Die Sonne lacht und lockt uns ins Grüne. Aber Vorsicht. Wer ein unbeschwertes Bad in der Sonne genießen will, sollte nicht nur an einen hohen Lichtschutzfaktor denken, sondern auch seine Medikation checken. Der Grund: Beinahe jedes zweite Arzneimittel kann die Haut lichtempfindlicher machen. Arzneimittel und Sonne sind also nicht immer eine gute Kombi.
Forscher:innen konnten 387 Arzneistoffe identifizieren, die in Verbindung stehen, die Haut lichtempfindlicher zu machen. Die Folge: photoallergische oder phototoxische Reaktionen, die sich in Juckreiz, Rötung oder Pusteln äußern können. Und dabei genügt schon eine geringe UV-Belastung. Langfristig kann eine Fehlpigmentierung der Haut mit hellen (Hypopigmentierung) oder dunklen (Hyperpigmentierung) Flecken die Folge sein.
Sonnenbrand vs. phototoxische Reaktion
Ein Sonnenbrand entsteht in der Regel durch die kurzwellige und energiereiche UVB-Strahlung. Für phototoxische und photoallergische Reaktionen ist überwiegend UVA-Strahlung verantwortlich, denn diese kann tiefer in die Haut eindringen und so auf in den Blutbahnen zirkulierende Arzneistoffe und deren Abbauprodukte treffen.
Arzneimittel und Sonne: Die üblichen Verdächtigen
Zu den photosensiblen Arzneistoffen gehören topisch und systemisch anzuwendende Wirkstoffe. Hier einige Beispiele:
- Diuretika wie Hydrochlorothiazid, Furosemid, Spironolacton, Torasemid oder Triamteren und Xipamid
- Arzneimittel zur Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Amiodaron, Amlodipin, Enalapril, Lisinopril oder Ramipril, Captopril, Enalapril oder auch Nifedipin sowie die Sartane
- der Thrombozytenaggregationshemmer Clopidogrel
- nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) und Coxibe wie Naproxen, Ketoprofen, Diclofenac und Ibuprofen sowie Celecoxib sowie Mesazalin
Unter einer Behandlung mit den entzündungshemmenden Arzneistoffen sind starke photochemische Hautreaktionen vor allem dann möglich, wenn sie regelmäßig und in hohen Dosen eingenommen werden. Auch die Triptane Suma-, Nara- und Zolmitriptan können die Haut lichtempfindlicher machen. - Proteinkinasehemmer wie Dasatinib, Imatinib und Gefitinib sowie monoklonale Antikörper wie Trastuzumab, Nivolumab und Eculizumab
- Antiepileptika wie Valproinsäure, Carbamazepin, Lamotrigin oder Phenytoin besitzen ein besonders hohes Potential
- Antibiotika aus der Gruppe der Gyrasehemmer, Tetrazykline oder Sulfonamide wie zum Beispiel Doxycyclin oder Ciprofloxacin
- antimykotische Wirkstoffe wie Ketoconazol, Itraconazol und Terbinafin
- Antidepressiva und Antipsychotika wie Amitriptylin oder Promethazin
- Antiallergika wie Diphenhydramin, Cetirizin und Loratadin
- Hormonpräparate, die Estrogene oder Progesteron sowie Hydrocortison und Melatonin enthalten
- die Protonenpumpenhemmer (PPI) Esomeprazol, Pantoprazol und Rabeprazol
- Allopurinol, Febuxostat und Colchicin, die gegen Hyperurikämie zum Einsatz kommen
- Johanniskraut – das enthaltene Hypericin kann zum sogenannten Hypericismus führen, jedoch ist mittlerweile umstritten, ob die bei Depressionen verabreichten Dosen ausreichen, um wirklich zu Beschwerden zu führen
- Salben und Cremes mit Corticosteroiden, Isotretinoin oder Methoxalen
Photallergisch oder phototoxisch?
Phototoxische Reaktionen treten meist unmittelbar nach dem Sonnenbad auf – ohne Sensibilisierungsphase. Betroffen sind vor allem die Hautareale, die der Sonne ungeschützt ausgesetzt waren und nicht von Kleidung bedeckt waren.
Photoallergische Reaktionen treten weniger häufig auf als phototoxische Reaktionen. Außerdem kommen sie erst nach wiederholter Sonnenexposition zum Vorschein. Der Grund: Die langwelligere UVA-Strahlung kann komplizierte chemische Reaktionen in Gang setzen, weil die Wirkstoffe Photonen aus der UV-Strahlung absorbieren können. Dadurch gelangen sie kurzzeitig in einen angeregten energetischen Zustand. Wird dieser wieder verlassen, wird die überschüssige Energie in Form von Wärmeenergie abgegeben. Der Hitzeüberschuss führt zu Hautreizungen und -schäden. Ob eine solche Reaktion in Gang gesetzt wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie beispielsweise Hautdicke, Körpertemperatur und Behaarung oder chemische und physikalische Eigenschaften wie pH-Wert oder Lipophilie des Arzenistoffs. Aber auch die Art der Applikation sowie die Wirkstoffkonzentration und die verwendeten Hilfsstoffe können entscheidend sein.
Der photosensibilisierende Wirkstoff bindet in der Haut an Proteine und bildet Antigene, die bei erneuter Aussetzung zu einer Reaktion führen können. Somit sind Hautreaktionen an allen Körperstellen möglich, auch an denen, die der Sonne nicht unmittelbar ausgesetzt waren.
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