Schutzmaßnahmen, Ansteckungsgefahr, Kurzarbeit: Die Corona-Pandemie stellt Apothekenteams vor neue Herausforderungen. Dabei gilt eine Schließung der Offizin infolge einer Corona-Infektion für Apotheken als Worst-Case-Szenario. Gemäß Robert Koch-Institut (RKI) muss im Falle einer Erkrankung in einer Apotheke nicht unbedingt das komplette Personal unter Quarantäne gestellt oder die Apotheke direkt geschlossen werden. Diese Vorgehensweise befürworten drei Viertel der Apotheker*innen und PTA (75 Prozent), wie die aktuelle aposcope-Umfrage zeigt.
Trotz Corona-Infektion: Apotheken wollen Schließungen vermeiden
Zwar geben 90 Prozent der Apotheker*innen und PTA an, dass es in ihrem Kollegenkreis bisher keine Covid-19-Erkrankung gab, dennoch mussten in den letzten Wochen bereits mehrere Apotheken aufgrund einer Infektion schließen. Dabei gefährdet eine Schließung der Offizin das wirtschaftliche Überleben. Die gute Nachricht ist jedoch: Gemäß dem RKI ist es im Falle einer Infektion in der Apotheke nicht zwingend notwendig, direkt alle Mitarbeiter*innen unter Quarantäne zu stellen und die Apotheke zu schließen. Stattdessen könne der Betrieb und damit die pharmazeutische Versorgung unter gewissen Voraussetzungen aufrechterhalten werden. Bei drei Viertel der Befragten (75 Prozent) findet dieses Prozedere Anklang, wobei vor allem Inhaber*innen dies befürworten (97 Prozent).
Behandlung von Covid-19: Keine Bevorratung mit Morphin und Co.
Die Zahl der Corona-Erkrankten wächst auch in Deutschland weiter und die Suche nach geeigneten Behandlungsmöglichkeiten läuft auf Hochtouren. In Apotheken werden weiterhin vor allem fiebersenkende Mittel (83 Prozent) sowie Schmerzmittel (76 Prozent) stark nachgefragt. Zur Behandlung an Covid-19-erkrankter Patienten kommen auch Opiate wie Morphin oder Sedativa infrage. Eine Bevorratung mit entsprechenden Medikamenten hält allerdings die Mehrheit der Befragten (58 Prozent) derzeit nicht für sinnvoll. Für die Hälfte der Apotheker*innen und PTA ist eine Bevorratung mit Morphin (50 Prozent) und Fentanyl (47 Prozent) derzeit kein Thema, bei Sufentanil (73 Prozent), Remifentanil (71 Prozent) und Midazolam (61 Prozent) ist der Anteil sogar noch höher.
In Bezug auf Schnelltests auf Antikörper gegen Sars-CoV-2 nach österreichischem Vorbild ist das Apothekenpersonal gespalten: Knapp die Hälfte der Befragten (47 Prozent) würde solche Tests in ihrer Apotheke begrüßen, während die andere Hälfte (48 Prozent) dies ablehnt. Um den Anstieg der Infektionszahlen weiter zu verlangsamen, sprechen sich 50 Prozent der Umfrageteilnehmer*innen für eine Verlängerung des Kontaktverbotes um zwei bis vier Wochen aus. Außerdem wünscht sich mehr als die Hälfte (53 Prozent) eine Mundschutzpflicht beim Einkaufen.
Sorge um andere weiter an erster Stelle
Während die Hälfte der Befragten (49 Prozent) seit dem Kontaktverbot von einer gleichbleibenden oder sogar steigenden Kundenanzahl berichtet, ist für 46 Prozent ein Kundenrückgang spürbar. Daher kamen bereits in Kalenderwoche 14 flexible Arbeitszeiten (30 Prozent), Überstundenabbau (22 Prozent) oder Kurzarbeit (8 Prozent) zum Tragen. Dadurch wächst natürlich auch die Existenzangst: Rund ein Drittel der Umfrageteilnehmer*innen sorgt sich um die eigene wirtschaftliche beziehungsweise finanzielle Lage (31 Prozent) sowie das wirtschaftliche Überleben der Apotheke (29 Prozent).
Dennoch gilt die größte Sorge von Apothekenteams weiterhin anderen: Knapp zwei Drittel (64 Prozent) der Befragten sind derzeit am häufigsten um die Gesundheit von Angehörigen aus einer Risikogruppe besorgt. Erst an zweiter Stelle folgt die Sorge um die wirtschaftliche Stabilität Deutschlands (56 Prozent). Weiteren 32 Prozent bereitet die eigene körperliche Gesundheit Sorgen. Zudem befürchten mehr als drei Viertel (78 Prozent) des Apothekenpersonals, dass sich das Coronavirus in den nächsten Wochen weiter massiv ausbreiten wird. Zwei Drittel (66 Prozent) gehen außerdem von vielen Todesopfern in Deutschland aus, auch wenn diese Befürchtungen im Vergleich zur Vorwoche (82 Prozent sowie 70 Prozent) leicht zurückgegangen sind.
Hinweis zur Methodik: aposcope befragt seit dem 25. Februar 2020 jede Woche verifizierte Apotheker*innen und PTA online zum Thema Coronavirus. An der aktuellen Umfrage zur „Zahl der Woche“ nahmen am 7. April 2020 insgesamt 306 Apotheker*innen und PTA teil.
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