, und deren Konzentration erhöht. Der Abbau mittels oxidativer Desaminierung der Botenstoffe gilt aber auch für körperfremde Stoffe wie Tyramin.
Das biogene Amin der Aminosäure Tyrosin besitzt unter anderem vasokonstriktive und dadurch blutdrucksteigernde Eigenschaften. Halten die Patienten keine tyraminarme Diät ein, können hypertensive Krisen und lebensbedrohliche Hirnblutungen die Folgen sein.
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