Trotz bundesweiter Maskenpflicht kehrt Deutschland derzeit in kleinen Schritten zur Normalität zurück. So haben kleinere Geschäfte und Schulen wieder teilweise geöffnet und auch Friseursalons nehmen den Betrieb bald wieder auf. Über mögliche neue Lockerungen wollen Bund und Länder nach diesem Wochenende entscheiden. Das Apothekenpersonal sieht dies jedoch kritisch. Mehr als drei Viertel der Apotheker*innen und PTA (78 Prozent) befürchten durch weitere künftige Lockerungen einen Anstieg der Infektionskurve, dies zeigt die neue aposcope-Umfrage.
Seit Beginn letzter Woche sind erste Lockerungen der Corona-Regelungen in Kraft, die nach wochenlanger Schließung vor allem im Einzelhandel für Aufatmen gesorgt haben. Sowohl die Bundesregierung als auch Virologen haben jedoch eindringlich davor gewarnt, dass durch diesen ersten Schritt zurück in die Normalität die Zahl der Corona-Erkrankungen wieder steigen könnte. Diese Sorge teilen drei Viertel (74 Prozent) der Umfrageteilnehmer*innen. Sollte es demnächst noch weitere Lockerungen geben, ist die Besorgnis beim Apothekenpersonal sogar noch größer (78 Prozent).
Um die Übertragung des Virus einzudämmen, haben inzwischen alle Bundesländer eine Maskenpflicht eingeführt, die sowohl im öffentlichen Nahverkehr als auch beim Einkaufen gilt – das betrifft auch Apotheken. Kunden müssen beim Betreten der Apotheke eine Maske tragen, bei Nichteinhaltung droht je nach Bundesland ein Bußgeld. Fehlt eine Mund-Nasen-Bedeckung bei Kunden, verweigern ihnen derzeit 44 Prozent des Apothekenpersonals den Zutritt. 14 Prozent der Teilnehmer*innen verkaufen den Kunden vor dem Betreten der Offizin über die Notdienstklappe eine entsprechende Maske und 8 Prozent bedienen Kunden ohne Maske komplett über die Notdienstklappe. Ein Drittel der Apotheker*innen und PTA (33 Prozent) berichtet außerdem von unangenehmen Situationen in der Offizin wegen Kunden ohne Maske. Um sich selbst und die Kunden zu schützen, geben zwei Drittel der Befragten (68 Prozent) an, dass in ihrer Apotheke auch alle Mitarbeiter*innen eine Schutzmaske tragen.
Viele Apotheken haben Masken-Vorrat
Bereits vor der bundesweiten Maskenpflicht war die Nachfrage nach Schutzmasken und Mund-Nasen-Bedeckungen hoch. Diese hält auch weiterhin an. Laut einem Viertel der Befragten (28 Prozent) kommen etwa 25 bis 50 Prozent der Kunden nur in die Offizin, um eine Maske zu kaufen. Bereits in der letzten Woche gab die deutliche Mehrheit der Befragten (83 Prozent) an, in der Offizin wieder einen Vorrat an Masken zum Verkauf zu haben. 70 Prozent der Apotheker*innen haben derzeit sogar die lange Zeit ausverkauften filtrierenden Atemmasken (FFP2 und FFP3) vorrätig. OP-Masken sind sogar in 82 Prozent der Apotheken vorhanden. Dagegen ist der Vorrat an Alltags- oder Community-Masken in Apotheken eher gering (48 Prozent). Sowohl filtrierende Masken als auch OP-Masken bezieht das Apothekenpersonal dabei vor allem über Händler oder Zwischenhändler (38 Prozent und 44 Prozent). Aber auch der Großhandel sowie der direkte Bezug vom Hersteller spielen bei rund jedem Vierten (OP-Masken) beziehungsweise jedem fünften Befragten (FFP2 und FFP3) eine Rolle.
Wirtschaftliche Situation von Apotheken: Kundenzahlen und Umsatz variieren
Nach einem Kundenansturm in den ersten Wochen der Corona-Pandemie sind die Kundenzahlen in vielen Apotheken zuletzt eingebrochen, sodass vielerorts Überstunden abgebaut oder sogar Kurzarbeit angemeldet werden musste. Somit wuchs auch die Sorge um das wirtschaftliche Überleben der Offizin und den eigenen Arbeitsplatz. Dennoch beurteilen zwei Drittel (67 Prozent) des Apothekenpersonals die derzeitige Geschäftslage ihrer Apotheke als sehr gut bis eher gut.
Bei einem Vergleich der aktuellen Kundenzahlen mit dem Vorjahr zeigt sich ein gemischtes Bild. Von den 100 befragten Inhabern/Filialleitern berichten 47 Prozent im April 2020 von weniger Kunden als im Vorjahresmonat, während ebenfalls 47 Prozent unveränderte oder sogar gestiegene Kundenzahlen verzeichnen. Demnach ist der Umsatz im Jahresvergleich laut 48 Prozent der Filialleiter unverändert oder höher, wohingegen 42 Prozent Umsatzeinbußen hinnehmen müssen.
Unterschiedliche Aufschläge für Pflegehilfsmittel
Derzeit wird über eine höhere Kassenpauschale für Pflegehilfsmittel diskutiert, die Pflegende benötigen, um betroffene Angehörige zu Hause zu pflegen. Dazu gehören Produkte wie Betteinlagen, Einmalhandschuhe, sowie Desinfektionsmittel und Schutzmasken, die aktuell zum Teil verstärkt nachgefragt werden. Während die Versorgung mit entsprechenden Produkten bis auf Einmalhandschuhe in den Apotheken überwiegend gesichert ist, ist mit Ausnahme von Betteinlagen bei allen Pflegehilfsmitteln ein Anstieg des Einkaufspreises festzustellen. Besonders betroffen sind davon Schutzmasken, für die laut mehr als drei Viertel der befragten Inhaber (77 Prozent) ein Aufschlag von 100 Prozent oder mehr fällig wird. 30 Prozent der Inhaber berichten, dass der Einkaufspreis von Desinfektionsmitteln seit Beginn der Corona-Epidemie um bis zu 50 Prozent gestiegen ist, laut 40 Prozent sogar um 100 Prozent oder mehr.
Hinweis zur Methodik: aposcope befragt seit dem 25. Februar 2020 jede Woche verifizierte Apotheker*innen und PTA online zum Thema Coronavirus. An der aktuellen Umfrage zur „Zahl der Woche“ nahmen am 29. und 30. April 2020 insgesamt 301 Apotheker*innen und PTA teil. Die Umfrage ist repräsentativ für die deutsche Apothekenlandschaft.
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