Leiden Patient:innen unter Epilepsie oder bestimmten psychischen Erkrankungen, gehören Arzneimittel mit Valproinsäure zu den Mitteln der Wahl. Außerdem kommt der Wirkstoff auch off-label zur Migräneprophylaxe zum Einsatz. Die Dosierung richtet sich meist nach dem Körpergewicht der Patient:innen. Ein Unterdosieren von Valproinsäure kann dabei gefährlich werden.
Valproinsäure und das Salz Valproat aus der Grupppe der Antiepileptika werden zur Behandlung von generalisierten Anfällen sowie fokalen und sekundär generalisierten Anfällen und zur Kombinationsbehandlung bei anderen Anfallsformen, wenn diese auf die übliche antiepileptische Behandlung nicht ansprechen, eingesetzt. Der Wirkstoff besitzt krampflösende Eigenschaften, die auf eine Blockade spannungsabhängiger Natrium- und Calciumkanäle zurückgehen. Zudem erhöht Valproinsäure die Konzentration der Gamma-Aminobuttersäure (GABA).
In der Regel werden Arzneimittel mit Valproinsäure einschleichend dosiert. Die Initialdosis zur Behandlung von Epilepsie beträgt laut Fachinformation meist 5 bis 10 mg Valproinsäure/kg Körpergewicht. Alle vier bis sieben Tage kann eine Steigerung um je 5 mg erfolgen. Für Erwachsene ab 60 kg Körpergewicht wird eine durchschnittliche Tagesdosis von 1.200 bis 2.100 mg empfohlen.
Wird der Wirkstoff verordnet, ist die genaue Dosierungsanweisung zu befolgen. Ein Unterdosieren von Valproinsäure kann zu schweren gesundheitlichen Folgen führen, wie ein aktueller Fall zeigt.
Der Fall
Wie das Critical Incident Reporting System (CIRS) der Ärztekammer Berlin aktuell berichtet, waren einem Patienten im Krankenhaus zweimal täglich 500 mg Valproinsäure zur oralen Einnahme verordnet. Doch das entsprechende Arzneimittel war in dieser Stärke im Krankenhaus nicht verfügbar. Die zuständige Pflegekraft entschied daher, auf eine andere Stärke auszuweichen – ohne dies mit dem/der behandelnden Ärzt:in abzusprechen. Ein entsprechender Vermerk in der Patientenakte erfolgte ebenfalls nicht. Genau verabreichte sie dem Mann zweimal täglich 300 mg Valproinsäure. Die Folge: ein epileptischer Anfall, denn statt der täglichen Dosis von 1.000 mg erhielt der Patient lediglich 600 mg.
Valproinsäure möglichst nicht unterdosieren
Die Expert:innen vom CIRS weisen darauf hin, dass die Medikation keinesfalls eigenmächtig – sprich ohne Arztrücksprache – geändert werden darf. Dies gilt sowohl für den verordneten Wirkstoff als auch die Dosierung, das Dosierschema sowie die Darreichungsform, und zwar unabhängig davon, ob Lieferengpässe vorliegen oder nicht.
Im entsprechenden Fall hätte anstelle des Unterdosierens von Valproinsäure zunächst erfragt werden müssen, ob der Patient zunächst aus seinem eigenen Medikamentenbestand hätte versorgt werden können, bis die benötigte Stärke im Krankenhaus wieder verfügbar ist. Wäre ein Ausweichen auf eine geringere Wirkstoffstärke unvermeidlich gewesen, hätte der Mann zudem wenigstens dreimal täglich die Dosis von 300 mg erhalten müssen, allerdings auch dies nur mit ärztlicher Verordnung. Mehr noch: „Parallel zur mündlichen Klärung ist die Anordnung bzw. Lösung des Problems für alle nachvollziehbar zu dokumentieren. Patient:innen sind bei Änderungen einzubeziehen und aufzuklären – auch, um Unsicherheiten zu vermeiden.“
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