Achtung, Ischämie: Medikationsfehler bei Epinephrin-Pen
Notfallpens mit Epinephrin können Leben retten, doch bei der Anwendung drohen auch Gefahren, wie die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) informiert und vor einer Ischämie durch Medikationsfehler bei Epinephrin-Pens warnt.
Notfallpens wie Emerade oder Jext setzen in der Regel auf Epinephrin, das an die Alpha- und Beta-Adrenorezeptoren bindet und dafür sorgt, dass sich die durch den Kontakt mit dem Allergen erweiterten Gefäße wieder verengen. Herzfrequenz und Blutdruck steigen, die Bronchien werden erweitert und die Histaminausschüttung gehemmt. Die Pens sollten bei maximal 25 Grad aufbewahrt werden, da Epinephrin temperaturempfindlich ist.
Neben der korrekten Lagerung ist jedoch auch entscheidend, die Notfallpens richtig anzuwenden, um einer Anaphylaxie entgegenzusteuern, wie die AkdÄ aktuell informiert. Grund dafür ist ein Fallbericht über einen Medikationsfehler beim Epinephrin-Pen Fastjekt Junior (Viatris). Denn bei falscher Anwendung drohen Gefahren – für Patient:innen und Behandelnde.
Unklarheiten bei der Anwendung der Pens
Bei einer Behandlung im Krankenhaus zeigte ein zweijähriges Kind eine allergische Reaktion und sollte mit Fastjekt Junior (1 mg Epinephrin) behandelt werden. Doch der Pen wurde irrtümlich falsch herum angewendet. Die Folge: Nicht der Patient erhielt das benötigte Medikament, sondern dieses wurde in den Daumen der behandelnden Person injiziert.
Zu den Gründen für das Zustandekommen des Medikationsfehlers beim Epinephrin-Pen zählen die Meldenden neben Hektik und Unruhe des Patienten auch Unerfahrenheit im Umgang mit dem Pen sowie mitunter verwirrende Produkteigenschaften, „die die sichere Anwendung des Autoinjektors kompromittieren könnten und dadurch die Arzneimitteltherapiesicherheit und die Patientensicherheit gefährden“, heißt es. Dabei werden unter anderem eine sehr kleine Schrift auf dem Pen, die Auslösung durch Druck auf die Nadelhülle anstelle durch Daumendruck wie bei anderen Pens sowie die beidseitige Öffnung des Pens genannt, wodurch die Nadelaustrittsstelle nicht klar erkennbar sei.
Epinephrin-Pens: Medikationsfehler durch Übung vermeiden
Umso wichtiger sei eine umfassende Schulung von Anwender:innen – sowohl Fachpersonal als auch Angehörige und Patient:innen selbst. Denn: Auch wenn es im vorliegenden Fall nicht dazu kam, drohen bei Medikationsfehlern mit einem Epinephrin-Pen mitunter schwere Gesundheitsschäden. Während der/die Patient:in in einer Notfallsituation dadurch mitunter nicht rechtzeitig versorgt werden kann – insbesondere, wenn kein Ersatzpen zur Verfügung steht –, kann die versehentliche Gabe von Epinephrin bei dem/der Behandelnden zu einer peripheren Ischämie – Durchblutungsstörung in den Beinen oder Armen – führen, so die Warnung. Dafür genügt bereits eine Dosis von 300 mg Epinephrin, wie sie in zahlreichen Autoinjektoren für Erwachsene enthalten ist, stellt die AkdÄ klar. „Bei dieser Konzentration ist das Risiko einer peripheren Ischämie gegeben, die zu einer Nekrose führen kann, wenn Epinephrin versehentlich in die Hand oder den Finger injiziert wird, mit der Folge starker akuter Schmerzen und ggf. Neurapraxie“.
Die Expert:innen appellieren daher zur Durchführung von regelmäßigen Trainings mit wirkstofffreien Dummys sowie zur Berücksichtigung von Warnhinweisen und Schulungsmaterial der Hersteller.
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