Statine gehören weltweit zu den am häufigsten verordneten Arzneimitteln. Hierzulande wurden im Jahr 2017 etwa 2,1 Milliarden Tagesdosen (DDD) der Substanzklasse zu Lasten der Kassen abgegeben. Spitzenreiter ist Simvastatin mit knapp 1,2 Milliarden DDD. Die Cholesterinsenker können jedoch zu verschiedenen unerwünschten Wirkungen führen. Ein Beispiel ist ein Mangel an Coenzym Q10.
Statine werden zur Behandlung einer Hypercholesterinämie begleitend zu einer Diät eingesetzt, wenn eine Nahrungsumstellung allein nicht erfolgreich war. Außerdem kommt die Stoffgruppe im Rahmen der Primärprävention kardiovaskulärer Ereignisse zum Einsatz.
Wirkstoff-Faktencheck:
Statine hemmen die HMG-CoA-Reduktase, ein Enzym, das als Zwischenprodukt bei der Cholesterinneusynthese eine Rolle spielt. Die Arzneistoffe unterdrücken die Cholesterinbildung, was mit einer verstärkten Aufnahme aus dem Blutplasma kompensiert wird. Der Low-densitity Lipoprotein (LDL)-Cholesterinspiegel im Blut sinkt. LDL ist hauptverantwortlich für den Großteil der Cholesterin-bedingten Schädigungen. Dosiert wird zwischen 5 und 80 mg. Die Einnahme erfolgt abends, weil nachts die körpereigene Cholesterinsynthese auf Hochtouren läuft.
Zu den unerwünschten Arzneimittelwirkungen zählen unter anderem Myalgien (Muskelschmerzen), Myopathien (entzündliche oder degenerative Muskelerkrankung) und Rhabdomyolyse (Untergang der Muskelzellen). Das Risiko ist dosisabhängig. Betroffene klagen über Muskelschmerzen, -empfindlichkeit oder -schwäche bei gleichzeitiger Erhöhung der Kreatinkinase.
Während einer Statintherapie sollten die Patienten auf Grapefruitsaft verzichten. Inhaltsstoffe der Frucht hemmen in der Leber Cytochrom P450-Enzyme und somit die Metabolisierung der Arzneistoffe. Das Risiko für unerwünschte Arzneimittelwirkungen erhöht sich.
Warum Q10?
Coenzym Q10 ist in den Mitochondrien – den Kraftwerken unserer Zellen – enthalten. Das Chinon-Derivat ist ein Substrat der Atmungskette und durch Beteiligung an der oxidativen Phosphorylierung maßgeblich für die ATP-Synthese verantwortlich. Fehlt Ubichinon-50, fehlt es auch an Energie für die Herzmuskelaktivität, die Muskelfunktion und die Gehirnfunktion.
Die körpereigene Substanz zeigt strukturelle Ähnlichkeiten zu den Vitaminen A und K und wird wie Cholesterin in der Leber produziert. Q10 und Cholesterin haben den gleichen biochemischen Reaktionsweg. Weil Statine die Cholesterinsynthese hemmen, unterbinden sie also auch die Produktion von Coenzym Q10, da Ausgangsstoffe für die Biosynthese des Coenzyms nicht in vollem Maß vorliegen. Muskelschmerzen können die Folge sein. Eine Substitution von Coenzym Q10 kann somit Muskelschmerzen entgegenwirken.
Öliger Fisch, Nüsse, Innereien, Hülsenfrüchte, Rosenkohl und Brokkoli zählen zu den Q10-Lieferanten. Pro Tag können zwischen drei und fünf Milligramm des Chinon-Derivats über die Nahrung aufgenommen werden.
Die Sache mit dem Alter
Die körpereigene Q10-Synthese nimmt bereits ab dem 30. Lebensjahr ab. Hier liegt die Krux, denn vor allem ältere Patienten werden häufig mit Statinen behandelt, was die Abnahme der Q10-Konzentration zusätzlich fördert. Diskutiert wird eine Reduktion von bis zu 50 Prozent unter einer Statin-Therapie.
Patienten mit einem erhöhten Bedarf können täglich 100 mg Q10 substituieren. Eine höhere Zufuhr kann zu Nebenwirkungen wie Durchfall, Übelkeit, Appetitverlust, Unwohlsein, Reizbarkeit und Hautausschlag führen.
Vorsicht bei Antikoagulantien
Patienten, die zur Hemmung der Blutgerinnung mit Antikoagulantien behandelt werden, sollten Q10 nur in Rücksprache mit dem Arzt substituieren. Das Coenzym kann aufgrund der strukturellen Ähnlichkeit die Wirksamkeit des Gerinnungshemmers verringern.
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